Die Romantherapie: 253 Bücher für ein besseres Leben (German Edition)

in der Gegend rumstehen« über »Enthemmung. Kontrollverlust. Euphorie« bis zu »weg hier, bevor irgendein Trottel das Putzlicht anschaltet« durchlebt haben, dann haben Sie es geschafft. Sie haben mitgefeiert, mitgetrunken und mitgetanzt. Nur mitleiden müssen Sie am nächsten Tag nicht. Komplett katerfrei können Sie zum Brunch ihrer ehemaligen WG -Mitbewohner in die Vorstadt fahren. Und haben jede Nostalgie, jeden Wunsch, wieder zwanzig zu sein, abgelegt. Denn beim Lesen ist Ihnen wieder eingefallen, wie unerfreulich es ist, nach drei Stunden Anstehen einen halbleeren Club zu betreten, wie enttäuschend, dass der DJ niemals ihren Lieblingstrack spielt, und wie anstrengend, dass auch der kleinste Smalltalk bei Technobeats in einem verständnislosen »Was?« und Kopfschütteln untergeht.
    Falls es Ihnen aber nach drei Stunden bei pochiertem Ei, Latte macchiato und Kindergeschrei doch wieder in den 267 Füßen juckt, dann schnappen Sie sich einen Stift und tragen Sie einen Clubbesuch in Ihren Kalender ein (denn Spontaneität ist rein biologisch ab dem dreißigsten Lebensjahr nicht mehr möglich). Die Stimmen in Ihrem Kopf, die Ihnen einreden wollen, dass Sie auf der Party niemanden kennen werden, dass Sie der oder die Älteste sein werden, bringen Sie mit den Beastie Boys und ihrem »Fight for Your Right (To Party!)« zum Schweigen. Schließlich nennt Tino Hanekamp seinen Roman »eine Hymne auf den Wagemut, die Abenteuerlust und Selbstaufgabe«. Da sind Sie dabei.
    ▶ Midlife-Crisis

Pensionierung
    Das Rätsel der Ankunft
V. S. Naipaul
    Für viele ist der Moment, in dem sie ihren Job an den Nagel hängen, einer, der ihnen Angst macht – wenn nicht ihnen selbst, dann vielleicht ihrem Partner oder ihrer Partnerin. Was werden Sie in den kommenden paar Jahrzehnten noch anstellen? Sich auf eine abenteuerliche Weltreise begeben, Ihre Verschrobenheiten kultivieren, Sanskrit lernen oder der Familie und den Nachbarn ins Gehege kommen, weil sie nervigerweise andauernd da sind?
    Die Pensionierung bietet Ihnen nach sehr langer Zeit die erste Gelegenheit, ein bisschen nachzudenken, und um damit anzufangen, lesen Sie Das Rätsel der Ankunft , V. S. Naipauls fiktionalisierte Meditation über sein eigenes Leben – darüber, wie es dazu kam, dass er aus seinem Heimatland Trinidad fortging und sich für seine letzten Lebensjahre im englischen Dorset niederließ. Als junger Mann studierte Naipaul an der Universität von Oxford, danach bereiste er ausgiebig und immer wieder von neuem die Welt – Afrika, Indien, Amerika und die islamischen Staaten. Jetzt richtet Naipaul seinen Außenseiterblick auf das uralte Herz Englands, dorthin, wo er »wahrhaft fremd« war, wo er aber trotzdem fühlt, eine zweite Chance zu bekommen – die Chance auf »ein neues Leben, reicher und ausgefüllter als jedes, das ich sonstwo gehabt hatte«. Zum ersten Mal ist er 268 »in Einklang mit einer Landschaft«: Die Hagebutten und Weißdorne Englands entsprechen seinem Temperament eher als die üppige tropische Vegetation Trinidads. Eine überraschende und inspirierende Entdeckung für jemanden in diesem Abschnitt seines Lebens. Müssen auch Sie noch die Landschaft finden, mit der Sie im Einklang stehen, zu der Sie gehören?
    Bukolisch und beschaulich wird Das Rätsel der Ankunft Ihnen Mut machen, eine Bestandsaufnahme Ihres Lebens vorzunehmen und sich darüber zu freuen, wie sich neue Möglichkeiten entfalten. Versuchen Sie – wie es Naipaul so wunderschön gelingt –, die Einzelheiten des Lebens in den Blick zu bekommen, zum Beispiel so etwas wie die Beobachtung, dass das Gras auf einem gemähten Weg durch einen Obstgarten von einem Rasenmäher geschnitten wurde, der in zwei Richtungen unterwegs war, »eine Schwade hinauf, eine Schwade hinunter … die eine Schwade im entgegengesetzten Strich zum Gras der anderen, so dass die beiden Schwaden zwei deutlich unterschiedliche Farben zeigten, eine grün, eine beinahe grau«. Nur weil Sie pensioniert sind, heißt das noch lange nicht, dass Sie nicht mehr lernen können, die Welt neu zu sehen – gerade jetzt, wo Sie endlich Zeit dafür haben.
    ▶ Abschiede
    ▶ Langeweile

Pleite sein
    Der große Gatsby
F. Scott Fitzgerald

Gierig
Martin Amis

Anton Reiser
Karl Philipp Moritz
    Sie sind pleite. Das ist die eine Hälfte des Problems. Vielleicht haben Sie Ihren Job verloren ( ▶ Arbeitslosigkeit und ▶ Depression, wirtschaftliche ) oder Sie geben mehr aus, als Sie verdienen. Aber Sie sind davon