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Die Rose der Highlands

Die Rose der Highlands

Titel: Die Rose der Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
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Geld, und dieses Ansinnen habe
ich mit Liebe verwechselt. Ihnen muss ich nur in die Augen schauen und …«
    Lili sprang vom Tisch auf und unterbrach ihn unwirsch.
    Â»Liam! Nicht! Kommen Sie. Wir versuchen trockenen Fußes nach Litte
Scatwell zu gelangen. Heute Morgen war die Brücke noch überspült, aber ich glaube,
das Wasser hat sich zurückgezogen.« Lili eilte zum Fenster und blickte hinaus
in den Park. Endlich konnte man wieder die alten Bäume sehen, denn der Regen
hatte aufgehört. Und mehr noch. Durch ein winziges Wolkenloch hatte sich ein
einzelner Strahl seinen Weg zur Erde gebahnt.
    Â»Schauen Sie nur, Liam, wenn das kein Zeichen ist«, rief Lili
begeistert aus. Das Herz ging ihr auf beim Anblick dieses vorwitzigen einsamen
Sonnenstrahls. Ihr war, als sei er von Dusten geschickt und solle ihr
signalisieren, dass das Leben auch ohne ihn weiterging. Und dass es aus jedem
Tal wieder einen Weg hinaus gab …
    Liam trat zu ihr ans Fenster. Lili spürte seinen Atem in ihrem
Nacken. Wie schön wäre es, wenn er mich umfassen würde und … Ohne zu überlegen,
drehte sie sich zu ihm um und bot ihm ihren Mund zum Kuss. Zärtlich und kein
bisschen überrascht drückte Liam seine Lippen auf ihren Mund. In diesem
Augenblick vergaß Lili alles um sich herum. Liam war ein erfahrener Mann und
kein Anfänger. Er küsste sanft und fordernd zugleich. Erst als sie den würzigen
Tabakgeschmack vermisste, der Dustens Küsse stets begleitet hatte, zuckte sie
erschrocken zurück.
    Â»Entschuldigen Sie, das war nicht so gemeint, ich weiß auch nicht,
wie das geschehen konnte …«, stammelte Lili.
    Liam legte ihr liebevoll den Finger auf die Lippen. »Sagen Sie jetzt
bitte nicht: Liam, vergessen Sie, was eben zwischen uns geschehen ist! Denn das
werde ich garantiert nicht tun! Aber ich erwarte auch nicht, dass es sich
wiederholt. Im Gegenteil, ich hoffe es.« Er schmunzelte.
    Lili aber eilte mit hochrotem Kopf zur Tür. »Kommen Sie, wir müssen
los, bevor es wieder zu regnen beginnt«, rief sie eine Spur zu schrill. In
ihrem Kopf tobte alles wild durcheinander. Was ging nur in ihr vor, dass sie
ihm ständig Hoffnungen machte und doch keine Nähe zu ihm wünschte? Sie nahm
sich fest vor, sich in Zukunft vor solch zauberhaften Augenblicken in Acht zu
nehmen.
    Â»Liam, ich weiß wirklich nicht, was in mich gefahren war«, sagte sie
entschuldigend, während sie in ihre Stiefel schlüpfte.
    Â»Wenn Sie sich noch einmal entschuldigen, dann müssen Sie sich einen
anderen Anwalt suchen«, erklärte er scheinbar scherzhaft, doch Lili spürte sehr
wohl den Kern der Wahrheit dahinter.
    Â»Ich verspreche es!«, erwiderte sie hastig.
    Die Luft war nach dem vielen Regen noch frischer und reiner, als sie
ohnehin im Tal von Strathconon zu sein pflegte. Schweigend gingen sie
nebeneinander in Richtung der Brücke. Alle paar Schritte versuchten sie, die
Pfützen zu umrunden, doch es waren so viele, dass sie schließlich mittendurch
stapften.
    Â»Schauen Sie, das Wasser ist tatsächlich zurückgewichen«, stellte
Lili erfreut fest, als sie sich der Brücke näherten und sie diese aus dem Fluss
ragen sah.
    Wenn die Brücke begehbar war, dann würden sie problemlos nach Little
Scatwell gelangen. Auch der Fluss nahm kaum noch mehr als sein altes Bett in
Anspruch, aber er donnerte immer noch mit atembraubender Geschwindigkeit durchs
Tal.
    Â»Ach, ist das schön«, seufzte Lili, während sie den reißenden Strom
von oben, über das Geländer gelehnt, betrachtete. Doch dann erstarrte sie. An
den Pfeilern der Brücke hatte sich etwas verfangen, das wie ein menschlicher
Körper aussah. Sie schrie auf, denn sie ahnte, wer das war. Liam blickte in die
Richtung, in die Lili deutete, und wurde blass.
    Â»Das ist der alte Baird«, erklärte Lili schreckensbleich.
    Â»Ich werde ihn aus seiner Falle befreien«, entgegnete Liam, und ehe
Lili es sich versah, war der Anwalt die Böschung hinuntergeklettert und
versuchte, den leblosen Körpers des alten Mannes aus dem Wasser zu ziehen.
Dabei kam er ins Straucheln und es sah ganz so aus, als würde er in den
wildgewordenen River Conon stürzen.
    Erneut schrie Lili auf, doch Liam konnte sich rechtzeitig festhalten
und warf ihr einen wissenden Blick zu. Ob er gemerkt hat, wie sehr ich um ihn
zittere, fragte sich Lili. Voller Anspannung verfolgte sie,

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