Die Rose der Highlands
erwiderte
Fiona zuckersüÃ.
Fiona hatte recht. Wie oft war der Anwalt zu den Besprechungen mit
Dusten zur Frühstückszeit gekommen, um Fionas Spezialitäten zu genieÃen. Lili
war kurz irritiert, weil ihr bei der Erinnerung an Dusten nicht gleich wieder
melancholisch zumute wurde. Vielleicht lag es daran, dass sie im Augenblick nur
einen Gedanken hatte: Ihren leeren Magen zu füllen, denn, wenn sie es recht
überlegte, hatte sie seit gestern Morgen nichts mehr zu sich genommen. Nach dem
erschreckenden Besuch in Fortrose war ihr der Appetit gänzlich vergangen.
»Wissen Sie, werter Liam, dass der Halunke sich in Fortrose ein Haus
gebaut hat, das Scatwell Castle wie ein Ei dem anderen gleicht?«, platzte es
aus ihr heraus, kaum dass Fiona das Zimmer verlassen hatte. Sie hoffte, er
würde ihren dezenten Hinweis verstehen, warum sie ihn wieder förmlicher
angeredet hatte.
»Nein!«, entgegnete Liam sichtlich erschrocken. »Aber das kann doch
kein Zufall sein, werte Misses Lili. Dann muss er doch Ihre Fassade genau
studiert haben!«
Liam machte eine kleine Pause und sah sie verschmitzt an. Ein
Lächeln umspielte Lilis Mund. Er hatte verstanden und reagierte überdies
humorvoll darauf. Das gefiel ihr sehr, doch Liam war sofort wieder ernst
geworden.
»Das heiÃt, er kannte dieses Haus vorher. Bevor er Ihr Geschäftshaus
in Inverness kaufen wollte. Zu mir kam er im November vergangenen Jahres, aber
der Hausbau war doch mit Sicherheit schon Monate, wenn nicht gar Jahre im Gange.
Ich habe doch geahnt, dass der Kerl mit Vorsicht zu genieÃen ist«, ereiferte er
sich.
»Aber wir können ihm nichts anhaben. Ein Haus nachzubilden ist nicht
strafbar«, stöhnte Lili, während sie sich den Teller füllte.
»Das wäre natürlich ideal, wenn man ihm etwas Schwerwiegendes
nachweisen könnte, sodass die Polizei ein Interesse hätte, ihn zu finden und
einzusperren.«
»Ja, das wäre wunderbar. Dann kommt Rose bestimmt freiwillig nach
Hause zurück. Genau! Er muss hinter Schloss und Riegel!«
»Machen Sie sich keine falschen Hoffnungen. Er hat sich moralischer
Verfehlungen schuldig gemacht, aber er ist nicht mit dem Gesetz in Konflikt
gekommen. Ihm eine kriminelle Tat nachzuweisen, das erscheint mir aussichtslos
â¦Â«
Lilis Miene verfinsterte sich, doch dann schien ihr etwas
einzufallen, und ihre Zügen hellten sich auf. »Und was, wenn er jemanden
wissentlich um sein Vermögen geprellt hat?«
»Sie haben ihm doch wohl kein Geld geliehen?«
Lili lachte bitter auf. »Welches denn? Aber Isobel hat gegen meinen
ausdrücklichen Rat â ich nehme an, in einer Art Trotzreaktion, um sich zu
beweisen, dass sie erwachsen ist â diesem Mister Jones von Hobard & Pinkett
ihr Geld gegeben, und diese kleine Bank war längst dem Untergang geweiht.«
Liam legte seine Stirn grüblerisch in Falten. Dabei rutschte ihm
eine graue Haarsträhne ins Gesicht. Dieser Anblick erwärmte Lilis Herz in einer
Weise, die sie nur von ⦠Nein, sie wollte den Gedanken gar nicht erst zulassen.
Rasch wandte sie den Blick ab.
»Isobel müsste diesen Mister Jones anzeigen und Lord Fraser als
Zeugen benennen.«
»Ich kann ihr das nicht vorschlagen«, entgegnete Lili resigniert.
»Mit mir wird sie nicht darüber sprechen.«
»Aber mit mir! Ich werde ihr gleich auf dem Rückweg einen Besuch
abstatten. Vielleicht weià dieser Mister Jones ja Näheres. Vor allem etwas über
den Aufenthaltsort unseres Lords. Dann könnte man zumindest dort auftauchen und
Rose ins Gewissen reden. Ideal wäre natürlich, wenn dieser Banker aussagte,
dass er nur als Strohmann gedient habe und der Lord im Besitz des Geldes sei.
Dann ginge es ihm in der Tat an den Kragen.«
Lili war so aufgeregt bei der Aussicht, den Halunken ins Gefängnis
zu bringen, dass sie Liams Hand nahm und fest drückte. »Liam, das wäre
wunderbar. Bitte leiten Sie alles Erforderliche in die Wege.«
Liam stieà einen tiefen Seufzer aus. »Ich habe gesagt, das wäre
ideal, aber ich will Ihnen keine falschen Hoffnungen machen. Auch wenn ich
diesen Kerl nicht mag, so kann es doch sein, dass er zwar kein Gentleman, aber
eben auch kein Verbrecher ist. Wenn Mister Jones das Geld genommen hat und
behauptet, er habe es ordnungsgemäà auf seiner Bank eingezahlt, dann ist Lord
Fraser fein raus. Doch selbst, wenn sie Komplizen wären,
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