Die Rose der Highlands
frühstücken wolle. Er nahm
ihr Angebot dankend an, und Lili bat Bonnie, ihnen das Frühstück im Salon zu
servieren.
»Geht es Ihnen wirklich gut?«, fragte Liam besorgt. »Sie sind
entsetzlich blass.«
Ohne zu überlegen flog Lili dem Anwalt in den Arm und schluchzte
laut auf. Er drückte sie fest an sich und strich ihr sanft übers Haar.
»Ist ja gut«, raunte er. »Ist ja alles gut.«
Lili erschrak. Seine Worte riefen ihr ins Bewusstsein, dass sie sich
hemmungslos an seine Brust geworfen hatte.
Verlegen befreite sie sich aus seiner Umarmung. »Entschuldigen Sie,
Liam, das wollte ich nicht, aber es ist alles ein wenig viel für mich. Erst die
Sache mit Rose und Isobel, dann diese Ãberschwemmung.«
»Ist das Wasser denn bis zu Ihren Feldern gelangt?«
»Ja, wie ein Wasserfall kam es oben aus den Bergen geschossen und
hat alles in den aufgewühlten Conon gerissen. Den alten Baird, Akira und all
mein Vieh.«
»Oh, das tut mir leid«, entgegnete Liam betreten und legte Lili
tröstend die Hand auf den Arm, den sie ihm hastig entzog.
»Die tote Akira liegt oben in Roses Zimmer. Der Pfarrer ist gerade
bei ihr«, erklärte Lili förmlich. Liam suchte ihren Blick. Lili wollte rasch
wegschauen, doch er nahm ohne Vorwarnung ihr Gesicht in beide Hände. So blieb
ihr nichts anderes übrig, als ihn anzusehen.
»Lili, wovor haben Sie Angst? Ich respektiere voll und ganz, dass
Sie sich nicht auf eine neue Beziehung einlassen wollen. Und ich werde nichts
tun, um etwas zu erzwingen. Aber Sie werden mich nicht davon abhalten können zu
hoffen. Dazu liebe ich Sie schon viel zu lange, als dass ich einfach aufgebe.«
Das Verwirrende an seinen Worten war, dass Lili ihm am liebsten
erneut um den Hals gefallen wäre und ihm gestanden hätte, dass sie sich ihm
viel näher fühlte, als sie es eigentlich zulassen wollte.
»Ich hoffe trotzdem, dass wir Freunde bleiben können«, seufzte Lili.
Ein Blick in seine zärtlich strahlenden Augen lockerte ihre Zunge. »Liam, es
ist nicht so, dass ich dich nicht mag. Im Gegenteil, du berührst in mir Seiten,
die, die â¦Â«
Sie schrak darüber, wie vertraulich sie ihn angesprochen hatte und
suchte nach Worten, womit sie rasch die nötige Distanz wieder würde herstellen
können. Ihr fiel jedoch auf die Schnelle nichts ein.
»Du musst dich mir nicht erklären«, erwiderte er mit zärtlicher
Stimme. »Wenn ich nicht spüren würde, dass deine Gefühle mir gegenüber
ambivalent sind, ich würde aufgeben und mich nicht zum Narren machen. Ich
merke, wann ich verloren habe, und der Punkt ist noch lange nicht erreicht.
Wenn du dich einmal zu einem klaren âºNeinâ¹ durchgerungen haben solltest, dann
werde ich dein Freund bleiben. Ja, wir können Freunde bleiben!«
»Ach, Liam, es tut mir so leid, dass ich dich in der Bar so
angefahren und derart schrecklich behandelt habe â¦Â« Lili stöhnte auf. »Aber nun
musst du mein Gesicht loslassen. Sonst würde ich dich in meiner Verzweiflung
womöglich noch küssen.«
»Welch himmlische Vorstellung!«, lachte Liam und lieà seine Hände
sinken.
»Und du warst mir wirklich kein bisschen böse?«
»Wer sagt das?«
»Na ja, sonst wärst du jetzt nicht so nett zu mir â¦Â«
Lili wurde unterbrochen, als Fiona mit einem Tablett aus der Küche
trat. Ein Lächeln huschte über Lilis Gesicht. Das war sicher kein Zufall, dass
die Köchin persönlich mit dem Frühstück kam. Wahrscheinlich hatte Bonnie ihr
atemlos von Liams Besuch berichtet und Fionas Neugier geweckt.
»Guten Tag, Mister Brodie. Schön, dass Sie uns wieder einmal
beehren«, säuselte die Köchin.
»Du kannst das Essen in den Salon bringen«, erklärte Lili verlegen,
als ihr bewusst war, dass sie immer noch in der Diele standen, und das
verdächtig nah beieinander.
Liam schenkte Fiona ein freundliches Lächeln und öffnete ihr galant
die Tür zum Salon.
Lili spürte förmlich, wie Fiona vor Neugier schier platzen wollte,
aber sie schwieg, während die Köchin den Tisch deckte. Sie hatte sich besondere
Mühe gegeben. Das sah Lili auf einen Blick. Es gab Black pudding, Schinken,
Eier und Bacon. Selbst gebackene Bohnen fehlten nicht.
»Tausend Dank«, murmelte Lili.
»Ich weià doch, was Mister Brodie zum Frühstück schätzt«,
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