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Die Rose der Highlands

Die Rose der Highlands

Titel: Die Rose der Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
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hatte
Schwierigkeiten, sich auf das Fahren zu konzentrie ren, obwohl es ein
herrlicher Tag war. Der Himmel war von einem leuchtenden Stahlblau, das zum Horizont
immer heller wurde. Diese Intensität besaß dieses Blau nur an klaren Wintertagen
in den Highlands. Und wenn die Sonne dazu vom Himmel strahlte, konnte man
meinen, das Hochland wäre mit dem allerschönsten Winterwetter gesegnet. So ein
wunderbarer Tag ließ schnell die regnerischen windigen Wochen vergessen, die
diesem vorangegangen waren. Und wenn man Glück hatte, hielt sich eine solche
Wetterlage mehr als zwei Tage.
    Eigentlich müsste ich einen Gang mit den Hunden machen, dachte Lili,
als sie gerade in Marybank über die Brücke fuhr. Doch dann war sie in Gedanken
schon wieder zu ihren Töchtern abgedriftet. Roses schreckliche Worte klangen
ihr noch im Ohr. Ich hasse sie! Diese Unversöhnlichkeit
passte überhaupt nicht zu dem fröhlichen Wesen ihrer Tochter. Wie tief musste
Isobel sie mit der Weigerung, weiter ihr Schulgeld zu zahlen, verletzt haben?
Früher waren es stets kleine Streitereien gewesen, die Lili zwar Nerven
gekostet, ihr aber niemals schlaflose Nächte bereitet hatten. Was jetzt
zwischen den beiden jungen Frauen herrschte, war Krieg! Voller Wehmut dachte
Lili daran, wie sie in ihnen stets Hoffnungsträgerinnen für den Erhalt des
Frieden zwischen den Clans gesehen hatte. Und nun überschütteten sie sich
gegenseitig mit Hass.
    Das Hupen eines Wagens ließ Lili aus ihren Gedanken hochschrecken.
Panisch blickte sie nach vorne, doch die Straße vor ihr war leer. Lilis Herz
klopfte zum Zerbersten. Nicht dass sie noch einen Unfall verursachte, weil sie
nicht bei der Sache war! Sie hatte ihr Tempo verlangsamt, was der Fahrer des
Wagens hinter ihr dazu nutzte, sie zu überholen. Lili fand das Manöver
reichlich riskant, weil es vor einer Kurve geschah. Erst als der Wagen auf dem
Grünstreifen neben der Straße hielt und der Fahrer aus dem geöffneten Fenster
winkte, erkannte sie, dass es Liam Brodie war. Lili brachte ihren Wagen
ebenfalls zum Halten. Sie hatte sich inzwischen an dieses auffällige Gefährt
gewöhnt. Es war ein Riley Nine Monaco in einem leuchtend dunklen Karminrot.
Dieser Wagen war Dustens ganzer Stolz gewesen. Er hatte ihn sich erst kurz vor
seinem Tod gekauft. Vor über einem Jahr, als der beste Kunde für die
Hochlandrinder noch nicht bankrott gemacht hatte … Als man noch glaubte, das
Ganze wäre ein sicheres Geschäft. Da hatte sich Dusten diesen Wagen zur
Belohnung, wie er ihr diese Investition scherzhaft begründet hatte, geleistet.
Wäre er doch an ihrem vierzigsten Geburstag bloß mit dem Wagen nach Marybank
gefahren und nicht mit Una geritten …
    Lili wollte den Gedanken nicht zu Ende denken. Wann hörte das
endlich auf? Diese bohrenden Fragen, die Spekulationen: hätte, könnte, wäre?
Sie stieß einen tiefen Seufzer aus. Es brachte doch nichts, sich unentwegt den
Kopf zu zerbrechen. Das machte Dusten auch nicht wieder lebendig. Lili zuckte
zusammen, als es an ihrem Fenster klopfte.
    Sie blickte auf und direkt in Liam Brodies breit lächelndes Gesicht.
Lili hätte das Lächeln gerne erwidert, aber sie war nicht in der Laune, Freude
über diese Begegnung auf der Straße nach Strathpeffer vorzuspielen. In diesem
Augenblick passte es ihr einfach nicht. Tiefe Sorgenfalten hatten sich über
Nacht auf ihrer Stirn eingegraben, wie sie nach dem Aufstehen entsetzt
festgestellte hatte, und überhaupt, wie sah sie aus? Alt und grau. Und was sie
anhatte? Ein uraltes Kostüm in dunkelbraun. Nein, es war kein geeigneter Augenblick,
Liam Brodie zu treffen. Doch es nützte nichts. Der Anwalt wartete immer noch
lächelnd auf sie.
    Also stieg Lili aus dem Wagen und begrüßte ihn höflich aber
keineswegs überschwänglich. Im Gegensatz zu dem Anwalt, der sich vor lauter
Freude geradezu überschlug.
    Â»Was für ein Zufall, Lili. Ich habe sie doch gleich erkannt.«
    Â»An meinem Hut?«, fragte Lili eine Spur zu spitz, wie sie selber
fand.
    Liam Brodie aber ließ sich die Stimmung nicht von ihrer uncharmanten
Bemerkung verderben.
    Â»Nein, an Ihrem Schwanenhals. Sie haben das Haar hochgesteckt. Das
steht nicht jeder Frau. Sie muss einen schönen Hals haben. Und Ihren erkenne
ich sofort! Er ist für solche Frisuren wie geschaffen.«
    Unfreiwillig musste Lili lachen. »Sie hätten Friseur werden

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