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Die Rose der Highlands

Die Rose der Highlands

Titel: Die Rose der Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
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Denn ich glaube, du brauchst mich.«
    Â»Deine Menschenkenntnis scheint sich indessen bester Gesundheit zu
erfreuen«, versuchte Lili zu scherzen.
    Â»Erzähl! Der Arzt hat mir verboten zu sprechen. Was ist los?«
    Â»Alles in Ordnung«, entgegnete Lili ironisch. »Bis auf die Tatsache,
dass sich Isobel und Rose die Köpfe einschlagen wegen der Frage, wessen Fest
das heute Abend eigentlich ist. Isobel platzt vor Eifersucht auf Rose und hat
ihr das Kleid, das ich ihr zum Geburtstag geschenkt habe, mutwillig zerstört.«
    Â»Das geht zu weit«, hustete Sibeal empört durch die Leitung.
    Â»Das war wirklich gemein, aber irgendetwas bedrückt sie kolossal.
Ich spüre das. Sie war doch sonst nicht so.«
    Â»Na, du bist mir ein Herzchen. Was bringt wohl eine Frau so in Rage?
Wahrscheinlich hat sich dieser Lord abgesetzt.«
    Â»Nein, das ist es nicht. Wir feiern heute die Verlobung wie
geplant«, seufzte Lili.
    Â»Und wie ist dir dabei zumute? Kannst du dich mit dem Gedanken
anfreunden oder witterst du immer noch den bösen Geist hinter dem Lord? Also,
ich habe nichts herausfinden können über ihn. Weder etwas Positives noch etwas
Negatives. Kein Mensch kennt ihn. Weißt du, man müsste sich heimlich sein Haus
auf der Black Isle angucken und bei der Gelegenheit die Leute ausfragen!«
Sibeals Stimme war mit jedem Wort heiserer geworden.
    Lili lachte. »Du solltest nicht so viel reden! Ich glaube, er ist in
Ordnung. Ich sehe Gespenster. Oder ich suche einen Schuldigen, weil ich als
Mutter gerade hoffnungslos versage.«
    Â»Lili Munroy!«, bellte Sibeal. »Du bist die beste Mutter der Welt!
Und das weißt du auch ganz genau. Du hast nur einen Fehler: Du versuchst alle
zu verstehen und alles zu verzeihen! Das kann auf Dauer nicht funktionieren.
Schade, dass ich nicht kommen kann. Ich glaube, es würde mir Spaß machen,
deinen beiden Mädchen mal ihre Grenzen aufzuzeigen …« Sie versuchte noch
weiterzureden, aber aus ihrem Mund kam nicht mehr als ein hilfloses Krächzen.
    Â»Lady Sibeal!«, konterte Lili. »Ich will kein Wort mehr aus Ihrem
Mund hören. Der Arzt hat es verboten! Und ich wünsche dir alles Gute für das
Neue Jahr. Jetzt haben wir wieder nur über mich gesprochen. Dabei …«
    Lili wurde durch ein unwirsches Zischeln unterbrochen. Sie verstand
die Freundin auch ohne Worte. Sie sollte sich nicht dafür entschuldigen, dass
sie nicht höflich gefragt hatte: Und wie geht es dir? Sibeal hasste
bekanntermaßen nichtssagende Floskeln. Wie oft hatte sich ihr Ehemann, der Abgeordnete,
darüber mokiert, dass seine Frau auf Einladungen mit wichtigen Persönlichkeiten
nicht den üblichen Small Talk gehalten hatte, sondern immer ganz schnell bei Themen
angelangt war, die ihre Gesprächspartner ernsthaft berührten. Die Herren
Politiker waren dann jedes Mal erstaunt gewesen, wie sie gegenüber Lady Sibeal
so viel Persönliches von sich hatten preisgeben können.
    Â»Wenn du wieder sprechen kannst, möchte ich aber wissen, was mit
Edward ist.«
    Â»Tsss«, zischelte es voller Unmut durch die Leitung.
    Â»Wir sehen uns gleich im Neuen Jahr. Versprochen«, sagte Lili zum
Abschied traurig. Sie wollte gar nicht daran denken, wie sie diesen
komplizierten Abend bloß ohne die Unterstützung ihrer lebensklugen und
wortgewandten Freundin überstehen sollte. Doch es half alles nichts. Sie musste
sich nun rasch umziehen.

27
    N ach reiflicher Überlegung hatte sich Lili für ihre alte
Ballrobe entschieden, die oben schwarz und deren langer Rock im Tartan der
Munroys gemacht war. Sie hatte es lange nicht mehr getragen, weil der Kilt für
die Männer und das Tartankleid für die Frauen aus der Mode gekommen waren.
Dusten hatte in den letzten Jahren zu Feierlichkeiten immer häufiger einen
Abendanzug getragen, was ihm auch sehr gut gestanden hatte. Trotzdem hatte es
Lili stets ein wenig bedauert. Nie würde sie vergessen, wie er in voller
Highlandbekleidung zu Weihnachten 1913 verspätet zum Festessen aufgetaucht
war. Er hatte eine blendende Figur gemacht in dem Kilt, zu dem er ein weißes
Hemd und eine schwarze Jacke getragen hatte.
    Bei Lili hatte die Kleiderwahl an diesem Silvesterabend allerdings
weniger sentimentale Gründe, sondern eher pragmatische. Es war das einzige
Festkleid, das sie noch besaß. Sie hoffte sehr, dass es sie am Abend nicht immer
wieder schmerzhaft daran

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