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Die Rose der Highlands

Die Rose der Highlands

Titel: Die Rose der Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
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hatte. Nein, es gab keinerlei Anlass, Rose wegen ihres kleinen
Streiches zu rügen. Das Kleid wurde im Nacken mit einem Spitzenband
geschlossen, lag am Oberkörper hauteng an, hatte einen großen Ausschnitt und
besaß unterhalb der Taille einen weit schwingenden Rock.
    Atemberaubend, dachte Lili, aber in der Tat äußerst gewagt. Rose
schritt die Treppe hinunter und blieb immer wieder kurz stehen, um sich
bewundern zu lassen. Sie zog die Blicke aller Gäste auf sich. Ihre Freunde ließen
ihrer Bewunderung freien Lauf. Nur Caitronia, die Tochter Lady Ainsleys,
zischte durch die Zähne: »Unmöglich!«
    Das hörte Lili auch nur, weil das Kind ihrer Intimfeindin direkt
neben ihr stand und sich jetzt empört von Rose ab und ihr zuwandte. »Misses Munroy,
das können Sie doch nicht erlauben!«, raunte sie.
    Lili aber ließ sich nicht beeinflussen. Sie betrachtete die
attraktive Erscheinung wie alle anderen mit großer Bewunderung. Noch nie hatte
Rose so erwachsen ausgesehen. Sie trug ihr Haar hochgesteckt, so wie sie es oft
bei Isobel gesehen hatte.
    Â»Ich finde, es steht ihr«, erwiderte sie, ohne den Blick von ihrer
Tochter zu wenden. Diese lächelte in einer derart manierierten Art, die sie nur
vor dem Spiegel geübt haben konnte. Lili ahnte, dass das Ganze ein Riesenspaß
für Rose war und ihre Art, sich humorvoll für den Riss im roten Kleid an Isobel
zu rächen. Damit war allerdings das eingetreten, was Isobel so sehr befürchtet
hatte: Rose war der Mittelpunkt des Festes.
    Vorsichtig wandte sich Lili zu Isobel um und erstarrte. Was sie in
ihrem Gesicht las, war blanker Hass. Sie konnte nur hoffen, dass sich Isobel
vor Lord Fraser, in dessen Arm sie sich eingehakt hatte, nicht die Blöße geben
würde, Rose für ihren glamourösen Auftritt öffentlich zu rügen. Lili versuchte,
sich selbst zu beruhigen. Zwar funkelte der Zorn aus Isobels Augen, aber sie
blieb am Arm dieses Mannes, der erst vor so kurzer Zeit in ihr Leben getreten
war, stehen. Es wird alles gut, dachte Lili, und wandte sich erneut ihrer
leiblichen Tochter zu.
    Rose war jetzt in der Diele angekommen, in der die Gäste mit einem
Champagner begrüßt wurden. Eine Geste, die Lili in diesen Zeiten lieber
unterlassen hätte, doch Isobel hatte darauf bestanden. »Keith möchte nur das
Beste« , hatte ihre Stieftochter sie am Tag zuvor
beschworen, »und er wird das Fest bezahlen. Das hat er dir doch angeboten.«
»Aber ich will das nicht«, hatte Lili das Ansinnen ärgerlich von sich gewiesen.
»Zu spät, ich habe es bereits in deinem Namen angenommen«, hatte Isobel
geflötet. So hatte Lili dem Champagner nichts mehr entgegensetzen können. Sie
nippte etwas befremdet über den in diesen schlechten Zeiten öffentlich zur
Schau gestellten Luxus an ihrem Glas und beobachtete ihre Tochter aus den
Augenwinkeln.
    Rose war im Nu von einer Traube von jungen Leuten umringt. Vor allem
von ihren Freundinnen. Lili fiel auf, dass Padruig, der, wie alle wussten, für
Rose schwärmte, sich ein wenig im Hintergrund hielt und mürrisch dreinblickte.
Lili ging auf ihn zu und stellte sich neben ihn.
    Â»Sie sieht bezaubernd aus, nicht wahr?«, fragte Lili. Es war eine
Fangfrage, denn sie ahnte, was den jungen Mann so verstimmte. Er war
anscheinend rasend eifersüchtig.
    Â»Ich mag das Kleid nicht«, erwiderte er trotzig und wandte sich
brüsk ab. Er muss sehr verliebt in sie sein, vermutete Lili, denn der
dunkelhaarige junge Mann war sonst ein Ausbund von Höflichkeit.
    Lili wollte gerade zur Treppe eilen und die Gäste mit ein paar
knappen Worten willkommen heißen, als ihr das Blut in den Adern gefrieren
wollte. Lord Fraser flüsterte Isobel etwas ins Ohr, woraufhin deren Blick
vollends versteinerte. Und ehe sich Lili versah, riss sich Isobel von ihrem
zukünftigen Bräutigam los, stürzte auf Rose zu und packte sie grob am Oberarm.
    Â»Und du, mein Fräulein, gehst jetzt auf der Stelle nach oben und
ziehst dir etwas Anständiges an«, giftete sie so laut, dass alle Umstehenden es
mit anhören konnten. Die eben noch fröhlichen Gesichter der Gäste waren zu Masken
erstarrt. Kein Laut war zu hören. Isobels Worte standen vorwurfsvoll im Raum.
    Â»Lass mich los. Du tust mir weh«, zischte Rose und musterte ihre
Stiefschwester kalt.
    Â»Ich habe gesagt, du sollst aufhören mit diesem Theater und dich
benehmen. Ausziehen,

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