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Die Rose der Highlands

Die Rose der Highlands

Titel: Die Rose der Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
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ausgesprochen.
    Â»Isobel, warum hast du das mit dem Geld getan? Hat dein Verlobter
dich dazu gedrängt oder wolltest du dir damit beweisen, dass sich niemand in
deine Angelegenheiten zu mischen hat, am allerwenigsten ich?«
    Isobels Miene verdüsterte sich.
    Â»Ich möchte mich nicht länger dafür rechtfertigen müssen. Also, dann
lasse ich es bleiben, dich bei Mister McDowell für die Stelle vorzuschlagen.«
Isobel klang schwer beleidigt.
    Lili wurde das Gefühl nicht los, dass sie in ihrer Rolle als Mutter
und Stiefmutter zurzeit rein gar nichts richtig machte.
    Wenn sie sich in diesem Augenblick danach erkundigen würde, ob
Isobel auch ihr Versprechen gehalten und sich inzwischen bei Rose entschuldigt
hatte, würde das die Lage nur noch zuspitzen. Also biss sie sich auf die Lippen
und sagte stattdessen: »Weißt du, mein Schatz, lass mich doch eine Nacht über
die Frage nach der Stelle schlafen. Ich habe den Kopf jetzt voll mit dem Fest.
Sag mal, weißt du schon, wann und wie ihr eure Verlobung bekanntgeben wollt?«
    Â»Ich würde es gern vor dem Essen tun, und deshalb habe ich mich doch
mit Rose in die Wolle bekommen. Sie möchte die Gäste begrüßen, weil es fast
ausschließlich ihre Leute sind«, erwiderte Isobel mit einem schnippischen Unterton.
    Selbst auf die Gefahr hin, sich erneut Ärger einzuhandeln, schlug
Lili mit fester Stimme vor: »Lass Sie das doch ruhig so machen. Wenn Keith und
du dann, bevor der Hauptgang serviert wird, eine kleine Rede haltet, dann würde
das doch jedem gerecht.«
    Â»Wenn du meinst.« Isobel klang verschnupft.
    Â»Dann ist ja alles geregelt. Jetzt muss Rose nur noch wieder aus
ihrem Zimmer kommen«, sagte Lili und versuchte zu lächeln.
    Isobel aber war ihrem kleinen Scherz in keinster Weise zugänglich.
    Â»Sie wird es sich nicht nehmen lassen, sich in den Mittelpunkt zu
spielen«, entgegnete Isobel, ohne eine Miene zu verziehen.
    Â»Hast du dich denn schon bei ihr entschuldigt?« Kaum dass Lili es
ausgesprochen hatte, hätte sie sich am liebsten auf die Zunge gebissen. Isobels
Gesichtszüge wurden noch verbissener.
    Â»Sie hat sich ja auch noch nicht bei mir entschuldigt«, lautete ihre
schroffe Antwort.
    Â»Gut, dann mache ich mich jetzt fertig. Die ersten Gäste werden
gegen sechzehn Uhr eintreffen.« Lili warf einen wehmütigen Blick auf ihre
Armbanduhr, weil deren Schicksal so gut wie besiegelt war. Sobald die Festtage
vorüber waren, würde sie das gute Stück ins Pfandhaus tragen. Hoffentlich bekam
sie auch nur annähernd einen Bruchteil dessen, was der Schmuck wert war, schoss
es ihr durch den Kopf. In diesen Zeiten wurden die notleidenden Menschen
oftmals mit lächerlich geringen Summen für ihre Schätze abgespeist. Lili war
entschlossen, sich die Uhr wiederzuholen, nachdem sie Little Scatwell verkauft
hatte.
    Lili stellte mit einem prüfenden Blick auf Isobel fest, dass diese
wieder in ihren Brief vertieft war und wollte sie nicht noch einmal stören.
Leise verließ sie das Zimmer.
    Wie gut, dass ich heute Abend wenigstens die liebe Sibeal an meiner
Seite habe, ging es Lili durch den Kopf, während sie die Treppe hinunterging.
Das Telefonklingeln in der Diele holte sie aus ihren Gedanken. Liam, ob das
Liam war? Ihr Herz machte einen Sprung. Blödsinn, ermahnte sie sich, warum
sollte er mich anrufen? Um sich bei mir zu entschuldigen, dass ich so grob zu
ihm war? Sie lachte bitter auf. Nein, wenn sie den Anwalt so unbedingt
wiedersehen wollte, war es an ihr, den Hörer zur Hand zu nehmen.
    Â»Munroy!«, bellte sie nicht gerade anheimelnd ins Telefon, nachdem
sie dort außer Atem angekommen war.
    Â»O je«, erwiderte eine krächzende Stimme, die nur mit Mühe als die
ihrer Freundin Sibeal zu erkennen war. »Ich glaube, das ist kein guter
Zeitpunkt«, fügte sie heiser hinzu.
    Â»Du willst mir doch nicht etwa sagen, dass du heute nicht zum Fest
kommst, oder?«
    Einen winzigen Augenblick herrschte Schweigen in der Leitung. Bis es
durch einen bellenden Husten auf der anderen Seite unterbrochen wurde.
    Â»Ich kann nicht«, erwiderte Sibeal, kaum dass der letzte Husten verklungen
war. »Ich liege im Bett. Der Arzt hat mir verboten, auch nur einen Schritt aus
dem Haus zu machen. Er ist gerade noch einmal hier gewesen, und ich habe ihn
bis zur letzten Sekunde bekniet, mich gehen zu lassen, aber er hat kein Herz.
Es tut mir so leid.

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