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Die Rose der Highlands

Die Rose der Highlands

Titel: Die Rose der Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Ranney
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geschworen hatte, keine gefühlsmäßige Bindung zu einem seiner Dienst-Pferde zu entwickeln, denn er hatte zu viele Tiere auf dem Schlachtfeld verloren. Darum gab er ihnen auch keine Namen.
    Wie auch immer – der Hengst lahmte. Aber Alec wusste von seinen früheren Patrouillenritten, dass der See gottlob nicht weit war.
    »Dann muss ich wohl zu Fuß gehen«, sagte er zu seinem Pferd.
    Der Hengst wieherte, als sei er belustigt.
    »Ihr müsst ihn ins Fort zurückbringen«, wandte er sich an Harrison.
    »Warum nehmt Ihr nicht mein Pferd, Sir?«
    »Weil Ihr ins Fort viel weiter laufen müsstet, als ich es bis zum See habe.«
    »Wenn Ihr meint, Sir.«
    »Ja, ich meine«, erwiderte Alec lächelnd und reichte ihm die Zügel.
    Nach einem letzten zweifelnden Blick ritt Harrison davon.
    Alec machte sich auf den Weg zum Loch Euliss. Sobald er das Schiff in die Bucht gelotst hätte, würde er über die geheime Treppe ins Fort zurückkehren.
     
    Als ihre Schultern zu schmerzen begannen, beendete Leitis ihre Arbeit am Webstuhl für diesen Tag, stand auf und streckte sich.
    Sie räumte auf, obwohl nichts in Unordnung war, stellte die Stühle anders um den Tisch herum und stutzte die Dochte der Kerzen. Dann zählte sie die Fußbodenbretter, wobei sie sich über die Albernheit dieser Beschäftigung erheiterte.
    Der schwierige MacRae-Tartan hatte in den vergangenen Tagen ihre ganze Aufmerksamkeit gefordert. Sie hatte sich geschworen, nicht an den Colonel oder Ian zu denken oder an die bevorstehende Abreise aus Gilmuir, doch sobald sie nicht arbeitete, war ihr Kopf voller Gedanken und Fragen.
    Machte sie sich ebenso eines unterscheidungslosen Hasses schuldig wie Cumberland? Sie wollte dem Herzog in keiner Weise ähnlich sein, aber um das zu erreichen, müsste sie Mitgefühl und Freundlichkeit an den Tag legen. Sie hatte widerstrebend Zuneigung zu Donald gefasst, zu den übrigen Soldaten jedoch keine Verbindung. Außer zum Colonel.
    Hatte sie ihm unrecht getan? Irgendwie kam es ihr so vor. Der traurige Blick, den er ihr bei seinem letzten Besuch zum Abschied zuwarf, hatte Enttäuschung ausgedrückt, als habe er Besseres von ihr erwartet.
    Er hatte ihre Landsleute getötet.
    Und ihr Dorf gerettet.
    Er hatte versprochen, Hamish nicht zu suchen.
    Und das Versprechen gehalten.
    Das Klopfen an der Tür war eine willkommene Ablenkung. Als sie öffnete, stand Donald mit einem verschnürten Paket in den Händen vor ihr.
    »Ich bringe Euch ein Geschenk, Miss«, sagte er lächelnd. »Vom Colonel. Er dachte, Ihr hättet vielleicht gern ein zweites Kleid zum Anziehen.«
    Verblüfft nahm sie das Paket entgegen. Donald entfernte sich vergnügt pfeifend.
    Der Colonel hatte ihr ein Kleid geschenkt.
    Sie legte das Paket auf den Tisch, löste die Schnur und öffnete die Papierumhüllung. Vor ihr lag ein blaues Kleid, dessen Mieder mit Blüten in verschiedenen Gelbtönen bestickt war.
    Sie hatte noch nie etwas Hübscheres gesehen.
    Nachdem sie die Tür geschlossen hatte, tauschte sie ihr Kleid gegen das neue. Es passte wunderbar, war nur in der Taille ein wenig zu weit.
    Sie drehte sich im Kreis und schaute zu, wie der Rock sich um sie bauschte.
    Noch vor ein paar Wochen hätte sie das Geschenk abgelehnt, doch inzwischen war ihre Vernunft größer als ihr Stolz.
    Der Colonel hatte ihr ein Kleid geschenkt. Lächelnd schüttelte sie den Kopf. Wieder einmal hatte er sie überrascht.
    Die Tür hinter sich offen lassend, ging sie in den Innenhof hinaus und schaute zum Himmel hinauf, der allmählich spätnachmittäglich verblasste.
    Sie schlang die Arme um ihre Mitte und betrachtete die Landschaft, die Gilmuir umgab. Ein blassblauer Dunst schwebte über dem Gras im Tal und umschleierte die Spitzen der Felsen.
    Leitis vermisste Ian. Sie sehnte sich danach, ihn zu berühren, wollte sich vergewissern, dass er aus Fleisch und Blut war und keine Ausgeburt ihrer Einbildung.
    Sie ging hinüber ins Priorat. Das hatte sie in den letzten zwei Wochen täglich getan – als könne sie Ian damit zu sich locken.
    Wind wehte durch die Klosterruine. Es klang traurig. Das war ihr bisher nie aufgefallen. Warum heute? Weil sie wusste, dass sie von diesem Ort Abschied nehmen müsste? Oder weil sie nicht wusste, wen sie liebte?
    Sie säuberte ein Fleckchen des steinernen Bodens, setzte sich, lehnte sich an die Mauer und schaute auf den See hinaus.
     
    Alec musste nicht einmal eine Meile laufen, um an den See zu kommen, und das Schiff zu finden, bereitete ihm keine

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