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Die Rose der Highlands

Die Rose der Highlands

Titel: Die Rose der Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Ranney
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erwiderte Harrison mit Bedacht, »dass der Colonel keine weiteren Feindseligkeiten zwischen den beiden Ländern wünscht.«
    »Wie merkwürdig«, sagte Sedgewick spöttisch. »Ich dachte, er sei hier, um die Schotten zu unterwerfen, nicht, um sich mit ihnen anzufreunden. Heute gab er einer alten Frau seinen Proviant. Die Tatsache, ihr zu helfen, schien ihm wichtiger zu sein, als den aufrührerischen Dudelsackpfeifer zu finden.«
    Gespräche dieser Art machten Harrison immer vorsichtig. Er hatte gelernt, sich mit Äußerungen zurückzuhalten, vor allem, wenn einer der anderen Offiziere Kritik am Colonel übte. Harrison wäre dem Mann überallhin gefolgt, besonders nach den Geschehnissen von Inverness.
    »Wir reiten morgen wieder auf Patrouille, Sir.« Er bückte sich und rückte sein Kopfkissen gerade. »Der Colonel wird ihn finden, Sir. Seid dessen gewiss.«
    Sedgewick betastete die Decke am Fußende des Bettes und prüfte, ob das Leintuch straffgezogen war. »Seid auf der Hut, Harrison«, sagte er unvermittelt. »Es gibt Leute unter den Kommandeuren, die es nicht freundlich aufnehmen würden, dass der Colonel den Dudelsackpfeifer auf freien Fuß gesetzt hat. Ebenso wenig wie seine heutigen Handlungen. Er hat seiner Geisel einen Webstuhl mitgebracht. Es ist nicht klug, ein solches Mitleid mit dem Feind zu empfinden.«
    Er kam näher und strich mit dem Finger über den Depeschenkasten des Colonels. »Vielleicht solltet Ihr an Euer eigenes Vorankommen denken. Vielleicht wäre der Zeitpunkt für eine Versetzung günstig.«
    »Ich bin genau da, wo ich sein möchte«, erwiderte Harrison kühl.
    Der Major ging zur Tür, drehte sich um und lächelte ihn an. Es war ein Lächeln mit vielen spitzen Zähnen. So mochte ein Wolf ein Lamm ansehen.
    Harrison nickte zum Abschied. Er begriff, dass er gewarnt worden war. Ob Sedgewick klar war, dass er, Harrison, keine Zeit verlieren würde, dem Colonel seine Worte wiederzugeben? Oder war es seine Absicht gewesen, seinem Vorgesetzten zu drohen? In diesem Fall wäre es ein plumper Schachzug gewesen und ein lächerlicher dazu. Der Colonel hatte sogar Cumberland getrotzt, und verglichen mit ihm war dieser Major ein jämmerlicher Gegner.

[home]
    12
    I rgendwo draußen knackte und raschelte es plötzlich. Ein Tier, das über den Boden huschte? Oder ein Vogel, der herabschwebte, um sich auf einem Ast niederzulassen? Das nächste Geräusch – unverkennbar ein Schritt – versetzte sie in Panik. Lautlos stand sie auf und presste sich mit dem Rücken an den Fels.
    Der Engländer konnte sie unmöglich gefunden haben. Dazu lag die Höhle zu versteckt.
    Atemlos wartete sie, während sie sich einredete, dass es Hamish war, der sie suchen kam. Oder einer der Dorfbewohner. Aber ihre Hände waren eiskalt und nass, und ihr Herz schlug so laut wie eine englische Trommel.
    Als sie sah, wer es war, seufzte sie gottergeben.
    Es überraschte sie nicht wirklich, ihn zu sehen, denn er hatte seit seiner Ankunft auf Gilmuir ständig Dinge getan, die sie nicht erwartete.
    Die eine Hälfte seines Gesichts lag im Schatten, die andere wurde von der Sonne beschienen, und Leitis kam der merkwürdige Gedanke, dass er zwei Personen war – einerseits der Mann, als den sie ihn sah, und andererseits der Mann, der er in Wahrheit war.
    Sie hatte ihr Leben lang Männer um sich gehabt und sich ebenso an die Wutausbrüche ihrer Brüder gewöhnt wie an die kriegerische Natur ihres Vaters. Dieser Mann jedoch behielt seine Wut für sich, doch das machte sie bedrohlicher, als wenn sie geäußert worden wäre.
    Es wäre sicher klüger, ihn zu fürchten und nicht zu reizen, dachte sie. Stattdessen ging sie auf ihn zu, einen Schritt und noch einen Schritt, bis ihre Schuhspitzen die Spitzen seiner Stiefel berührten, legte den Kopf in den Nacken und schaute ihn an.
    »Wie habt Ihr die Höhle gefunden?«, fragte sie.
    »Vielleicht hat einer der Dörfler mir Euer Geheimnis verraten.«
    »Das würde keiner von ihnen tun – und schon gar nicht einem Engländer.«
    »Ihr seid trotzig und mutig, Leitis, aber das ist gefährlich. Seid Ihr Sedgewick ebenso gegenübergetreten?«
    »Nein.« In seinem Fall hatte sie stets versucht, keine Aufmerksamkeit zu erregen, und die Unterwürfige gespielt, um nicht seine Grausamkeit herauszufordern. Aber trotz des beängstigenden Rufes des Schlächters von Inverness fühlte sie sich in seiner Gegenwart sicherer als in der des Majors. Das sollte ihr zu denken geben, oder?
    »Auf welchem Weg habt Ihr

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