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Die Rose der Highlands

Die Rose der Highlands

Titel: Die Rose der Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Ranney
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Gilmuir verlassen?«, wollte er wissen. »Ich hatte einen Mann an der Landbrücke postiert, aber er hat Euch nicht bemerkt.«
    Sie lächelte. »Erwartet Ihr wirklich, dass ich Euch darauf antworte?«
    »Es war ein Versuch.« Sein Blick wanderte durch die Höhle und blieb an einem Bord an der hinteren Wand hängen, wo das letzte Sonnenlicht etwas metallisch blitzen ließ.
    Die Absätze seiner Stiefel klickten laut, als er darauf zuging. Schweigend nahm er erst das eine Messer in die Hand und dann das andere und strich danach mit den Fingern über den Dudelsack. Ein paar Silberstücke, die Waffen, die die Engländer nicht konfisziert hatten, und die wenigen Dinge, die die Dorfbewohner aus Gilmuir retten konnten, waren hier versteckt.
    »Habt Ihr einen Vorschlag, wie wir unsere Unstimmigkeiten freundschaftlich beilegen können, Leitis?«, fragte er in beiläufigem Ton, als hätte er nicht gerade einen Anlass entdeckt, sämtliche Bewohner von Gilmuir festzunehmen.
    Er kam zu ihr zurück, und das Lächeln auf seinem Gesicht, ohne eine Spur von Spott oder Grausamkeit, überraschte sie. Es war beinahe ein jungenhaftes Lächeln, als wäre er aufrichtig belustigt über seinen Fund. Sedgewick hätte nicht gezögert, die Dörfler zusammenzutreiben, wäre hocherfreut gewesen, einen Anlass zu haben, sie ins Gefängnis zu sperren. Aber Sedgewick hatte seine wahre Natur nie verborgen, während die wahre Natur
dieses
Mannes ihr, je länger sie ihn kannte, immer rätselhafter wurde.
    »Was werdet Ihr tun?«, fragte sie.
    Sein Achselzucken ärgerte sie. Ebenso die Tatsache, dass er überall, wo er auftrat, das Kommando zu haben schien. Es bereitete ihr Unbehagen zu erkennen, dass es weniger seiner körperlichen Stärke oder seinem Rang als Colonel entsprang als seinem Wesen.
    »Warum seid Ihr hier?« Sie verschränkte die Hände hinter dem Rücken. »Ihr braucht doch keine Geisel mehr, wenn Ihr meinen Onkel wieder festnehmt. Oder leugnet Ihr, dass Ihr den ganzen Tag nach ihm gesucht habt?«
    »Warum sollte ich die Wahrheit leugnen?«, antwortete er mit einer Gegenfrage.
    »Und wenn Ihr ihn findet, dann werdet Ihr ihn aufhängen.«
    »Es war sein freier Entschluss, sich nicht an unsere Vereinbarung zu halten, Leitis.«
    »Er ist ein alter Mann und besitzt nichts mehr als seine Träume von Ruhm. Könnt Ihr nicht mit ihm fühlen?«
    »Doch. Genug, um Euch einen Handel anzubieten. Kommt mit mir nach Gilmuir zurück, und ich verschone Euren Onkel.«
    Sie starrte ihn ungläubig an. »Wie wäre das möglich? Er hat Eure Gesetze missachtet.«
    »Ich werde ihn begnadigen«, erklärte er gelassen, »oder verkünden, dass er ein verrückter, alter Mann ist, der glaubt, dass die Welt noch so sei wie vor fünfzig Jahren. Niemand im Fort würde einen verwirrten alten Mann exekutieren.«
    »Ich habe keinen Grund, Euren Worten Glauben zu schenken«, erwiderte sie gepresst, »und ich habe Eure Gastfreundschaft zur Genüge genossen. Ich lehne ab.«
    »Obwohl Ihr damit Euren Onkel retten könntet?«
    »Lasst mich in Ruhe, Schlächter.«
    »Mein Name ist Alec«, sagte er ruhig. »Oder, wenn Euch das nicht beliebt,
Colonel.
«
    »Euer Name ist Engländer«, entgegnete sie hitzig. »Sassenach. Brandschatzer. Viehdieb. Ihr zertrampelt Felder und tut Frauen Gewalt an. Schlächter ist genau der richtige Name für Euch.«
    Sein Lächeln machte sie noch wütender.
    »Erheitere ich Euch?«, fragte sie in ätzendem Ton.
    »Ja«, antwortete er zu ihrer Überraschung. »Es geschieht nicht oft, dass ich derart heruntergeputzt werde. Kommt mit mir zurück, Leitis«, schmeichelte er. »Wenn Ihr es tut, suche ich Euren Onkel nicht länger.«
    Sie trat einen Schritt zurück. »Als Eure Geisel oder als Eure Hure?«
     
    Leitis hatte in dem vergangenen Jahr nicht nur ums Überleben kämpfen müssen, sondern auch ihre liebsten Menschen verloren. Sie und die Leute, die er heute gesehen hatte, waren auf eine Weise trotzig, die ihm Bewunderung abnötigte.
    Auch jetzt starrte sie ihn feindselig an. Wie oft hatte er diesen Ausdruck auf ihrem Gesicht gesehen, als sie ein Kind gewesen war!
    Hamish zu begnadigen könnte ihm durchaus als Hilfe für den Feind ausgelegt werden, und die Erklärung, dass es sich bei dem Mann nicht um einen durchtriebenen Aufrührer handelte, würde sicher nicht ohne weiteres anerkannt. Doch das sagte er ihr nicht, als er auf sie zutrat. Stattdessen streckte er die Hand aus und strich mit der Rückseite seiner Finger über ihre zarte Wange, zeichnete

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