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Die Rose der Highlands

Die Rose der Highlands

Titel: Die Rose der Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Ranney
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sowohl in Verwirrung stürzte als auch ihre Neugier weckte.
    Die kühle Morgenbrise wickelte ihren Rock um ihre Beine. Moor-Schneehühner flogen von ihren Nestern auf. Ein Offizier kommandierte: »Im Gleichschritt, marsch!« Ein Pferd äußerte wiehernd Protest gegen einen Befehl seines Reiters.
    Doch all das konnte Leitis nicht ablenken. Sie war wie gebannt von seinem Blick und ihrer Verwirrung. Dann schaute er weg und trieb sein Pferd an. Pferd und Reiter flogen über die Landbrücke, als hätten sie Flügel, setzten über den Bach, der den Loch Euliss speiste, anstatt den sichereren Umweg zu nehmen.
    In einer der Sagen, die innerhalb des Clans von Generation zu Generation überliefert wurden, hieß es, dass der erste Grundherr ein aus Liebe zu einem schottischen Mädchen in einen Menschen verwandeltes Pferd war. Die MacRaes waren die besten Reiter Schottlands, aber der Schlächter von Inverness beschämte sie alle. Es erfüllte sie mit tiefem Bedauern, ihm das zugestehen zu müssen.
    Als sie sich umdrehte, sah sie sich Donald gegenüber. Sein Gesicht war bar jeden Ausdrucks. Er trug in einer Hand ihr Frühstückstablett und in der anderen einen Krug mit Wasser.
    »Hätte ich dankbar dafür sein sollen, gefangen gehalten zu werden und nicht fliehen zu dürfen?«, fragte sie angesichts seines vorwurfsvollen Schweigens. Sie drehte sich um und ging zurück in das Gemach des Lairds, Donald im Schlepptau.
    »Es hat nicht viel Ähnlichkeit mit einem Gefängnis«, sagte Donald und blickte sich in dem Zimmer um. »Ihr bekommt etwas anderes zu essen als Ratten, und Ihr habt ein Bett, Ihr seid nicht nackt, und Ihr müsst nicht frieren.«
    Mit einem Ruck seines Kinns deutete er auf den Webstuhl. »Und Ihr habt eine andere Beschäftigung als die Stunden zu zählen, bis jemand kommt und Euch wieder auspeitscht.« Er lächelte, aber es lag kein Humor darin. »Nein, Miss, es hat wirklich nicht viel Ähnlichkeit mit einem Gefängnis.«
    »Habt
Ihr
es so erlebt?«, fragte sie leise.
    Er nickte. »Es war ein Gefängnis der Jakobiten, Miss. In Inverness.«
    Sie schaute ihn überrascht an.
    »Dachtet Ihr, nur die Schotten hätten Grund für Hass?« Wieder dieses freudlose Lächeln. »Die Engländer haben ebenfalls Grund genug dazu. Ihr Schotten seid gut im Foltern, Miss. Das kann ich mit den Narben auf meinem Rücken beweisen.«
    Nie zuvor war ihr in den Sinn gekommen, dass es englische Gefangene und schottische Gefängnisse gab. Unschuld oder Unbedarftheit?
    »Wie seid Ihr entkommen?«, fragte sie zögernd.
    »Überhaupt nicht«, antwortete er. »Der Krieg endete, und ich wurde wieder in den Dienst des Colonels entlassen.«
    »Ist es wahr, was man über den Schlächter erzählt? Hat er wirklich all diese Menschen in Inverness getötet?«
    Donald musterte sie mit merkwürdig ausdrucksloser Miene, doch in der Tiefe seiner Augen entdeckte sie Befremden. Während das Schweigen andauerte, dachte sie, dass es vielleicht nicht klug von ihr gewesen war, ihre Neugier preiszugeben.
    »Die Leute reden viel, Miss, und es kümmert sie nicht, ob es die Wahrheit ist«, antwortete er schließlich, ging jedoch nicht näher darauf ein.
    »Es tut mir leid«, sagte sie. »Nicht, dass Ihr entlassen wurdet, sondern, dass man Euch eingesperrt hat. Und so grausam behandelt.«
    »Ich gebe Euch nicht die Schuld daran, Miss. Ich habe gelernt, dass man nicht einem Menschen die Schuld eines ganzen Landes aufbürden kann.«
    Der unterschwellige und so treffend ausgedrückte Tadel trieb ihr die Röte ins Gesicht. Donald ging zu dem Webstuhl und betrachtete ihn. »Wisst Ihr damit umzugehen?«, fragte er über die Schulter.
    Sie trat zu ihm. »Es ist nicht so schwierig, wie es scheint. Wenn ich Garn hätte, würde ich es Euch zeigen.« Sie strich mit den Fingern über die hölzernen Zapfen.
    »Was würdet Ihr denn weben?«, fragte er.
    »Etwas, was mich an bessere Zeiten erinnert«, antwortete sie. »Etwas Leuchtendes, Fröhliches.«
    Er schaute sich um. »Vielleicht ist es dieses Gemäuer, was Euch traurig macht«, meinte er. »Manche der Männer glauben, dass es hier spukt.« Als er diesmal lächelte, blitzten seine Augen verschmitzt. »Es würde mich nicht überraschen, wenn die Geister hier sich einen Spaß daraus machten, die Engländer in Angst zu versetzen.«
    »Die Engländer haben selbst genug Angst verbreitet«, erwiderte sie.
    »Und da sind wir wieder, wo wir angefangen haben«, sagte er bekümmert.
    »Ich hasse Euch nicht dafür, dass Ihr Engländer

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