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Die Rose des Propheten 1 - Das Buch der Götter

Die Rose des Propheten 1 - Das Buch der Götter

Titel: Die Rose des Propheten 1 - Das Buch der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis & Tracy Hickman
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selten auf ihrem Lager, denn er bevorzugte für sein Vergnügen jüngere Frauen, doch suchte er des öfteren in der Nacht ihr Zelt auf, um mit Badia zu sprechen und sich Rat zu holen. Mit den Jahren verließ er sich immer mehr auf ihre Klugheit.
    Badia lächelte ihren Gemahl an, hängte die Feisha um den Hals des Pferdes und flüsterte geheimnisvolle Worte. Das Pferd stieß einen tiefen Seufzer aus, kniete zu Boden und legte den Kopf in den Schoß seines Herrn. Es schloß die Augen und schlief friedlich ein. Majiid streichelte die Mähne des Pferdes. Als er sah, daß seine Frau aufbrechen wollte, ergriff er ihren Arm.
    »Bitte geh jetzt nicht, meine Teure«, bat er. »Leiste mir Gesellschaft.«
    Die Zeltwände blähten sich auf, sie wogten wie ein lebendes Wesen – und der kalte Wind surrte seltsam und bedrohlich in den Seilen, die das Zelt hielten. Das Licht trübte sich dunkelgelb, ein Zwielicht, in dem man kaum mehr erkennen konnte als in der Nacht. Ein leises schleifendes Geräusch ertönte aus dem Halbdunkel: Die Sandwolke kam näher, von den Ifriten begleitet.
    Badia ließ sich neben ihrem Gemahl auf die Kissen nieder und legte den Kopf auf seinen Arm. Sie trug einen Schleier, der sie vor dem Sturm schützen sollte, und einen Winterumhang aus feinem Brokat, der mit Goldfäden bestickt und mit Fell besetzt war. Fest umklammerten ihre ringgeschmückten Finger den starken Arm ihres Mannes. Gold glänzte an ihren Ohrläppchen, und kleine Glöckchen klingelten leise an ihren Handgelenken. Ihre Augen waren mit Kohle umrandet, ihr dichtes, schwarzes, von grauen Strähnen durchzogenes Haar fiel ihr in einem langen, geflochtenen Zopf über die Schulter.
    »Das wird ein schlimmer Sturm werden, mein Gemahl«, bemerkte sie. »Hast du die Ifrite gesehen, die mit ihm ziehen?«
    In diesem Augenblick schlug eine sandige Sturmbö auf das Zelt. Obwohl es durch Magie geschützt war und die Nomaden ihre Zelte geschickt gegen die Wüstenstürme sicherten, wirbelte durch jede Öffnung feiner Sand herein, der Majiid und seiner Frau beinahe den Atem nahm. Fast schien es, als könne der Sand das feste Gewebe des Zeltes durchdringen.
    Majiid wickelte sich ein Tuch um den Kopf, während seine Frau ihr Gesicht schutzsuchend in seine Brust vergrub. Es barg sie in seinen Armen und wiegte sie leicht. Kurz durchfuhr ihn der Gedanke, sie zu bitten, einen Beruhigungszauber über ihn zu legen. Er hörte, wie die Ifrite durch das Lager stampften, die mächtigen Fäuste gegen die Zelte schlugen und mit wutverzerrten Stimmen den tosenden Sturm überschrien. Nase, Mund und Ohren des Scheichs füllten sich mit Sand. Jeder Atemzug wurde zur Qual. Plötzlich schreckte er von schrillen Schreien und dem Wiehern panischer Pferde auf. Jemand hatte sein Zelt nicht genügend geschützt. Es mußte ein junger Mann gewesen sein, der wahrscheinlich weder einen eigenen Harem noch eine Mutter besaß, die für ihn den Schutzzauber hätte bewirken können.
    Man konnte nichts mehr für ihn tun, außer zu hoffen, daß er die Möglichkeit fände, in das Zelt eines Freundes oder Verwandten zu fliehen.
    Eine Stunde verging, ohne daß der Sturm in seiner Wut nachließ. Im Gegenteil, es wurde immer schlimmer. Das Zwielicht verdunkelte sich zu einem häßlichen Braun. Der Wind schlug aus allen Richtungen. Durch das Heulen der Ifrite vernahm Majiid die Klagelaute seines Volks. Kinder weinten, Frauen schluchzten, und selbst seine tapferen Männer jammerten aus Angst.
    »Sond!« brüllte Majiid. Sofort mußte er husten und Sand spucken.
    »Sidi?« drang eine hole Stimme aus dem Inneren der Öllampe.
    »Komm sofort heraus!« forderte Majiid halb erstickt.
    »Verzeih mir, Sidi, aber ich möchte doch lieber in meiner Lampe bleiben«, erwiderte der Dschinn.
    »Wie lange wird dieser verdammte Sturm noch dauern?«
    »Bis dein edler Sohn, Khardan, darin einwilligt, dem Willen des Allerehrwürdigsten Akhran zu folgen, Sidi«, entgegnete der Dschinn.
    Majiid fluchte bitterlich. »Mein Sohn wird keine elende Schafhirtin heiraten!«
    Die gewaltige Hand eines Ifrits rüttelte heftig am Zelt des Scheichs, zerrte die starken Seile los und riß eine Zeltwand hoch. Badia kreischte entsetzt auf vor Angst und warf sich demütig zu Boden, um Hazrat Akhran um Gnade anzuflehen. Die Diener schrien aus vollem Hals, krochen unter den flatternden Bahnen des Zelts hindurch und flüchteten blindlings. Majiids Gesicht war vor Angst und Wut verzerrt. Er zog seinen Haik über den Kopf, damit er vor dem

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