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Die Rose des Propheten 1 - Das Buch der Götter

Die Rose des Propheten 1 - Das Buch der Götter

Titel: Die Rose des Propheten 1 - Das Buch der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis & Tracy Hickman
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nicht, wie er ihn wieder rückgängig machen konnte. (Seine Söhne hatten eine ordentliche Tracht Prügel vorgeschlagen. Aber das eine Mal, da Jaafar den Versuch gemacht hatte, Zohra zu schlagen, hatte sie ihm den Stock aus der Hand gerissen und gedroht, ihn damit zu verprügeln!)
    Als Zohra sechzehn Jahre alt war, ließ der Scheich unter den Hrana verkünden, daß er sich mit der Absicht trug, den Ehevertrag für seine Tochter aufzusetzen. Diese Verlautbarung löste innerhalb des Stammes eine wahre Flut plötzlicher Vermählungen aus. Alle heiratsfähigen Männer beeilten sich, eine andere Frau zu heiraten – irgendeine, bloß nicht Zohra! Jene, die ohne Braut ausgingen, zogen es vor, mit ihren Schafen zu leben, und verschwanden in den Bergen. Sie kehrten erst zurück, nachdem bekannt wurde, daß Zohra in aller Öffentlichkeit bei Hazrat Akhran geschworen hatte, daß kein Mann sie jemals besitzen solle.
    Unter großem Jammern, einmal mehr verflucht zu sein, gab Jaafar alle Hoffnung auf, seine Tochter je verändern zu können, und zog sich in sein Zelt zurück. Zohra triumphierte und streunte weiterhin, wie ein junger Mann gekleidet, durch die Berge. Der Wind zerzauste die langen schwarzen Haare, die Sonne verlieh ihrer Haut ein tiefes Braun, und sie wuchs zu einer kräftigen und geschmeidigen Frau heran. Mittlerweile zählte sie zweiundzwanzig Jahre und rühmte sich stolz damit, daß kein Mann sie je berührt hätte.
    Dann aber zerbrach ihre Welt. Der Wandernde Gott wendete sich von ihr ab und warf sie in die Arme ihres Feindes, als wäre sie nie etwas anderes als eine Sklavin gewesen. Natürlich hatte sie sich geweigert, Khardan zu heiraten, und wenn Fedj es nicht selbst übernommen hätte, sie Tag und Nacht zu bewachen, wäre sie, ohne zu zögern, von daheim fortgelaufen, als ihr die grauenvolle Nachricht überbracht wurde.
    Dann war jener Sturm ausgebrochen, der ihren Vater und die übrigen schwächlichen Feiglinge des Stamms zu Tode geängstigt hatte. Da Jaafar die Ifrite mehr fürchtete als seine Tochter, beschloß er, sie mit Khardan zu verheiraten, und blieb dem einmal gefaßten Entschluß standhaft treu. Die Hrana ließen ihre Schafe mit wenigen Wächtern in den Bergen zurück und unternahmen mit fast dem gesamten Stamm eine lange Reise ins Herz der Wüste zum Tel, wobei sie ihre Prinzessin jeden einzelnen Schritt mit sich schleifen mußten.
    Mit diesem Durcheinander an Gedanken und Erinnerungen im Kopf blieb Zohra auf halbem Weg zum Brautzelt ein weiteres Mal stehen. Ihre Flucht war ihr das erste Mal schon so gut wie gelungen, warum es nicht noch einmal versuchen? Fedj war sicherlich damit beschäftigt, die Männer im Auge zu behalten…
    Zohra blickte zum Brautzelt hinüber, biß sich dabei auf die Lippen und seufzte. Fedjs Worte hallten in ihr nach. Ich muß dir aber auch sagen, Zohra, daß dein Volk und vielleicht sogar alle Völker der Wüste dem Untergang geweiht sind, wenn du nicht hinuntergehst. Wenn sie manchmal auch den Eindruck hatte, daß ihr Volk so dumm war wie die Schafe, die es hütete, so liebte sie ihren Stamm doch über alles. Sie konnte es einfach nicht verstehen. Es kam ihr so lächerlich vor. Wie konnten die Hrana in solcher Gefahr sein? Aber wenn sie es waren, dann wollte nicht sie es sein, die den Zorn des Gottes auf ihr Volk lenkte!
    Zohra war mit sich zufrieden. Sie brachte ein edles Opfer dar, und, bei Sul, sie würde schon dafür sorgen, daß die Hrana das niemals vergaßen.
    Die Prinzessin schlich an der schlummernden Wache vorbei und kroch durch die Öffnung, die zwischen Zeltwand und Filzboden geblieben war. Die Zeltbahnen waren heruntergelassen. Draußen hörte sie den lärmenden Zug des Bräutigams, der seinen Weg durchs Lager nahm und immer näher und näher kam. Zohra streifte Kaftan und Hose ab und stopfte beides hastig unter ein Kissen. Danach legte sie das seidene Brautkleid an und schmückte sich mit ihren Juwelen. Schließlich nahm die Prinzessin vor einem Spiegel Platz und bürstete ihr langes schwarzes Haar, das ihr bis zur Hüfte reichte.
    Hauptfrau zu sein… Frau des Kalifen…
    Zohra zwinkerte ihrem Spiegelbild zu.
    Sie würde diesen Khardan dazu bringen, daß er sich wünschte, niemals das Licht dieser Erde erblickt zu haben.

6
    Die Wüste schlief im silbernen Mondschein, ermattet wie eine Frau in den Armen ihres Liebhabers. Khardan atmete tief durch. Er zog voller Wonne die Luft ein, die den Geruch brennenden Wacholders, gebratenen Fleischs und den

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