Die Rose des Propheten 1 - Das Buch der Götter
der Hand, auf den Rücken seines Rappen. Das plötzliche Feuer erschreckte das Tier so sehr, daß es sich aufbäumte und wild ausschlug. Khardan mußte sich zu seinem eigenen Pferd durchkämpfen und entging nur knapp den Hufen, die ihn beinahe am Kopf getroffen hätten. Einer der Batir hatte weniger Glück, wenn man dem Aufstöhnen und dem Geräusch eines dumpf aufprallenden Körpers Glauben schenken konnte.
Majiid gab ein Zeichen, und die anderen Akar entzündeten ihre Fackeln, sprangen auf die Pferde und zogen ihre Sibel, die im Feuerschein gefährlich aufblitzten. Auch die Hrana, zu Fuß vollkommen den Reitern ausgeliefert, griffen jetzt nach den Waffen und hieben verbissen und voller Verzweiflung auf den Gegner ein.
Die Leute, die sich im Lager still verhalten hatten, sahen den flackernden Lichtschein und hörten das Kampfgetümmel, das zu ihnen herüberschallte. Mit lautem Knall erschien mitten unter ihnen der Dschinn Fedj, dem sich Sond sofort wortlos gegenüberstellte.
Aus einem der Frauenzelte stürzte Jaafar heraus, das weiße Nachtgewand flatterte um seine nackten dürren Beine, und er brüllte zu seinem Gegner hinüber: »Was machst du mit meinen Leuten?«
»Ich sage dir, was ich vorhabe! Ich röste dich langsam über dem Feuer, du Schafeschänder!« rief Majiid, der vor Wut regelrecht schäumte. Er stieß seinem schnaubenden und sich unbändig gebärenden Pferd die Fersen in die Flanken und galoppierte geradewegs auf Jaafar zu. Dabei schwang er seinen Säbel mit solcher Wucht gegen ihn, daß der Scheich sich schon, sollte der Hieb ihn auch nur annähernd treffen, bis in alle Ewigkeiten Akhrans Schafe hüten sah. So aber zischte die Klinge, beim unsicheren Licht der flackernden Fackeln oder vielleicht auch wegen Majiids altersschwacher Augen, nur harmlos über Jaafars Kopf hinweg.
Majiid riß sein Pferd auf der Hinterhand herum und griff Jaafar erneut in vollem Galopp an. »Du hast deine Hexentochter und ihre Dämonen geschickt, um mir meine Pferde zu stehlen!«
»Du Vater der Pferdebrut!« schrie Jaafar voller Zorn.
Unerwartet flink tauchte der drahtige alte Mann unter Majiids tödlichem Schlag ab, ergriff das Bein des Reiters, als das Pferd vorbeipreschte, und zog Majiid aus dem Sattel. Beide fielen übereinander her und wälzten sich mit wirbelnden Fäusten im Wüstensand, ohne Rücksicht auf die stampfenden Hufe der wild gewordenen Pferde.
Obwohl Majiid das Zeichen zum Angriff gegeben hatte, war Khardan nicht zusammen mit den anderen in den Kampf gestürmt. Mit hocherhobener Fackel ritt er durch die wogende Menge und ließ seinen Blick von einer schwarzgekleideten Gestalt zur anderen schweifen. Ungeduldig machte er gegen jeden einen Ausfall, der ihm den Weg verstellte. Schließlich entdeckte er, wonach er gesucht hatte. Eine schlanke Gestalt bewegte sich auffallend anmutig durch das Getümmel. Mit dem Dolch in der Hand stellte sie sich gerade wild entschlossen einem Gegner, dessen Säbel sie im nächsten Augenblick in zwei Hälften geteilt hätte.
»Der gehört mir!« brüllte der Kalif und trieb sein Pferd eilig voran. Khardan gelang es gerade noch, das Tier zwischen den Angreifer und sein schwarzgekleidetes Opfer zu drängen. Mit der flachen Seite seines Säbels schlug er den drohend erhobenen Arm des Mannes herab. Er beugte sich zur anderen Seite hinunter, faßte Zohra um die Taille, zog sie zu sich herauf und warf sie, den Kopf voran, über den Sattel, so daß sie schreiend vor ihm auf dem Pferd zu liegen kam.
»Bevor ich sterbe, soll es mir noch einmal vergönnt sein, dich gedemütigt zu sehen, Frau!« rief Khardan grinsend.
»Ach, tatsächlich?« knurrte Zohra haßerfüllt. Noch während sie darum kämpfte, sich zu befreien, zückte sie ihren Dolch.
Khardan sah die Klinge aufblitzen und wollte nach ihr greifen. Doch das Pferd strauchelte, und er mußte darauf achten, nicht den Halt zu verlieren.
»Verdammt!« fluchte der Kalif, als ein sengender Schmerz sein Bein durchzog. Aber er konnte das Messer nicht erreichen und bekam statt dessen einen dichten Schopf schwarzer Haare zu fassen. Sofort packte Khardan zu und riß Zohras Kopf zurück. Sie schrie vor Schmerz auf, ließ das Messer fallen, krümmte sich gleich darauf zur Seite und grub ihre Zähne in seinen Arm.
Pferde stampften um sie herum, ein Schwert blitzte rot im Fackelschein, und ein brennendes Holzscheit fuhr krachend auf einen Schädel nieder. Ein Reiter wurde brüllend von seinem Pferd gezerrt, und das Klirren stählerner
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