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Die Rose des Propheten 1 - Das Buch der Götter

Die Rose des Propheten 1 - Das Buch der Götter

Titel: Die Rose des Propheten 1 - Das Buch der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis & Tracy Hickman
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Klingen erfüllte die Nacht. Am Rand des Schlachtfeldes jammerten und klagten die Frauen, und ihre Kinder schrien ihre Angst hinaus. Ihre Schreie verhallten jedoch ungehört in dem höllischen Tumult. Vernunft wurde von Haß besiegt, es herrschte nur Gewalt und die Lust zu töten.
    Sond und Fedj bekämpften sich mit gigantischen Krummsäbeln und durchbohrten gegenseitig wohl hundertmal ihr unsterbliches Fleisch. Majiid rammte Jaafars Kopf in den Boden. Sayah lieferte sich einen wilden Kampf mit Khardans Bruder Achmed. Keiner von ihnen gab auch nur eine Handbreit nach, und schließlich mußte jeder Krieger die Tapferkeit des anderen anerkennen.
    In diesem Durcheinander hörte niemand das Läuten der Kamelglocken. Erst als ein greller Blitz einen Reiter auf einem Mehari aus der dunklen Nacht herausriß, bemerkten die kämpfenden Stämme, daß sich ein Fremder in ihrer Mitte befand.
    Als die Frauen ihn erblickten, nahmen sie angsterfüllt ihre Kinder bei der Hand und rannten Schutz suchend zu ihren Zelten. Das helle Klingen aufeinanderschlagenden Stahls und das Gestöhne und die Schreie der Kämpfer verebbten allmählich, als die Hrana und die Akar sich einer nach dem anderen umsahen, um festzustellen, was vor sich ging.
    Die Flammen der Fackeln, die im aufkommenden Wind des herannahenden Sturms loderten, erhellten eine kleine, gedrungene Gestalt, die in kostbare Gewänder gekleidet war. Sie saß auf einem jener pfeilschnellen Rennkamele, deren Wert man in der gesamten Wüste zu schätzen wußte. Der Fackelschein brach sich im Silber und Türkis eines außerordentlich kostbaren Sattels. Das Licht glitzerte funkelnd in den karmesinrot glänzenden Seidentrotteln, die rund um die Knie des Kamels baumelten, und strahlte hell vom goldenen, juwelenbesetzten und fransenverzierten Kopfschmuck des Tieres wider.
    »Salam aleikum, meine Freunde!« ertönte eine Stimme. »Ich bin es, Zeid al Saban, und Hazrat Akhran hat mich gesandt, um mit eigenen Augen anzusehen, was ich nicht glauben konnte – daß nämlich ihr beide, einstmals erbitterte Feinde, jetzt durch Heirat vereint seid und in Frieden zusammenlebt. Der Anblick solcher Brüderlichkeit, wie ich sie in diesem Augenblick bezeugen kann, treibt mir die Tränen in die Augen.«
    Scheich Zeid erhob die Hände zum Himmel. »Gelobt sei Akhran! Ein Wunder ist geschehen!«
     
     

11
    »Akhran sei gepriesen«, brummte Majiid und wischte sich das Blut von den Lippen.
    »Gepriesen sei Akhran«, wiederholte Jaafar verdrossen und spuckte einen Zahn aus.
    »Gepriesen sei Pukah!« fuhr ihnen der Dschinn respektlos ins Wort und sprang vor dem Kamel aus dem Sand. »Das habt ihr alles ganz allein mir zu verdanken!«
    Niemand beachtete ihn. Zeids Blick richtete sich gen Himmel, Majiid und Jaafar sahen einander an. So sehr die beiden Scheichs sich auch haßten, Zeid mißtrauten sie noch mehr. Als Führer eines riesigen Nomadenstamms der südlichen Wüste Pagrah, war der dicke kleine Mann, der vornehm vor ihnen auf dem Mehari thronte, unermeßlich reich und ebenso gerissen und berechnend. Seine Heimat war die Wüste, doch war er durch den Kamelhandel schon in alle größeren Städte Tara-kans gekommen. Weitgereist, war er mit den Gepflogenheiten fremder Länder und ihrer Staatskunst sehr vertraut. Sein Volk war zweimal so groß wie die Stämme von Jaafar und Majiid zusammengenommen.
    Die Aran waren, wenn sie erst einmal auf ihren schnellen Meharis saßen, wilde und grausame Krieger. In letzter Zeit ging ein Gerücht um, daß sich Zeid mit dem Gedanken trüge, seinen Einfluß bis in den Norden auszudehnen. Er wolle die Stämme dazu zwingen, ihn als Suzeran, als obersten Lehnsherren, anzuerkennen und ihm Tribut zu entrichten. All das schoß Majiid und Jaafar durch den Kopf, während sie in wortloser Verständigung finstere Blicke tauschten. Zwei erbitterte Feinde wurden plötzlich widerstrebend zu Verbündeten.
    Mit den Ellbogen stießen die Scheichs Pukah beiseite und hasteten ihrem Gast eilfertig entgegen, um ihm ihre Ehrerbietung zu erweisen und die Gastlichkeit ihrer Zelte anzubieten. In ihrem Rücken wurde das Geschehen aufmerksam von ihren Leuten verfolgt, die mit der Waffe in der Hand nur auf ein Zeichen ihrer Anführer warteten.
    Der Scheich aus dem Süden begrüßte die Stammesführer höflich und ungezwungen. Er sorgte sich nicht, obwohl er sich doch ganz allein unter Menschen befand, die sich eigentlich als seine Feinde verstanden. Sein Rang als Gast machte ihn unantastbar, selbst

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