Die Rose des Propheten 1 - Das Buch der Götter
im flackernden Fackellicht. Ihr Mund öffnete sich zu einem lautlosen Knurren.
Ohne sich um ihre Wut zu kümmern, nahm er seine Kopfbedeckung ab und warf sie seiner Frau über das schwarze Haar.
»Dein hübsches Gesicht wird man wohl kaum mit dem eines Mannes verwechseln. Halte es gut verdeckt.«
Zohra starrte ihn mit großen Augen an.
»Khardan!« erscholl Majiids Ruf, der inzwischen recht ungeduldig klang.
Zohra zog das Halstuch über Nase und Mund und glitt vom Pferderücken.
»Frau!« Khardans Stimme klang sanft, aber streng. Zohra sah zu ihm auf. Er deutete auf die stark blutende Wunde an seinem Bein. »Ich muß einen guten Eindruck machen«, gab er ihr mit leiser Stimme zu verstehen.
Und sie verstand, was er meinte. Die schwarzen Augen funkelten ihn in neu erwachtem Ärger böse an.
Khardan lächelte und zuckte mit den Achseln.
Zohra holte einen Beutel unter ihren Kleidern hervor und entnahm ihm einen grünen, mit roten Adern durchzogenen Stein. Mürrisch legte sie ihn auf die Stichwunde und murmelte mehrmals einen Zauberspruch, der das Blut reinigen und die Wunde schließen sollte. Danach warf sie ihrem Mann einen letzten giftigen Blick zu, tödlicher als der Biß einer Viper, und verschwand in der Dunkelheit der Nacht.
Khardan grinste, trieb sein Pferd an und galoppierte davon, um den Gast seines Vaters zu begrüßen. Bei den ungeduldigen Scheichs angekommen, parierte er sein Pferd und ließ es niederknien. Pferd und Reiter verbeugten sich respektvoll und zeigten mithin, daß sie die hohe Schule des Reitens beherrschten.
»Oh, ausgezeichnet, junger Mann, wirklich ausgezeichnet!« Zeid klatschte begeistert Beifall.
Khardan sprang vom Pferd und wurde dem Scheich nun offiziell durch seinen Vater vorgestellt, und man tauschte die üblichen Freundlichkeiten aus.
»Wie ich hörte«, dabei wies Zeid mit dem Kopf auf Pukah, der scheinbar völlig unberührt von der Spannung, die in der Luft lag, alle Versammelten strahlend anblickte, als habe er sie mit eigenen Händen erschaffen, »bist du frisch verheiratet, und noch dazu mit der schönen Tochter unseres Cousins.«
Er verneigte sich nun vor Jaafar, der diese Geste etwas nervös erwiderte, während er sich fragte, wo seine unbändige Tochter stecken mochte.
»Wie kommt es, daß du, statt in den Armen der Liebe zu schmachten, hier draußen anzutreffen bist?« fragte Zeid den Kalifen leichthin.
Jaafar riskierte einen verstohlenen Blick auf Majiid, der seinen Sohn mit gerunzelten Brauen sorgenvoll betrachtete. Doch Khardan winkte großzügig ab und lachte unbeschwert. »Scheich Zeid, du bist gerade rechtzeitig gekommen, um auf unserer Fantasia, die wir zu Ehren meiner Hochzeit geben, mitzufeiern.«
»Fantasia?« wiederholte Zeid erstaunt. »Ist das so etwas wie ein Spiel?«
Sein Blick wanderte zu den Männern, die stöhnend auf dem Boden lagen, und zu ihren Widersachern, die mit Säbeln, an denen noch das frische Blut heruntertroff, über ihnen standen. Es war Mitternacht – eine recht ungewöhnliche Zeit für einen Wettkampf. Die kleinen schlauen Augen des Scheichs wandten sich nun wieder Khardan zu und musterten den jungen Mann eingehend.
Von dem Augenblick an, als ihm sein Dschinn Raja die Nachricht gebracht hatte, Majiid und Jaafar hätten ihre Streitkräfte vereint, hatte Zeid beschlossen, sich persönlich Gewißheit darüber zu verschaffen, ob diese besorgniserregende Mitteilung tatsächlich zutraf. Der Scheich hatte diese Neuigkeit zunächst mit Vorbehalt aufgenommen. Er traute nicht einmal Akhran in höchst eigener Person zu, das böse Blut zwischen den beiden Stämmen zu entgiften. Mit seinem schnellen Kamel hatte sich Zeid auf den Weg nach Norden gemacht. Schon von weitem hatte er das Kampfgetümmel in der Nähe der Tel-Oase erblickt und gelacht, als er seine Vermutung bestätigt sah.
»Mir scheint, du hast dich geirrt, Raja«, wandte er sich da an seinen Dschinn, der in einer goldenen Schmuckschatulle im Khurjin des Scheichs steckte. »Hier ist ein Schlachtfeld. Und offenbar haben wir gerade das Glück, noch einen zünftigen Kampf zu erleben.«
Es kam ihm merkwürdig vor, daß sich die beiden Stämme eine derart einsame Gegend für diese Auseinandersetzung ausgesucht hatten. Als er näher heranritt, wuchs seine Verwirrung um so mehr, als er erkannte, daß beide Stämme ihre Zelte rund um den Tel aufgeschlagen hatten und alles darauf hindeutete, daß sie hier schon längere Zeit lagerten.
»Es scheint, daß du am Ende doch recht
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