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Die Rose des Propheten 3 - Das Buch der Unsterblichen

Die Rose des Propheten 3 - Das Buch der Unsterblichen

Titel: Die Rose des Propheten 3 - Das Buch der Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis & Tracy Hickman
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abgeschlagene Haupt seines Feindes zu seinen Füßen auf den Katafalk zu legen, auf dem er ruhte.
    Ich warf meine entzündete Fackel auf das ölgetränkte Holz und entbot seiner Seele Lebewohl, an welchen Himmel er auch immer glauben mochte. Dann bin ich gegangen.« Qannadis Stimme war sanft geworden. Der junge Mann mußte sich vorneigen, um ihn zu verstehen. »Ich ging viele Monate zu Fuß, bis ich schließlich wieder in meine Heimat kam. Unser ruhmreicher Kaiser war damals noch ein König. Ich trat vor ihn und legte ihm mein Schwert zu Füßen.«
    Seufzend wandte der Emir den Blick vom Fenster ab und drehte den Kopf, um Achmed anzusehen. »Dieses Schwert ist eine Kuriosität. Im Norden nennt man es ein zweihändiges Breitschwert. Man kann es nur mit beiden Händen führen. Als ich zum erstenmal eins bekam, konnte ich es nicht vom Boden heben. Ich habe es immer noch, falls du es einmal sehen möchtest.«
    Der junge Mann sah ihn finster an, seine dunklen Augen waren wachsam, düster und mißtrauisch.
    »Warum erzählst du mir das alles?« Er war so unhöflich, nicht die angemessene Anrede zu verwenden, und der Emir, der es durchaus bemerkte, drängte ihn nicht dazu.
    »Weshalb ich dir meine Geschichte erzählt habe, weiß ich nicht so recht.« Qannadi hielt inne, dann sprach er leise weiter. »Man erleidet eine Verwundung in der Schlacht, aber sie kann völlig verheilen und einem nie mehr zu schaffen machen. Und dann, Jahre später, sieht man, wie ein Mann an genau der gleichen Stelle getroffen wird, und plötzlich kehrt der Schmerz wieder – so scharf und so stechend wie beim ersten Mal, als sich der Stahl ins Fleisch bohrte. Als ich in dein Gesicht sah, Achmed, habe ich den Schmerz gespürt…«
    Die Schultern des jungen Mannes sackten zusammen. Der Stolz und der Zorn sickerten aus seinem Leib wie Blut aus einer tödlichen Wunde. Als er Achmed anschaute, erfuhr Qannadi einen jener seltenen Augenblicke der Einsicht, die sich manchmal in der Nacht der Wanderungen durch dieses Leben zeigten, den Weg erhellten und die Seele eines anderen offenbarten. Vielleicht lag es daran, daß er vor seinem geistigen Auge noch einmal Khardan und Achmed schaute, wie sie vor seinem Thron gestanden hatten – der eine Bruder stolz und stattlich, der andere mit rückhaltloser Verehrung zu ihm aufblickend. Vielleicht war es der Imam, der ihm die seltsame Geschichte von Khardans angeblicher Flucht vom Schlachtfeld berichtet hatte. Vielleicht war es dem Inneren des Emirs selbst entsprungen und seiner Erinnerung an seine eigene hungernde Kindheit, an den Vater, der ihn verlassen hatte. Was immer es war – mit einemmal kannte Qannadi Achmed besser als jeden seiner eigenen Söhne.
    Er schaute einen jungen Mann, dem das Licht der Liebe und des Stolzes eines Vaters verwehrt worden war, der im Schatten eines älteren Bruders aufwuchs. Anstatt sich davon verbittern zu lassen, hatte Achmed einfach die Liebe zu seinem Vater auf seinen älteren Bruder übertragen, der sie, wie Qannadi wußte, innig erwiderte. Doch Khardan hatte ihn verraten, wenn nicht durch einen Akt der Feigheit (und der Emir konnte eine derart unwahrscheinliche Geschichte nicht recht glauben), so doch mindestens durch seinen Tod. Dem Jungen war niemand mehr geblieben – Vater, Bruder, alle waren sie fort.
    Qannadi schritt auf den jungen Mann zu und legte ihm die Hand auf die Schulter. Er spürte, wie Achmed zusammenzuckte, doch der Junge wich der Berührung des Emirs nicht aus.
    »Wie alt bist du?«
    »Achtzehn«, ertönte die gedämpfte Antwort. »Ich… ich hatte Geburtstag.«
    Und niemand hat sich daran erinnert, dachte Qannadi. »Ich war auch so alt, als mich die Hammadi gefangennahmen.« Eine Lüge. Der Emir war zwanzig gewesen, aber das war jetzt unwichtig. »Bist du ein geprügelter Hund, Achmed? Wirst du dich auf das Grab deines Herrn legen und sterben?« Der Junge zuckte zusammen. »Oder wirst du dein eigenes Leben führen? Du bist ein prächtiger junger Mann! Ich wünschte, meine eigenen Söhne wären etwas mehr wie du!«
    Ein Hauch von Bitterkeit schlich sich in seine Stimme. Qannadi verstummte, beherrschte seine Gefühle. Achmed war zu sehr mit seinen eigenen beschäftigt, um es zu bemerken, obwohl er sich später daran erinnern würde.
    »Ich bin hergekommen, um dir ein Angebot zu machen«, fuhr Qannadi fort. »Ich habe die Schlacht am Tel beobachtet. Meine Männer sind gute Soldaten, aber es bedurfte vierer von ihnen, um einen von euch zu schlagen. Ich glaube

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