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Die Rose des Propheten 3 - Das Buch der Unsterblichen

Die Rose des Propheten 3 - Das Buch der Unsterblichen

Titel: Die Rose des Propheten 3 - Das Buch der Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis & Tracy Hickman
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nicht, daß es daran liegt, daß ihr geschickter mit Waffen umgeht, aber mit Pferden. Quar hat uns zwar mit magischen Tieren ausgerüstet, aber anscheinend hat er es nicht für angebracht gehalten, sie in der Kriegskunst zu unterweisen. Anstatt euch in diesem Gefängnis das Herz zu brechen, gebe ich euch die Möglichkeit, euch eure Freiheit zu verdienen.«
    Achmeds Leib versteifte sich einen Augenblick. Langsam hob er den Kopf, um Qannadi geradewegs ins Auge zu blicken.
    »Wir würden nur die Pferde ausbilden müssen?«
    »Ja.«
    »Wir wären nicht dazu gezwungen, in euer Heer einzutreten? Zu kämpfen?«
    »Nein, nicht, wenn ihr es nicht wünscht.«
    »Und die Pferde, die wir ausbilden, werden nicht dazu eingesetzt, um gegen unser Volk zu kämpfen?«
    »Mein Sohn«, Qannadi betonte das Wort, »dein Volk ist nicht mehr. Das sage ich dir nicht, weil ich dich durch eine List hereinlegen oder dir den Mut rauben will. Ich sage die Wahrheit. Wenn du sie in meiner Stimme nicht vernimmst, dann lausche deinem Herzen.«
    Achmed erwiderte nichts, er saß nur mit gesenktem Haupt da, seine Hände krampften sich zuckend in die glatte Oberfläche des groben Holztischs, suchten Halt, den sie nicht fanden.
    »Ich werde dich nicht zu unserem Gott bekehren«, fügte der Emir sanft hinzu.
    Da hob Achmed den Kopf. Er schaute, nicht auf Qannadi sondern gen Osten, in die Wüste, die nicht durch die Gefängnismauern zu sehen war. – »Es gibt keinen Gott«, antwortete der junge Mann tonlos.

5
    Die Nomaden der Pagrah-Wüste glaubten, daß die Erde flach sei und daß sie sich in ihrer Mitte befänden. Die riesige und prunkvolle Stadt Khandar, die ihrem Geist so abgelegen war wie ein ferner Stern, glitzerte irgendwo nördlich von ihnen, und jenseits von Khandar lag das Ende der Welt. Im Westen befanden sich die Stadt Kich, die Berge, das große Hurn-Meer und schließlich das Ende der Welt. Im Süden waren noch mehr Wüste, die Städte des Landes Bas im Südosten und das Ende der Welt. Im Osten lag der Sonnenamboß – das Ende der Welt.
    Es hieß unter den Nomadenstämmen, daß die Stadtbewohner von einem weiteren großen Meer im Osten sprachen, ja, sie hatten ihm sogar einen Namen gegeben: die Kurdinische See. Die Nomaden lachten über diesen Aberglauben – was sollte man auch schon von Leuten erwarten, die ihr Leben mit Mauern einzäunten – und sprachen nur verächtlich von der Kurdinischen See. Ironisch bezeichneten sie dieses Meer als die Wasser von Tara-kan und hielten es für die ausgemachteste Lüge, die sie je vernommen hatten, seit sich irgend so ein wahnsinniger Marabu Quars vor einer Generation in die Wüste hinausgewagt und davon geplappert hatte, daß die Welt rund sei wie eine Apfelsine.
    Gerüchten zufolge sollte es auch irgendwo im Sonnenamboß eine verschollene Stadt geben – eine Stadt von sagenhaftem Reichtum, die tief unter den Dünen vergraben lag. Den Nomaden gefiel diese Vorstellung nicht schlecht, und sie verwendeten sie, um ihren Kindern die Wandelbarkeit aller von Menschenhand geschaffenen Dinge zu veranschaulichen.
    Die Dschinnen hätten ihren Herren die Wahrheit erzählen können. Sie hätten ihnen mitteilen können, daß es im Osten tatsächlich ein Meer gab, daß es tatsächlich eine Stadt im Sonnenamboß gegeben hatte, daß Khandar tatsächlich nicht auf dem Gipfel der Welt stand und daß die Pagrah-Wüste auch nicht den Mittelpunkt der Welt darstellte. Die unsterblichen Wesen wußten all das und noch vieles mehr, gaben dieses Wissen aber nicht an ihre Herren weiter. Denn die Dschinnen hatten eine unumstößliche Regel: Wenn du im Dienst der Menschen stehst, bist du, der du allwissend bist, unwissend, und sind jene, die unwissend sind, allwissend.
    Doch um den Nomaden Gerechtigkeit widerfahren zu lassen: Der gewöhnliche Bewohner von Kich, Khandar oder Idrith glaubte an eine noch sehr viel kleinere Welt. Mochten die Madressas doch etwas anderes lehren. Mochte der Imam ruhig davon predigen, die Kafiren, die in den Ländern jenseits des Wissens hausten, zum Wahren Gott zu führen. Dem Kupferschmied, dem Weber, dem Bäcker, dem Tuchfärber, dem Lampenverkäufer waren die vier Wände seines Heims der Mittelpunkt der Welt, der Suk ihr Herz, wo er seine Fertigkeiten oder Waren verkaufte, und die Stadtmauer ihr Ende.
    Der Imam war am Hofe eines aufgeklärten Kaisers geboren und aufgezogen worden, und so wußte er um die wahre Beschaffenheit der Welt. Ebenso der Emir, der zwar kein gebildeter Mann war, aber zuviel

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