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Die Rose des Propheten 3 - Das Buch der Unsterblichen

Die Rose des Propheten 3 - Das Buch der Unsterblichen

Titel: Die Rose des Propheten 3 - Das Buch der Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis & Tracy Hickman
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davon mit eigenen Augen gesehen hatte, um nicht daran zu glauben, daß es hinter dem nächsten Berg nicht noch mehr davon gab. Die Gelehrten am Hofe des Kaisers verkündeten, daß die Welt rund, und daß das Land Sardish Jardan nur ein Land von vielen sei, die auf den Wasser zahlreicher großer Ozeane schwebten, und daß in diesen Ländern Völker von vielen Arten und verschiedenem Glauben lebten – Völker, die unausweichlich in die Arme Quars gezogen werden würden. Als der Imam also von Meryem über einen Verrückten hörte, der behauptete, vom anderen Ufer des Meers gekommen zu sein, erachtete Feisal diese Nachricht für würdig, seinem Gott mitgeteilt zu werden.
    Der Imam bereitete sich durch Fasten zwei Tage und eine Nacht auf seine Heilige Audienz vor, er benetzte seine Lippen nur gelegentlich mit Wasser. Das fiel einem Feisal nicht schwer, der schon ganze Monate gefastet hatte, um zu beweisen, daß der Geist sich den Leib Untertan machen und ihn zügeln konnte. Diese kurze Rast diente zur Reinigung der unwürdigen Behausung des Geistes von allen äußeren Einflüssen. Während dieser Zeit verweilte der Imam strikt in Abgeschiedenheit, verweigerte jede Begegnung mit allen Menschen, insbesondere mit Yamina, die seine Gedanken vom Himmel hätten ablenken können. Nur zweimal brach er seine selbstauferlegte Regel – einmal für ein längeres Gespräch mit Meryem, ein weiteres Mal, um den Nomaden Saiyad zu verhören.
    Dann brach die Nacht der Zwiesprache an. Feisal badete in Wasser, das mit von den Berggipfeln herbeigebrachtem Schnee gekühlt worden war; Schnee, der im Palast dazu verwendet wurde, um den Wein zu kühlen – vom Imam zur Kasteiung des Fleisches gebraucht. Danach salbte er seinen unwürdigen Leib mit duftenden Ölen. Zur Mitternachtsstunde, da die müden Geister und Leiber anderer Sterblicher Trost von ihren Sorgen im Schlaf fanden, entkleidete Feisal sich völlig bis auf ein Tuch, das er um seine Lenden gewickelt hatte. Zitternd, in einer Ekstase heiliger Inbrunst, betrat er den Tempel. Ehrfürchtig schlug er dreimal den Kupfer-Messing-Gong auf dem Altar. Dann warf er sich vor dem goldenen Widderkopf flach auf den Boden und wartete, während seine Haut vor Erregung und von der Kälte der Luft bebte.
    »Du hast gerufen, mein Priester, und ich bin gekommen. Was ist dein Begehr?«
    Die Stimme liebkoste ihn. Dem Imam stockte verzückt der Atem. Er sehnte sich danach, sich in dieser Stimme zu verlieren, sich aus diesem schwachen Leib mit seinem Verlangen nach Nahrung und Wasser, seinen unreinen Gewohnheiten, seinen schmutzigen Gelüsten, seinen unheiligen Begierden zu erheben. Nur mit Mühe konnte sich der Imam daran erinnern, was Quar ihm einst gesagt hatte, als der Priester noch jung gewesen war – daß der Imam seinem Herrn am besten durch diesen unwürdigen Leib dienen konnte. Er mußte ihn gebrauchen, wenngleich er unentwegt dagegen ankämpfen mußte, daß er nicht von ihm gebraucht wurde.
    In dem Wissen, daß er seine Seele dem himmlischen Frieden entreißen mußte, nach dem sie sich sehnte, um sich weltlichen Dingen zuzuwenden, hob der Imam einen Silberdolch und schob sich die Klinge mit geübtem Stoß zwischen die Rippen. Am Leib des Imams gab es viele solcher Narben; Narben, die er verborgen hielt, denn das Wissen um eine solche selbstauferlegte Marter hätte sogar den Hohepriester noch entsetzt. Der Schmerz, das Wissen um seine Sterblichkeit, das Blut, das seine geölte Haut herabströmte – all das riß Feisal mit heftigem Stoß aus dem Himmel und ermöglichte es ihm, mit seinem Gott die Sorgen der Menschen zu besprechen.
    Feisal preßte die Hand an seine Seite und spürte das warme Blut zwischen den Fingern hervorquellen. Er richtete sich langsam vor dem Altar auf.
    »Ich habe Verbindung zu den Nomaden gehabt und habe, o Allerheiligster Quar, etwas sehr Seltsames vernommen. Es gibt oder gab einen Mann, der unter den Anhängern Akhrans lebte und behauptete, über das Meer gekommen zu sein und über die Magie von Sul zu verfügen.«
    Die Luft um den Priester bebte vor Anspannung. Feisal empfand keinen Schmerz von seiner Wunde, er genoß das Gefühl zu wissen, daß diese Nachricht seinem Gott willkommen war.
    »Ist deine Quelle zuverlässig?«
    »Ja, Heiliger, vor allem weil sie es für unbedeutend hält. Der Mann wird als Verrückter abgetan.«
    »Beschreibe ihn.«
    »Es ist ein Jüngling von ungefähr achtzehn Jahren, mit Haar von der Farbe von Flammen, und einem bartlosen Gesicht und

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