Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rose des Propheten 5 - Das Buch der Nomaden

Die Rose des Propheten 5 - Das Buch der Nomaden

Titel: Die Rose des Propheten 5 - Das Buch der Nomaden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis & Tracy Hickman
Vom Netzwerk:
benommen, während er im Gehen taumelte.
    Mein Engel. Mein Schutzengel. Vor einem Jahr hätte ich eine derartig kindische Vorstellung verlacht. Aber vor einem Jahr habe ich ja auch noch nicht an Dschinnen geglaubt. Vor einem Jahr habe ich noch auf mich selbst vertraut. Ich hatte meine Magie. Vor einem Jahr brauchte ich keinen Himmel…
    »Jetzt brauche ich ihn«, murmelte er bei sich. »Mein Engel hat mich verlassen, und ich bin allein. Magie!« Er lachte verbittert, torkelte, wäre beinahe gestürzt und taumelte weiter. »Ich weiß, wie man aus Sand Wasser macht. Das ist ein einfacher Zauber.« Er hatte ihn Zohra beigebracht und sie damit beinahe zu Tode erschreckt.
    »Ich könnte aus diesem Ort einen Ozean machen!« Verträumt blickte Mathew sich um und stellte sich vor, wie er schwamm, auf kühlem Wasser dahintrieb, es über Kopf und Körper spritzte, trank, trank soviel er wollte. Seine Hand nestelte an den Pergamentrollen, die er sauber aufgerollt in seiner Gürteltasche mit sich führte. »Ja, ich könnte aus diesem Ort einen Ozean machen, sofern ich eine Feder hätte, um die Worte aufzuschreiben, und Tinte zum Schreiben, und eine Stimme in dieser rauhen und ausgetrockneten Kehle, um sie auszusprechen.
    Ein Geschenk für jeden Reisenden«, imitierte er die dröhnende Stimme des Erzmagus. »Keine Notwendigkeit, sich wegen Frischwasser zu sorgen. Keine Notwendigkeit, an einem Fluß zu trinken, der verunreinigt sein könnte.«
    Ha! In seinem Land war das Wasser niemals mehr als ein paar Schritte entfernt. In diesem Land verfluchte man es, weil es die Ernten überflutete und die Fundamente der Häuser fortspülte.
    »An einem solchen Ort kann ich Wasser beschwören!«
    Irgend jemand lachte brüllend. Erst als Mathew sah, wie Khardan stehenblieb und sich zu ihm umdrehte und Zohra sich neben ihm aufbaute, die Augen von Mattigkeit und Sorge überschattet, erkannte Mathew, daß er selbst dieser Jemand war. Er blinzelte und sah sich um. Es dämmerte. Er konnte erkennen, wie die wogenden Dünen Farbe anzunehmen begannen und das Licht von Promenthas’ Laterne verblaßte. Mathew blickte nach Westen.
    Die weißen Stadtmauern, die die ersten, abgeschrägten Strahlen der Sonne einfingen, glitzerten vor dem dunklen Hintergrund der schwindenden Nacht. Glitzerten weit entfernt… weit, weit entfernt.
    »Serinda! Was ist damit geschehen?« rief Mathew und zerrte heftig an Khardans Gewändern. »Sind wir im Kreis gegangen? Weshalb ist sie noch nicht näher gekommen?«
    »Eine Auswirkung der Wüste«, sagte Khardan leise. »Das hatte ich bereits befürchtet.« Plötzlich wurde er wütend, riß Mathews Hand los und stieß den jungen Mann von sich. Er stieg den Abhang der Düne hinunter, auf der sie gestanden hatten. »Wir können noch weitere zwei Stunden marschieren, bevor die Hitze einsetzt.«
    »Khardan.«
    Der Kalif ging immer weiter, wobei seine eigenen Beine müde im Sand stolperten.
    »Khardan!«
    Als er sich umdrehte, sah er Zohra reglos hinter sich stehen. Ihr Umriß zeichnete sich vor dem brennenden Ball der aufgehenden Sonne ab, sie hatte einen Arm um Mathews Schultern gelegt. Der Jüngling sackte gegen ihren kräftigen Leib. Sein Atem ging in abgehackten Zügen.
    »Er kann nicht mehr weiter«, sagte Zohra. »Keiner von uns kann es.«
    Khardan musterte sie grimmig. Ebenso grimmig erwiderte sie seinen Blick. Beide wußten, was das bedeutete. Ohne Wasser würden sie niemals die sengende Hitze des kommenden Tags überleben.
    Khardan warf den fast leeren Wasserschlauch auf den Sand und streckte seine schmerzenden Schultern. »Wir werden auf die Dschinnen warten«, sagte er gelassen. »Sie werden sich mit uns hier treffen.«
    Nun war die Zeit für Zohras Triumph angebrochen, so bitter er ihr auch erscheinen mochte. Sie ließ Mathew sanft auf den Wüstenboden gleiten, dann hob sie den Blick, um ihrem Mann ins Gesicht zu sehen, in ein Gesicht, das sie hinter dem Tuch, das es einhüllte, nicht erkennen konnte.
    Aber die Augen konnte sie sehen.
    »Ja, Mann«, sagte sie sanft, »wir werden auf die Dschinnen warten.«

5
     
    Im Nu verließen die drei Dschinnen und der Engel die Wüste, um ins Reich der Unsterblichen einzutreten. Sond führte sie an, und er war es auch, der darauf bestand, daß sie sich in einem Lustgarten materialisiert vorfänden – genaugenommen in jenem Garten, wo Sond in jener schicksalsvollen Nacht hineingeschlüpft war, um sich mit Nedjma zu treffen, als er das, was er für seine schöne Dschinnia hielt, in

Weitere Kostenlose Bücher