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Die Rose des Propheten 5 - Das Buch der Nomaden

Die Rose des Propheten 5 - Das Buch der Nomaden

Titel: Die Rose des Propheten 5 - Das Buch der Nomaden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis & Tracy Hickman
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die Arme geschlossen hatte, nur um sein Gesicht fest gegen die haarige Brust des Ifrit Kaug gepreßt wiederzufinden. Der Garten gehörte einem der älteren Unsterblichen des Akhran, einem Dschinn, der von sich behauptete, er könne sich an den Augenblick erinnern, da die Zeit begonnen hatte. Zu alt und viel zu weise, um sich überhaupt noch mit Menschen abzugeben, hatte sich der uralte Dschinn in einem Herrenhaus eingerichtet, dessen Türme und Minarette normalerweise zwischen den üppigen, blühenden Bäumen und den Sträuchern seines Gartens kaum zu erkennen waren.
    Doch der Garten hatte sich verändert. Die Mauer, über die Sond früher mit solcher Beweglichkeit hatte klettern können, wies nun heimtückisch aussehende Eisenspitzen auf. Pferde zertrampelten die empfindlichen Orchideen und Gardenien, Kamele waren an den gekachelten Wegen festgepflockt oder soffen Wasser aus den marmornen Springbrunnen. Mächtige Dschinnen aller Größen und Beschreibungen jagten in geschäftigem Treiben hin und her – rissen das feine Gitterwerk ab und verstärkten damit die Verteidigungsanlagen am Gartentor, malten einander in allen Einzelheiten aus, was sie Kaug antun würden, sobald sie ihn in ihrer Gewalt hätten.
    In einem Fenster oben auf einem der Türme zusammengekauert, bewacht von gigantischen Eunuchen, spähten die Dschinnias über ihren Balkon, kicherten und flüsterten, wann immer einer der Dschinnen kühn genug wurde, um den drohenden Blicken der Eunuchen zu widerstehen und einem Gesicht, das seine Aufmerksamkeit erregt hatte, ein Zwinkern zu gewähren.
    Sond blickte begierig zu dem Balkon empor. Usti warf einen einzigen Blick auf die angestrengte Aktivität um ihn herum, stöhnte und verschwand halsbrecherisch hinter einer Zierhecke. Doch hörte niemand den dicken Dschinn oder sah ihn verschwinden. Die anderen Dschinnen hatten Sond erspäht und kamen mit frohen Rufen auf ihn zu.
    »Dank sei Akhran! Sond, wo bist du gewesen? Wir können deinen Schwertarm gut gebrauchen!«
    Errötend vor Freude über diese Begrüßung, umarmte Sond seine Gefährten – von denen er viele seit Jahrhunderten nicht mehr gesehen hatte.
    »Wo lebt denn dieser Ziegendieb von deinem Gebieter jetzt, Pejm?« befragte Sond den einen. »Durch Merkerish dahingerafft? Ach, davon hatte ich noch nicht gehört. Sein Tod tut mir leid. Aber wir werden gerächt werden. Deju! Du bist frei? Das mußt du mir erzählen…«
    »Pejm! Bilhana!« unterbrach eine laute Stimme Sond. »Ich bin es! Pukah! Ich habe dich aus Serinda errettet! Äh, Pukah. Der Name ist… na ja, macht nichts. Bis später.« Pukah redete auf einen anderen Dschinnen ein, der ihm den Rücken zugekehrt hatte. »Deju, ich bin es, Pukah! Hier ist mein Schwertarm! Fest an meiner Schulter. Der, der dich aus der Stadt Serinda errettet hat. Ich… äh… Serinda…«
    »Serinda? Hast du Serinda gesagt?« Ein Dschinn stürzte auf Pukah zu. Das fuchsähnliche Gesicht strahlte erfreut und warf Asrial einen Blick zu, um festzustellen, ob sie auch zusah.
    »Ja, natürlich.« Pukah vollführte das Salaam mit vollendeter Anmut. »Ich bin Pukah, der Held von Serinda.«
    »Salaa aleikum, Serinda«, erwiderte der Dschinn hastig. »Habe ich richtig gehört, daß Sond eingetroffen ist? Ach, da ist er ja! Wenn du eben beiseite treten könntest, Serinda…«
    »Mein Name ist nicht Serinda!« sagte Pukah gereizt. »Ich bin Pukah! Der Held von Serin… ach, egal.«
    Von einem Dschinn nach dem anderen mit den Ellenbogen aus dem Weg getrieben, als sie sich um Sond scharten, fand sich Pukah in einem kleinen Hain aus Orangen- und Zitronenbäumen wieder. Neben ihm stand eine verloren wirkende Asrial und musterte mit weitaufgerissenen Augen ihre Umgebung.
    Der Lärm und das Durcheinander, die halbnackten Körper, die Rufe und die Flüche, die offensichtlichen Vorbereitungen auf eine Schlacht brachten den Engel aus der Fassung. Sie hatte zwar davon gewußt, denn sie hatte ihren Gott Promenthas von einem Krieg im Himmel reden hören. Doch sie hätte nie gedacht, daß es so sein würde – von solcher Ähnlichkeit mit einem Krieg auf der Erde. Sie zog sich an eine Mauer zurück.
    Was taten die Engel des Promenthas jetzt? Hatte der Krieg auch sie heimgesucht? Zweifellos. Asrial hatte eine Vision von den Seraphim, wie sie die schweren Holzbänke aus dem Boden der Kathedrale rissen, um sie an den Toren aufzustapeln; von Erzengeln, die die wunderhübschen Glasscheiben ausbrachen, um sich mit Pfeil und Bogen aufzustellen;

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