Die Rose des Propheten 5 - Das Buch der Nomaden
von Cheruben, die ihre feurigen Schwerter hielten, bereit, Promenthas zu verteidigen.
Es war viel zu scheußlich, um es sich vorzustellen. Asrial drehte das Gesicht gegen die Wand. Sie hatte schon Kriege auf der Erde gesehen, aber die hatten zwischen Menschen stattgefunden. Sie hätte sich niemals vorstellen können, daß der Frieden und die Ruhe ihres ewigen Heims derart geschändet werden könnte.
»Bilhana, Bilshifa. Mein Name ist Pukah.« Allein am Wegrand stehend, verneigte sich der Dschinn und schrie und wurde ganz und gar ignoriert. »Fedj! Raja! Hierher!« Pukah wedelte mit den Armen, sprang auf und ab, um sich über den Köpfen und Schultern der größeren Dschinnen bemerkbar zu machen.
Fedj und Raja aber standen da und musterten argwöhnisch Sond, der dafür seinerseits die Arme vor der massigen Brust verschränkt hatte. Begegneten sich diese Erzfeinde nun als Gegner oder als Freunde? Dann brach Rajas Gesicht in ein Lächeln aus. Mit einer Hand grüßte er Sond, indem er ihm einen Schlag auf den Rücken verpaßte, der den Dschinn kopfüber in einen Hibiskusstrauch schleuderte, während er ihm mit der anderen einen edelsteinbesetzten Dolch darbot.
»Nimm das als Geschenk, mein lieber Freund!« sagte Raja.
»Aber mein lieber Freund, mit Vergnügen!« rief Sond und kroch dabei aus dem Gestrüpp.
»Lieber Freund«, äffte Pukah ihn angewidert nach. »Es ist keine zwei Wochen her, da hätten sie einander am liebsten die Augen ausgestochen.«
»Bruder!« Fedj warf seine riesigen Arme um Sond und drückte ihn an sich. »Ich finde nicht die Worte, um auszudrücken, wie sehr du mir gefehlt hast!« Ganz gewiß war es nur liebevolle Zuneigung, die Fedj dazu bewegte, seinem ›Bruder‹ beinahe die Luft aus der Lunge zu pressen.
Sond schob seine muskulösen Arme um Fedjs Hüfte und ergriff sein Handgelenk.
»Auch mir fehlen die Worte, Bruder!« meinte Sond und erwiderte die Umarmung mit einer solchen Zuneigung, daß man deutlich das Geräusch brechender Knochen hören konnte.
»Ich glaube, ich übergebe mich gleich!« murrte Pukah. »Und mich beachten sie nicht dabei – den Helden von Serinda! Na ja, sollen sie! He…« Er hielt inne und blickte sich hastig um. »Ich habe etwas, was ihre Oberarmmuskeln zucken lassen wird. Asrial, meine Betörerin! Wo bist du, mein Engel?« Er spähte durch ein Gewirr von Hängeorchideen. »Asrial?« Ein Anflug von Panik färbte seinen Tonfall. »Asrial! Ich… ach, da bist du ja!« Er seufzte erleichtert. »Ich konnte dich nicht finden! Meine Scheue!« Pukah musterte sie hingerissen. »Hast du dich wieder versteckt! Komm.« Er vollführte Pukah einen Satz, um sie aus dem Weg zu zerren. Doch bevor er sie erreicht hatte, sprang eine weitere Figur zwischen den Bäumen hervor.
Die geschmeidige, üppige Gestalt einer Dschinnia, in weite seidene Pluderhosen und durchschimmernde Schleier gekleidet, stand vor der gestürzten Asrial und schützte den Leib des Engels mit ihrem eigenen.
»Nedjma!« keuchte Sond und wich zurück.
Der verzückte Dschinn ließ seinen Säbel fallen und streckte die Arme aus, machte einen Schritt vor, doch da stand er plötzlich vor dem gewaltigen Bauch eines riesigen, einen Krummsäbel schwingenden Eunuchen, der wie ein Berg aus dem Bogen ragte und sich zwischen Sond und der Dschinnia aufbaute.
Nedjma reichte Sond nicht ganz bis zur Schulter. Ja, sie reichte nur mit Mühe bis an Rajas Hüfte. Doch der zornige Blick, mit dem sie die Dschinnen anblitzte, machte aus Muskelpaketen zitternde Hüllen unsterblichen Fleisches. Sanft und zärtlich, ohne ein Wort zu sagen, beugte Nedjma sich vor und half Asrial auf die Beine. Schützend legte sie den Arm um die Schulter des Engels und preßte den weißgekleideten Leib eng an ihren. Mit einem letzten, lodernden Blick auf Sond verschwand Nedjma, wobei sie den Eunuchen und Asrial mit sich führte.
Zitternd beugte Sond sich vor und nahm sein Schwert wieder auf. Als er sich aufrichtete, wich er Fedjs Blick aus. Fedj schob seinen Säbel in die Scheide und schlich sich aus dem Kreis, während er etwas über Frauen murmelte, die sich besser um ihre eigenen Angelegenheiten kümmern sollten.
Pukah verfolgte das Ganze besorgt, bis er schließlich sah, wie die weißen Flügel und das goldene Haar über ihnen getröstet wurden.
»Nun, da das erledigt wäre«, begann der junge Dschinn fröhlich und trat vor, »möchte ich mich vorstellen. Ich bin Pukah, der Held von Serinda. Ihr erinnert euch nicht an mich, aber ich habe
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