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Die Rose des Propheten 5 - Das Buch der Nomaden

Die Rose des Propheten 5 - Das Buch der Nomaden

Titel: Die Rose des Propheten 5 - Das Buch der Nomaden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis & Tracy Hickman
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Gesicht. Sie mied jeden Blickkontakt mit Khardan und schlüpfte mit dem Proviant aus dem Zelt.
    »Zieh dich an«, befahl Khardan und wies auf zwei Kleiderhaufen in der Mitte des Zelts. In einem davon erkannte Mathew die seidenen Falten des Chadors einer Frau, während der andere aus Gewändern zu bestehen schien, die jenen glichen, wie sie der Kalif trug. Da er nicht wußte, für welches Geschlecht sich der seltsame Verrückte heute entscheiden würde, hatte Pukah weitsichtig Kleidung für beide zurückgelassen. Mathew griff nach den Männerkleidern, dann hielt er inne. Errötend blickte er Khardan an.
    »Ist es gestattet?« fragte er.
    Ein flüchtiges Lächeln berührte die Lippen des Kalifen. »Im Augenblick ja, Mat-hew. Wenn wir zum Tel zurückgekehrt sind, könnte es sein, daß du deine Rolle wieder aufnehmen mußt als…« Ein Hauch von Verbitterung. »… meine Frau.«
    »Das macht mir nichts aus«, erwiderte Mathew sofort und wollte damit nur Khardans offensichtlichen Schmerz lindern. Erst zu spät wurde ihm klar, wie man Worte und Tonfall auch mißdeuten könnte, und so errötete Mathew noch mehr und versuchte, seine Bemerkung klarzustellen. Doch da hatte Khardan bereits höflich das Zelt verlassen, um Mathew Ungestörtheit zu gewähren.
    »Narr!« verwünschte Mathew sich selbst, während er an dem ellenlangen Stoff nestelte. »Warum schreist du deine Gefühle nicht gleich in die vier Winde hinaus, dann hast du es hinter dir!«
    Als er schließlich angekleidet war, trat er hinaus und fand die beiden jeder für sich allein vor; sie blickten beide gen Westen, wo die Sonne über dem Horizont verschwunden war. Die Luft kühlte sich bereits ab, obwohl die am Tag gespeicherte Wärme vom Boden abstrahlte und Mathew das Gefühl gab, als sei er soeben in einen Backofen hinausgetreten.
    »Ich bin bereit«, sagte er und erschrak, als er hörte, wie heiser und ängstlich seine Stimme klang.
    Khardan drehte sich um und kehrte ohne jedes weitere Wort ins Zelt zurück. Dann kam er mit der über die Schulter geschlungenen Girba wieder hervor und begann nach Westen zu marschieren, ohne auch nur einmal hinter sich zu blicken. Zohra folgte Khardan, sorgte aber dafür, daß sie nicht in seine Fußspuren trat. Seufzend folgte ihnen Mathew.

4
    Als er von der Spitze der Sanddüne an den westlichen Himmel mit seinem wolkenlosen, erdrückenden Ockerton blickte, konnte Mathew die Stadt Serinda erkennen. Er kannte ihre Geschichte, denn Legenden über die tote Stadt waren unter den Nomaden sehr beliebt.
    Vor etwa hundert Jahren war Serinda einmal eine blühende Metropole gewesen. Und dann, ganz plötzlich, war der Legende zufolge alles Leben in Serinda erstorben. Niemand kannte die Ursache. Waren es Räuber aus dem Not den gewesen? Die Pest? Die giftigen Dämpfe des Vulkans Galos? Als er so die Stadtmauern musterte, spürte Mathew, wie sich seine Neugier regte, und er freute sich darauf, durch jene Tore zu schreiten, die jetzt nie mehr geschlossen waren. Vielleicht könnte er dieses Rätsel ja lösen.
    Die Stadt sah nahe aus, dachte Mathew, und seine Stimmung hob sich. Khardan hatte recht. Mit ein paar Stunden Fußmarsch müßten sie diese Wüste überquert haben. Sie würden vor Morgeneinbruch in Serinda eintreffen.
    Die tiefe Blauschwärze der Nacht spülte über das Land. Mathew genoß die Kühle. Gekräftigt und das Ende ihrer Reise vor Augen, ging er so schnell voran, daß Khardan sich gezwungen sah, ihn barsch daran zu erinnern, daß sie noch einen stundenlangen Fußmarsch vor sich hatten.
    So verlangsamte Mathew seinen Schritt und blickte nicht mehr nach vorn, sondern sah sich um, mußte einmal mehr über die fremdartige, wilde Schönheit dieses Lands staunen. Zwar schien kein Mond, doch konnten sie im strahlenden Licht Zehntausender von Sternen am schwarzen Himmel deutlich ihren Weg erkennen. Obwohl Mathew wußte, daß es die Sterne waren, die den Sand mit dem gespenstischen, weißlichen Leuchten überzogen, schien es ihm, als würde das Land selbst in einem eigenen Licht erstrahlen.
    Fasziniert blickte er zu den Sternen hinauf. In diesem klaren Himmel waren soviel mehr von ihnen zu erkennen, als er es in diesem Land jemals für möglich gehalten hätte. Nachdem er sich bereits an die verschobenen Konstellationen in dieser Hemisphäre gewöhnt hatte, machte Mathew schon bald den Leitstern aus, der am nördlichen Himmel glitzerte, und zeigte ihn Zohra.
    »Den Kindern meines Landes bringt man bei, daß dort ein Engel des

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