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Die Rose des Propheten 6 - Das Buch Promenthas

Die Rose des Propheten 6 - Das Buch Promenthas

Titel: Die Rose des Propheten 6 - Das Buch Promenthas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis & Tracy Hickman
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Waffen. Er warf Sond einen schnellen Blick zu, worauf der Dschinn hilflos mit den Schultern zuckte, als würde er flehen: »Ich will dir gern gehorchen, Sidi, aber was soll ich für dich tun?«
    Ich könnte den Dschinn gegen die Menschenmenge werfen, dachte Khardan hastig, doch es würde ganzer Heerscharen von Ifrits bedürfen, um diese Fanatiker aufzuhalten. Er könnte Sond befehlen, ihn von diesem Ort wegzubringen. Doch was war dann mit seinem Bruder? Achmed gehörte auch zu seinem Volk. Mußte er ihn für immer verlieren, ganz und gar?
    »Komm mit mir!« Khardan streckte die Hand aus. »Wir werden kämpfen…«
    »Nein!« Achmed starrte die ausgestreckte Hand an, und Khardan sah, daß sie von Blut bedeckt war. Seinem eigenen, Audas, dem Blut des Imams… Die Worte des jungen Soldaten hallten hohl in seiner Kehle. »Nein!« wiederholte er, und obwohl die Nachtluft kühl war, sah Khardan Schweißperlen auf dem Antlitz seines Bruders glitzern. Achmed blickte hinter sich, zu dem Gefängnis hinüber, obwohl hinter den hohen Palastmauern nichts zu erkennen war. In seinen Augen stand Entsetzen, und es war offensichtlich, daß er nicht die Gegenwart, sondern die Vergangenheit schaute. »Es gibt nichts, was du tun kannst! Nichts, was ich tun kann! Nichts!«
    »Achmed«, sagte Khardan verzweifelt, »deine Mutter ist in diesem Lager!«
    »Vielleicht.« Der junge Mann versuchte mit den Achseln zu zucken. »Vielleicht ist sie bereits tot. Ich habe sie schon seit Monaten nicht mehr gesehen und nichts von ihr gehört.«
    »Also gut, Bruder«, sagte Khardan kalt, »ich gehe jetzt. Wenn du mich daran hindern willst, mußt du mich schon umbringen, denn das ist die einzige Möglichkeit…«
    Die vom Grauen verdunkelten Augen richteten sich erneut auf ihn. Jetzt waren sie wieder kühl und ausdruckslos. Achmed ging in Kampfstellung. Khardan tat es ihm gleich; Schmerz schoß ihm durch die verwundete Schulter. Es würde kein ausgeglichener Kampf sein. Der Kalif spürte, wie seine Kräfte nachließen. Das einzige, was ihn noch auf den Beinen hielt, war die Furcht um sein Volk. Er konnte sich nicht konzentrieren. Er konnte nicht anders, er mußte seinen Blick in die Richtung des Gefängnisses schweifen lassen, und so hätte er beinahe den ersten Stoß seines Bruders übersehen. Mondlicht blitzte auf der Klinge. Die Reaktion des entsetzten Dschinns, der zwischen die beiden sprang, retteten Khardan das Leben.
    »Sidi! Ihr seid doch Brüder!« keuchte Sond, während er die blanken Klingen beider Krummsäbel mit seinen Händen auseinanderhielt. »Im Namen des Gotts…«
    »Predige mir nicht von den Göttern! Ich habe mitangesehen, was im Namen der Götter alles getan wurde!« schrie Achmed wütend und versuchte seine Waffe loszureißen. Doch ebensogut hätte er versuchen können, rohes Erz aus dem Berg zu ziehen, wo sie geschmiedet worden war. »Es gibt keine Götter. Die sind doch nur eine Ausrede für den Ehrgeiz des Menschen!«
    »Wie erklärst du dann Sond? Einen Unsterblichen?« rief Khardan zornig. Der Lärm sagte ihm, daß der Mob das Gefängnis erreicht hatte.
    »Sond redet sich ein, daß er unsterblich ist«, entgegnete Achmed. »Schau nur, er blutet!« Es stimmte: Blut troff dem Dschinn die Arme hinab, wo sich die Klingen tief in sein ätherisches Fleisch schnitten. »Genau wie wir Sterblichen uns vorgemacht haben, daß es unsterbliche Wesen gäbe!«
    Khardan war erledigt. Er trat einen Schritt zurück, ließ den Griff seines Schwerts fahren, worauf es dem Dschinn aus den blutigen Händen fiel. »Sond, bring mich zu…«
    Eine Explosion erschütterte den Boden, ein Windstoß fuhr durch den Tempel, gefolgt von einem Rumpeln und einem weiteren Krachen umherfliegender Felsen und Trümmer. Keuchend und hustend spähten beide Brüder durch die Staubwolken im Tunneleingang, als sie Raja aus der Ruine hervortreten sahen, von oben bis unten mit Staub bedeckt.
    »Um Verfolger aus dieser Richtung brauchst du dir keine Sorgen mehr zu machen, Sidi«, sagte der Dschinn und verneigte sich vor Khardan. »Und«, fügte Raja ernster und feierlicher hinzu, »es ist ein angemessenes Grabmal für jenen, der darin ruht. Nur die Todin wird ihn jetzt noch finden können.«
    »Möge sein Gott mit ihm sein«, erwiderte Khardan gedämpft. Er blickte Achmed nicht an, sondern kehrte dem jungen Mann den Rücken zu und beugte sich vor, um sein Schwert aufzunehmen. »Sond, du und Raja kommt mit mir…«
    Er verstummte, hob den Kopf, um deutlicher hören zu

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