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Die Rose des Propheten 6 - Das Buch Promenthas

Die Rose des Propheten 6 - Das Buch Promenthas

Titel: Die Rose des Propheten 6 - Das Buch Promenthas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis & Tracy Hickman
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wie sich die ersten Tentakel um ihre Füße wanden.
    Ihre Schreie fuhren durch die Stimme des Mobs wie eine sirrende Schwertklinge, so entsetzlich, daß selbst die Fanatischsten und Blutrünstigsten jenseits der Gefängnismauern verstummten und lauschten.
    Oben auf der Mauer sah der Kommandant mit an, wie sich der Nebel um Beine und Leiber seiner schreienden Männer schlang, sah, wie sie von greifenden Fingern aus schimmerndem Weiß umhüllt wurden. Die Schreie erstarben. Der Nebel hob sich und glitt weiter, dichter als vorher.
    Auf dem Boden vor den Toren lagen mehrere Haufen Staub.
    Eine reichliche Zufuhr von Wasser .
    Ein Hexer vollführt seinen Zauber in einem Land voller tiefer Brunnen und feuchter Luft und kann sich in Sicherheit innerhalb dieser Wolke bewegen, deren Zauber um ihn herum Wasser ansaugt. Wenn viele Hexer den Zauber zusammen vollführen, geschieht das gleiche, nur daß die Kraft sehr viel größer ist, der Zauber sehr viel stärker, so daß er auch nach mehr Wasser verlangt, um wirken zu können. In einem Land mit üppiger Vegetation, mit riesigen Bäumen und grünem Gras, einem Land der rauschenden Bäche und tobenden Flüsse bekommt der Zauber alles Wasser, dessen er bedarf.
    Doch verhängt man den Zauber in einem trockenen Land, einem Land des Sands und des Felsgesteins, wo das Wasser in kostbaren Tropfen gemessen wird, und wird der Zauber hungrig, saugt das Leben aus jeder Quelle, die er vorfindet.
    Mathew sah die Wärter fallen, hörte ihre Schreie. Er sah den Kommandanten voller Entsetzen auf der Mauer hin- und herlaufen, sah, wie er den Greifern des Nebels zu entkommen suchte, um schließlich mit einem gräßlichen Jammer doch noch zu ihrem Opfer zu werden. Mathew sah mit an, wie die Magie auch die allerwinzigsten Wassermengen aus dem Holz des Tors absaugte, sah, wie die Balken schrumpften und welkten. Er hörte, wie die Jubelrufe der Menge zu Schreien des Erstaunens wurden, und er vernahm das erste Geheul jener, die vom Nebel eingefangen wurden, das schreckliche Kreischen, als sie spürten, wie ihnen das Leben aus dem Leib gesaugt wurde.
    Mathew, der schon wegen des Todes eines einzigen schreckliche Gewissensbisse gehabt hatte, würde nun für den Tod von Hunderten verantwortlich zeichnen!
    Zohra trat neben ihn, ergriff seinen Arm.
    »Mat-hew!« Ihre Augen glitzerten im Nebel. »Wir haben es geschafft! Sie laufen vor uns davon!«
    Sie hatte es nicht gesehen, oder sie hatte es nicht verstanden. Vielleicht war es ihr aber auch gleichgültig. Schließlich hatte die Menschenmenge ihrem Volk einen ebenso gräßlichen Tod wie jenen bescheren wollen, dessen Opfer sie nun selbst wurde.
    Zohra führte ihr Volk weiter. Umgeben von der Magie, schritten die Nomaden gelassen durch die Gefängnistore und zertraten den Staub ihrer Feinde unter ihren Füßen. Der immer stärker werdende Nebel umwallte sie – eine silbrige, tödliche Wolke, die sich durch die Straßen der Stadt Kich wälzte.

11
    Da Sond ihn nicht davor warnte, daß der Tunnelausgang bewacht war, sprang Khardan leichtsinnig durch die offene Tür in den Lustgarten des Emirs hinaus. Plötzlich stand der Kalif vor einem Soldaten in Helm und Rüstung, dessen nackte Schwertklinge hell im Mondlicht blitzte. Mit einem verbitterten, vorwurfsvollen Blick auf den Dschinn, der in der Nähe stand, hob Khardan seine blutverschmierte Waffe zum Angriff.
    »Sidi«, sagte Sond ruhig, »Es ist dein Bruder.« Khardan ließ das Schwert sinken und starrte ihn an. Langsam entfernte der junge Mann den Helm und ließ ihn auf die Pflastersteine fallen, wo er klappernd unter einen Strauch rollte. Ohne den Helm, der sein Gesicht verdeckt hatte, konnte Khardan die Züge seines Halbbruders zwar erkennen, und doch war er zu einem Fremden geworden. In jeder anderen Hinsicht war dieser hochgewachsene, von Kriegsnarben übersäte junge Krieger dem Kalifen fremd.
    Und obwohl Achmed seinen Helm hatte fallenlassen, hielt er noch immer sein Schwert.
    »Ich wußte, daß du es sein müßtest«, sagte er mit tonloser Stimme, seine Augen waren wie dunkle Schatten in dem bleichen Gesicht. »Ich wußte es, als ich hörte, daß der Imam niedergemacht wurde, daß du es getan hast, und ich wußte, wo ich dich finde. Die anderen Wachen sind zum Tempel gelaufen, aber ich…«
    »Achmed«, sagte Khardan heiser, »die Priester sind losgezogen, um unser Volk zu ermorden!«
    Der junge Soldat nickte. »Ja«, sagte er, weiter nichts.
    Khardan vernahm zornige Schreie und das Klirren von

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