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Die Rose von Angelâme (German Edition)

Die Rose von Angelâme (German Edition)

Titel: Die Rose von Angelâme (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Mayer
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wieder seiner Arbeit zu.
    „Aus welchen Gründen auch immer“, bestätigte sie.
    Als er stumm nickte fuhr sie fort: „Ich ersuche Euch dringend um Eure Verschwiegenheit, was Euren Auftrag betrifft. Das Bild soll erst zu Weihnachten an den Vater meines Bräutigams gehen, und bis dahin natürlich unerwähnt bleiben.“
    Julien nickte erneut. Er hatte in mehrfacher Hinsicht verstanden.

    Am Abend eines der folgenden Tage ging Marie in das Arbeitszimmer ihres Vaters, weil ihr erst jetzt die Dokumente wieder in den Sinn kamen, die sie unter der Lederauflage seines Schreibtisches gefunden hatte. Der Text war in Latein abgefasst, von dem sie kein Wort verstand. Deshalb gab sie nach kurzer Zeit wieder auf. Sie saß im alten Sessel ihres Vaters und starrte verärgert vor sich hin.
    Sie liebte Geheimnisse und Rätsel – so lange sie zu lösen waren.
    Es klopfte, und als sie Herein! gerufen hatte, stand Julien in der Tür und verbeugte sich.
    „Was wünscht Ihr?“
    „Demoiselle, ich wollte Euch gütigst darum ersuchen, mir einen kleinen Vorschuss zu geben. Die Farben gehen zur Neige, und ich habe kein Geld für neue“, sagte er und blieb abwartend stehen.
    „Kommt in solchen Angelegenheiten nicht zu mir. Dafür ist Honoré zuständig.“
    „Verzeiht, das wusste ich nicht. Ich muss ihn dann wohl auch gleich um einige Tage Urlaub bitten - soweit ich weiß, kann man im Ort keine Farbe bekommen.“
    „Und - wo könnt Ihr die Farbe kaufen, die Ihr braucht?“
    „Nun, ich denke, dass ich in der nächsten Stadt einen Apotheker finden werde, der sie mir zusammenstellen kann.“
    „Gut. Wie lange gedenkt Ihr wegzubleiben?“
    Julien lächelte ihr zu.
    „Keine Angst, Demoiselle“, sagte er. „Ich bin schnellstens wieder zurück. Schließlich werden die Tage immer kürzer, und bei der trüben Witterung im Augenblick ist es ohnehin schwierig, gut genug zu malen, um Ihren Ansprüchen gerecht zu werden.“
    „Oh, seid ohne Sorge, Meister: Ich fürchte mich keinesfalls, wenn Ihr nicht hier seid!“, gab sie bissig zurück.
    „Davon gehe ich aus. Euer Personal hat ein wachsames Auge auf Euch.“
    Marie schnappte nach Luft.
    „Ihr seid reichlich dreist, Monsieur!“
    „Ich bitte erneut ergebenst um Verzeihung, Demoiselle! Es liegt mir fern …“
    „Ihr wisst, dass ich das Bild an Weihnachten verschenken möchte“, schnitt ihm Marie das Wort ab. „Je länger Ihr hier steht und mit mir diskutiert, desto länger dauert es, bis Ihr fertig seid.“
    „Deshalb werde ich so schnell es geht zurück sein.“
    Marie sah irritiert in sein offenes, strahlendes Jungengesicht, und verkniff sich einen weiteren Kommentar.
    „Gut, ich werde Euch Geld geben lassen. Behelligt mich aber nächstes Mal nicht wieder mit diesen Dingen.“
    Sie zog den Glockenstrang, mit dem sie nach Honoré rufen konnte.
    Julien ging einige Schritte auf den Schreibtisch zu und warf dabei einen Blick auf die Dokumente, die vor ihr lagen.
    „Honoré wird sofort hier sein“, sagte Marie, und ihr Tonfall ließ den jungen Mann ihr erneutes Missfallen darüber spüren, dass er mit seinem unaufgeforderten Nähertreten bereits wieder die Regeln missachtete.
    „Dann könnt Ihr gleich morgen früh abreisen. Im Ort gibt es eine Poststation, die regelmäßige Kutschdienste zur nächsten Stadt anbietet.“
    In diesem Augenblick erschien Honoré, der Julien ebenfalls mit einem missbilligenden Blick bedachte. Marie konnte ihm ansehen, dass er sich eine entsprechende Bemerkung förmlich verkneifen musste, und wusste genau, dass er dem jungen Flegel eine tüchtige Abreibung geben würde, sobald er mit ihm allein war.
    Sie gab dem alten Diener Anweisung, dem Maler einen angemessenen Betrag für die zu kaufenden Farben auszuhändigen, was dieser mit einem knappen „Sehr wohl!“, quittierte, bevor er den Raum wieder verließ.
    „Vielen Dank, Demoiselle“, beeilte sich Julien zu sagen. „Sollte ich Euer Missfallen erneut erregt haben, sagt mir bitte wenigstens, womit!“, fügte er noch hinzu und schaute sie mit entwaffnend offenem Blick an.
    „Ihr vergesst gelegentlich, eine gewisse Distanz zu wahren.“ Marie setzte sich wieder auf den Stuhl ihres Vaters.
    „Verzeiht, aber das liegt möglicherweise daran, dass ich bislang noch selten die Ehre hatte, mit Persönlichkeiten Eures Ranges zu tun zu haben.“ Er verneigte sich leicht in ihre Richtung. „Es bedeutet aber keinesfalls mangelnden Respekt vor Euch oder Eurer Stellung, Demoiselle.“ Er sah ihr gerade in die

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