Die Rose von Angelâme (German Edition)
anfühlten. Sie blutete.
Da pochte es laut an der Tür, und Albert erhob sich schlaftrunken.
„Die Gäste wollen das Laken sehen!“, rief er, erstaunlich schnell wach geworden, und zog es so ruckartig unter ihrem Körper hervor, dass ihr der Rücken davon brannte. Entsetzt starrte Rose auf den blutig verschmierten Fleck, der auf dem Tuch zu sehen war.
Muttergottes! Warum wollte die Kirche, dass Männer ihren Frauen so etwas antaten, ohne dass sie sich wehren durften?
Plötzlich sehnte sie sich nach den liebevollen Händen ihrer Zofe, verscheuchte diese unkeuschen Gedanken jedoch sofort wieder und schwor sich, für den Altar der Marienkapelle auf der Burg eine neue Decke zu sticken.
Die angetrunken hereindrängenden Gäste jubelten, als sie sahen, was Albert ihnen triumphierend entgegenhielt. Rose dagegen hüllte sich verschämt in die verbliebenen Tücher und betete darum, so etwas nie wieder erleben zu müssen. Sollte er sich bei anderen Weibern vergnügen, dachte sie grimmig und weigerte sich darüber nachzudenken, was jene wohl dabei empfanden.
Albert scheuchte die grölenden Männer und Frauen von der Tür, schloss sie hinter sich ab. Roses Entsetzen steigerte sich ins Unermessliche, als er wieder zu ihr ins Bett kam und erneut begann, ihren Körper zu berühren.
Sie lag starr und mit geschlossenen Augen unter ihren Decken und schwor sich, ihn nicht alles klaglos noch einmal wiederholen zu lassen. Mochte sie dafür im Fegefeuer landen oder exkommuniziert werden. Mochte ihre Ehe annulliert werden oder die Mutter sie für immer verstoßen.
Sollte er sich doch zu anderen Weibern legen! Zu solch schamlosen Weibern wie Agnès zum Beispiel. Wie konnten die so etwas ertragen! Niedriges Volk.
Angestrengt überlegte sie, wie sie verhindern konnte, was offensichtlich erneut auf sie zukam, und weigerte sich, dem Druck nachzugeben, mit dem er ihre Schenkel öffnen wollte. Es hatte wohl am Ende keinen Sinn, sich den Gesetzmäßigkeiten zu entziehen, die einer Frau auferlegt worden waren, fuhr ihr durch den Kopf. Aber sie würde sich nicht wehrlos in ihr Schicksal fügen.
Heimlich griff sie nach der kleinen Phiole, ließ einen Tropfen des duftenden Öls auf ihre Finger fallen und diese vorsichtig in ihre Scham gleiten, während ihr Gemahl einen Schluck aus einer Kanne mit Wein nahm.
Heilige Jungfrau Maria! Wenn das ein Frevel ist, was ich hier tue, bitte verzeih mir!
Erneut breitete sich das angenehm heiße Gefühl in ihr aus, was sie bereits kannte und verscheuchte alle Gedanken daran, etwas Unzüchtiges getan oder noch vor sich zu haben. Sie ahnte zornig, was zu tun war, damit sie von den Früchten kosten konnte, die ihr Mann zu bieten hatte. Sie würde dieses Mal von ihm bekommen, wonach ihr Körper verlangte. Dieses Mal würde sie nur tun, was sie wollte.
Und genau das tat sie.
Als schließlich das aufwallende Blut dröhnend in Roses Ohren pochte und ihr Körper sich in einem Schwall nie gekannter Gefühle aufzulösen schien, nahm sie nur noch unbestimmt wahr, wie Albert sich erneut in sie ergoss.
Niemals, so nahm sich Rose kurz vor dem Einschlafen in Alberts Armen vor, würde dieser Mann einem anderen Weibe solche Wonnen schenken. Niemals. Eher kratzte sie ihm die Augen aus.
Vor der Tür stand Agnès und grinste zufrieden. Sie hatte heimlich gehört und gesehen, was sie hatte hören und sehen wollen. Leise schlich sie durch die nächtlich stillen Flure in ihre eigene Kammer. Eilig entkleidete sie sich und widmete sich dem heißen Körper, der unter ihren Decken bereits sehnsüchtig auf sie wartete, und der ihr in so mancher Nacht die unaussprechlichsten Freuden bereitet hatte.
In einer der folgenden Nächte hatte Rose einen seltsamen Traum, der sich in vielen weiteren Nächten wiederholte. Sie sah sich gebunden und hilflos inmitten eines aufgebrachten Pöbels, der ihr tonlos etwas zuschrie, an ihr zerrte und sie schlug. Sie wusste, dass es keine Rettung für sie aus dieser Situation gab. Als das Traumbild ein feuriges Rot annahm und sie die symbolische Bedeutung zu ahnen begann, erwachte sie mit einem Aufschrei.
„Vater!”
Albert fuhr neben ihr erschrocken auf. Er lächelte sie an und streichelte zärtlich ihr schweißnasses Gesicht. „Schlaf wieder, Liebes. Es war nur ein Traum. Vielleicht hängt es mit dem Kind zusammen, das du erwartest. ”
Rose wusste, dass es nichts mit dem Kind zu tun hatte, welches seit ihrer Hochzeitsnacht in ihrem Bauch heranwuchs. Sie wollte Albert nicht
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