Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Rose von Asturien

Titel: Die Rose von Asturien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
Vom Netzwerk:
Spalt.
    Die kleine Lampe im Innern spendete gerade so viel Licht, um sie die Situation erkennen zu lassen. Die beiden Männer bemerkten nicht, dass sie beobachtet wurden, sondern umarmten sich ungeniert und küssten einander an allen möglichen Körperstellen. Mit einem Mal beugte Eward sich über Hildigers Schoß. Was er dort tat, konnte Ermengilda nicht genau sehen, doch ihre Phantasie gaukelte ihr Bilder vor, bei denen es ihr übel wurde.
    Etwas später schob Hildiger Eward herum, bis dieser ihm das Hinterteil zureckte. Sie sah noch schattenhaft, wie er seinen Unterleib gegen Eward presste und anschließend Bewegungen machte, als wäre der andere eine Frau.
    Da fasste jemand nach Ermengildas Arm und legte ihr die Hand auf den Mund.
    »Es ist besser, Ihr geht in Euer Zelt, Herrin«, hörte sie den Mann flüstern. Dann zog er die Hand zurück, so dass sie ihn anblicken konnte.
    Ermengilda erkannte Philibert und klammerte sich an seinen Arm, als fände sie bei ihm den letzten Halt in einer Welt, die um sie herum in Trümmer sank. In ihren Augen standen Tränen. »Weshalb ist das Schicksal so grausam zu mir? Da wäre es besser gewesen, Maite hätte mich in ihrem Zorn erdolcht!«
    »Seid leise, sonst hört man Euch! Es wäre nicht gut, uns zu dieser Stunde zusammen zu sehen«, raunte Philibert ihr zu. Ermengilda zuckte zusammen. Der junge Mann hatte recht. Wenn man sie nur mit einer Felldecke bekleidet in seiner Begleitung entdeckte, würde es sofort heißen, sie hätten trotz seiner Verwundung etwas Unzüchtiges getan. Damit würde sie Eward die Gelegenheit bieten, sie in Schimpf und Schande zu ihren Eltern zurückzuschicken.
    Philibert wollte sie von dem Zelt wegführen, da hörte er Eward zuerst aufstöhnen und dann in Tränen ausbrechen.
    »Was soll ich nur mit dieser Kuh machen? Solange sie sich in meinem Zelt aufhält, kann ich es nicht mehr betreten!«
    Hildiger fühlte sich in seinem Tun gestört und antwortete ärgerlich. »Schicke sie in das Zelt, das für die weiblichen Geiseln vorgesehen ist. Dort kann sie bleiben, bis uns etwas anderes einfällt. Und nun schweig und halt still!«
    Ermengilda wusste hinterher nicht, wie sie zu ihrer Unterkunft gelangt war. Doch als Philibert sich leise verabschieden wollte, fasste sie nach seinem Arm und krallte ihre Finger hinein.
    »Wer ist der Mann, mit dem Eward zusammen ist?«
    »Sein Schwertbruder Hildiger. Hütet Euch vor ihm! Er ist kein guter Mensch.«
    »Ich habe keine Angst vor ihm und auch nicht vor Eward.« Ermengilda streckte sich und sah Philibert an, der wie ein dunkler Schatten vor ihr stand.
    »Noch nie ist ein Weib schlimmer beleidigt worden als ich. Wollt Ihr mir helfen, Eward Gleiches mit Gleichem zu vergelten?« Ihr Zorn war so groß, dass alles in ihr schrie, sich aus Rache für das Vernommene diesem sympathischen jungen Franken hinzugeben.
    Philibert war nun froh um das Fieber, das ihn so mit Alpträumen gequält hatte, dass er sein Zelt verlassen hatte und auf Ermengilda gestoßen war, bevor ein anderer sie entdeckt hatte. Auch wenn das, was sie ihm anbot, der Erfüllung eines Traumes nahekam, so sorgte seine Schwäche dafür, dass die Vernunft die Oberhand behielt. Er war sicher, dass die junge Frau sich am nächsten Morgen für einen solchen Schritt schämen und sich selbst verachten würde.
    »Verzeiht, Herrin, doch das wäre zu gefährlich.«
    Er spürte, wie sie sich versteifte, und begriff, dass sie sich jetzt zum zweiten Mal in dieser Nacht zurückgestoßen fühlte. Rasch streckte er die Hand aus und strich ihr über die Wange. »Ginge es nur um mich, würde ich nicht zögern, Euch meine Liebe zu beweisen. Doch gerade in Eurer Situation dürft Ihr Euch keinem Verdacht aussetzen. Außerdem dürft Ihr meine Wunde nicht vergessen. Ich weiß nicht, ob ich Euch so lieben könnte, wie Ihr es verdient.«
    »Verzeiht mir! In meiner Erregung habe ich ganz vergessen, dass Ihr bei meiner Befreiung verwundet worden seid.«
    Ermengildas Stimme klang so sanft wie ein Frühlingshauch, und Philibert hätte sie am liebsten an sich gezogen und geküsst. Aber ihm war klar, dass er ihr in diesem Fall ins Zelt gefolgt wäre. Der Gedanke, die schöne Frau auf ihrem Brautbett zu nehmen, reizte ihn zutiefst, doch damit würde er Ermengilda dem Verderben preisgeben. Daher bezwang er dasaufsteigende Verlangen, deutete eine Verbeugung an und schloss den Zeltvorhang.
    Als er sich umdrehte, entdeckte er einen Schatten auf der Lagergasse. Bereit, den Lauscher

Weitere Kostenlose Bücher