Die Rose von Asturien
ihm vertrauen zu können. Bei den Statthaltern, derer er sich nicht sicher sein konnte, war es jedoch notwendig, rasch zu handeln.
»Ich habe einen neuen Wali von Barcelona bestimmt«, bemerkte er beiläufig.
Jussuf Ibn al Qasi hob erstaunt den Kopf. »Aber wird er dort auch anerkannt?«
»Er hat bereits die Stadt besetzt und wird die Tore vor den Franken verschlossen halten. Weißt du, Freund Jussuf, ich habe in jeder Stadt treue Diener, die mich unterstützen. Zudem sind die Brüder Abdul und Fadl an der Seite dieses Mannes in die Stadt eingeritten, und diese tapferen Krieger will sich niemand zum Feind machen.«
Das war eine Warnung, daran zweifelte Jussuf Ibn al Qasi nicht. Nun galt es für ihn, auf die rebellischen Mitglieder seiner Familie einzuwirken, damit sie sich wieder dem Emir unterwarfen. Das war auch in seinem Sinn. Obwohl er Muslim war und von Mutterseite arabisches Blut in seinen Adern floss, war er Visigote genug, um die Franken zu hassen, die sich als Feinde seines Volkes erwiesen hatten.
Abd ar-Rahman stellte mit Genugtuung fest, dass er die Gedanken seines Gefolgsmanns in die richtigen Bahnen gelenkt hatte, und verabschiedete ihn mit einem freundlichen Gruß. Während Jussuf Ibn al Qasi von einem Diener geführt den Garten verließ, schritt der Emir weiter und betrat den Palast, dessen Säulenbögen alle Schwere aus dem Gebäude nahmen und ihn an die Zelte in der Wüste erinnerten, aus der seineFamilie einst gekommen war. Noch vermochte Córdoba sich nicht mit Damaskus, dem Diamanten in der Krone der Omaijaden, zu messen, doch Abd ar-Rahman war fest entschlossen, dies zu ändern. Er hatte bereits Architekten und Bauleuten befohlen, neue Gebäude und Moscheen zu errichten, die ihn das Heimweh nach Syrien und Arabien vergessen lassen sollten.
Für einige Augenblicke überließ der Emir sich seinen Träumen, und er sah Córdoba als strahlendes Juwel. Dann schüttelte er diesen Gedanken ab. Bevor er in die Zukunft griff, musste er dafür sorgen, dass weder seine Macht noch sein Einfluss schwanden. Die Franken waren eine weitaus größere Gefahr, als seine Getreuen es sich vorstellen konnten, und er tat alles, diese Tatsache vor ihnen zu verbergen. Karls Heer bestand aus eisernen Männern, die niemals weichen würden, und an den gepanzerten Reitern würde jeder Angriff seiner eigenen Kavallerie zerschellen. Einen Sieg auf dem Schlachtfeld konnte er nicht erringen, das wusste der Emir. Also musste er auf andere Weise verhindern, dass die Franken sich auf Dauer in Spanien festsetzen konnten.
Mit der Erneuerung dieses Vorsatzes wandte er sich dem vorderen Teil seines Palastes zu, der für Gäste frei zugänglich war, und betrat ein Gemach, in dem zwei Männer unruhig an einem Fenster standen und einen kleinen Springbrunnen anstarrten. Beide überragten ihn um mehr als eine Handspanne. Fahles Haar bedeckte ihre Köpfe, und um ihre Münder wuchsen struppige Bärte. Ihre aus Wolle und Leinen gewebte Kleidung bestand aus langen Hosen, Hemden und knielangen Tuniken in so matten Farben, dass sie gegen den in blauen Samt und Seide gewandeten Emir wie verwischte Schatten wirkten.
Auf einer Truhe lagen lange, gerade Schwerter, die so schwer waren, dass nur solch ungeschlachte Gestalten sie zu schwingen vermochten. Abd ar-Rahman zog das elegante Krummschwertvor, und er war überzeugt, dass er damit jeden der beiden besiegen konnte. Sein Ziel war es jedoch nicht, sich mit diesen Männern zu messen, sondern sie und vor allem deren Herren für sich zu gewinnen.
»Friede sei mit euch!«, grüßte er und führte eine Hand kurz zu Mund und Stirn.
»Odin möge deinen Arm stark und fest werden lassen«, antwortete der Mann, dessen Kleidung ein wenig dunkler gefärbt war als die seines Begleiters, in einem von einer kehligen Aussprache gefärbten Arabisch.
»Allah hat es getan«, wies Abd ar-Rahman ihn sanft zurecht. Mit einer eleganten Bewegung setzte er sich auf das Sofa, dessen weiche Kissen ihn so sanft umschmeichelten wie die Hände seiner Konkubinen. Seine Gäste, die harte Bänke und als Unterlage höchstens ein Schaffell gewohnt waren, ließen sich so vorsichtig nieder, als hätten sie Angst, bis zur Erde zu sinken.
»Ihr bringt Botschaft von euren Herren?«, begann der Emir das Gespräch.
Der dunkler Gekleidete nickte. »König Sigurd lässt dich ebenso grüßen wie sein Verwandter, Herzog Widukind.«
»Beider Gruß sei mir willkommen.« Abd ar-Rahman lächelte freundlich, während seine Sinne so
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