Die Rose von Asturien
und den Gascogner Tarter erkannte, winkte sie ihnen, um sie auf sich aufmerksam zu machen. Danel und Tarter hoben nur kurz die Hand zum Gruß und gingen an ihr vorbei, Asier jedoch kam auf sie zu.
»Hallo Maite! Du bist jetzt anscheinend doch zu Verstand gekommen und hast die Rose von Asturien den Franken übergeben. Dein Onkel wird zufrieden sein.«
»Ob Okin zufrieden ist oder nicht, interessiert mich nicht. Was ist eigentlich mit euch los? Mein Onkel ist nur Ikers Schwager, aber er tritt hier auf, als sei er ein ganz hoher Herr, und ihr lauft wie eine Herde geschorener Hammel hinter ihm her. Schämt ihr euch denn nicht?«
Für einen Augenblick senkte Asier den Kopf, blickte ihr dann aber herausfordernd in die Augen. »Okin ist jetzt ein hoher Herr. Graf Eneko hat ihn zum Baron der Grenzregionen ernannt, und nun gehören zwei Dutzend Dörfer zu uns. Wir können ein Aufgebot auf die Beine stellen, das dem von Graf Roderich kaum nachsteht. In den Bergen sind wir ihm sogar überlegen!«
Er klang sehr stolz, und Maite begriff, dass ihr früherer Freund nicht als einfacher Krieger ins Lager gekommen war, sondern als Anführer einer Schar. Damit hatte Asier sich endgültig entschieden, Okins Gefolgsmann zu sein.
Asier achtete nicht auf ihre abweisende Miene. »Hast du nicht Lust, mich zu heiraten, Maite? Unser Stamm würde sich freuen, und Okin hätte auch nichts dagegen. Ich stehe hoch in seiner Gunst.«
»Das war aber früher nicht so.« Dann begriff sie erst den Sinn seiner Frage und griff sich an die Stirn. »Ich soll dich heiraten? Bist du übergeschnappt?«
»Ich nicht, aber du! Du hast in der letzten Zeit so viel Unfug angestellt, dass es Zeit wird, dir Zügel anzulegen. Wer wäre dazu besser geeignet als ein Ehemann?«
Maite spürte, wie die Wut immer heißer in ihr aufstieg. Wie es aussah, hatte Okin den Ehrgeiz des jungen Mannes angestachelt und ihn mit Versprechungen gekauft. Doch sie war weniger denn je bereit, für die Worte ihres Onkels geradezustehen. Ihr Schweigen dauerte Asier zu lange, und so stellte er seine Frage noch einmal. »Wirst du mich heiraten oder nicht?«
Maite schüttelte den Kopf, dass ihre Haare aufstoben. »Jetzt nicht und auch nicht in einem anderen Leben.«
Der junge Mann nahm ihre Antwort nicht ernst. »Du wirst es dir schon überlegen und mich anbetteln, dass ich dich nehme und dir ein Heim gebe! Doch jetzt muss ich weiter. Okin braucht mich.«
Damit stolzierte er mit selbstgefälliger Miene davon und ließ Maite so verärgert zurück, dass sie am liebsten den nächstbesten Stein gepackt und ihm hinterhergeworfen hätte.
4.
K
onrad verhielt sein Pferd und starrte auf das Lager, das von Menschen wimmelte. »Der König ist gekommen!«, rief er den anderen erleichtert zu. Nun würde es endlich weitergehen, dachte er, fühlte sich aber gleichzeitig ein wenig unbehaglich,denn er war von Markgraf Roland mit einem festen Auftrag losgeschickt worden und hatte diesen nicht erfüllen können.
Das Tor wurde nicht mehr von Rolands Bretonen, sondern von den Gardisten des Königs bewacht. Die Männer starrten verblüfft auf die über sechzig Reiter und deren Lasttiere, und ihr Anführer machte ein paar Schritte auf Konrad zu.
»Dich kenne ich doch! Du bist doch der, der den Keiler mit herabgelassenen Hosen erschlagen hat!«
»Konrad vom Birkenhof, wenn du meinen Namen wissen willst. Meine Leute und ich kommen gerade von der asturischen Grenze zurück und haben ein paar Lebensmittel mitgebracht. Außerdem muss ich Markgraf Roland Bericht erstatten.«
»Das kannst du direkt beim König tun.« Der Gardist wollte zur Seite treten und den Weg frei machen, wies dann auf eine der Stuten und schüttelte verwundert den Kopf. »Das sind aber keine Pferde von uns!«
Konrad grinste. »Die sind ein Geschenk der Mauren. Die Kerle wollten uns auflauern, aber unser Just hat die Falle bemerkt, und so konnten wir entkommen. Dabei kamen wir an den Stuten vorbei, die von den Mauren zurückgelassen worden waren, und haben die Tiere mitgenommen.«
»Das muss ein Spaß gewesen sein. Da wäre ich gerne dabei gewesen. Hattet ihr Verluste?«
»Zwei Männer sind von Pfeilen getroffen aus den Sätteln gestürzt. Wir konnten nicht erkennen, ob sie tot waren oder nur verletzt wurden.« Konrad seufzte. Obwohl es Selbstmord gewesen wäre, zu versuchen, die beiden Männer zu bergen, schämte er sich, sie im Stich gelassen zu haben.
Der Gardist winkte großzügig ab. »Nur zwei Mann verloren, dafür aber
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