Die Rose von Asturien
fünfzig gute Pferde gewonnen? Das war wirklich ein Streich. Wie viele Mauren habt ihr erschlagen?«
»Sechs – die Wachen bei den Pferden«, erklärte Konrad.
»Drei von denen auf einen von uns. Das ist ein gutes Verhältnis. Komm, ich melde dich dem König. Den wird dein Bericht brennend interessieren und den Markgrafen ebenso.«
Konrad blieb nichts anderes übrig, als vom Pferd zu steigen und die Zügel einem Knecht zu übergeben. Noch steif von dem langen Ritt folgte er dem Gardisten, der mit raschen Schritten dem Zelt des Königs zustrebte.
»Eine gute Nachricht ist in dieser Zeit Gold wert. Der König wird es dir lohnen«, raunte er Konrad zu, als sie eintraten.
Nachdem er aus dem gleißenden Sonnenlicht in das Halbdunkel des Zeltes getreten war, brauchte Konrad einige Augenblicke, um etwas erkennen zu können. Nur mit einer leichten Tunika bekleidet saß der König auf einem Klappstuhl und hatte einen kleinen Tisch vor sich stehen. In der Hand hielt er eine Feder, mit der er gerade einige Buchstaben auf ein Stück Pergament geschrieben hatte. Neben ihm stand Roland wie ein drohender Schatten in Rot, die Hand am Schwertgriff und mit einer Miene wie eine Sturmwolke, und ihnen gegenüber trat Ramiro, der Abgesandte des asturischen Grenzgrafen Roderich, unruhig von einem Fuß auf den anderen.
Im Hintergrund konnte Konrad mehrere Edelleute und Kirchenmänner ausmachen, darunter den Pfalzgrafen Anselm, Eginhard, den Truchsess des Königs, Suleiman den Araber und den Mönch Turpinius. Auch sie sahen so aus, als hätte es eben ein schweres Gewitter im Zelt gegeben.
Karl wirkte direkt erleichtert, Konrad zu sehen. Sein angespanntes Gesicht glättete sich, und er winkte dem jungen Mann, näher zu treten. Konrad senkte den Kopf und kniete vor dem König nieder.
Karl packte ihn jedoch bei den Schultern und zog ihn hoch, so dass er ihm in die Augen sehen musste. »Na, Konrad, was machen die spanischen Keiler? Sind sie wenigstens so höflich und lassen dir Zeit, dir die Hosen anzuziehen, bevor sie angreifen?«Karl brach in schallendes Gelächter aus, in das die übrigen Anwesenden einfielen, um den König nicht zu verärgern. Konrad gefiel es gar nicht, im Zentrum des Spottes zu stehen, doch als er in Karls Augen blickte und von den Sorgen las, die diesen bedrückten, vergaß er seinen Ärger. »Diesmal konnte ich die Hosen anbehalten, mein König. Allerdings hatte der Keiler sich in einen Bären verwandelt.«
Eine rasche und kecke Antwort war gerade das, was Karl gefiel. Er lachte noch lauter und klopfte Konrad so kräftig auf die Schultern, dass dieser wieder in die Knie sank.
»Ich habe schon davon gehört. Du hast dieses Biest getötet, um Doña Ermengilda zu retten. Das war eine beherzte Tat, wie man sie von dir erwarten konnte.«
Konrad errötete bei dem Lob, war aber ehrlich genug, nicht allen Ruhm für sich einzufordern. »Mein König, ich habe dem Bären nicht alleine gegenübergestanden. Philibert von Roisel hat tapfer an meiner Seite gekämpft!«
Täuschte er sich, oder zog ein zufriedener Ausdruck über Karls Gesicht? Konrad konnte es nicht genau sagen, denn der König befahl einem der anwesenden Männer, einen Becher Wein zu füllen. Kaum hielt Karl das Gefäß in der Hand, reichte er es an Konrad weiter. »Hier, trink, mein junger Freund, und dann berichte, was du unterwegs erlebt hast. Ich habe da etwas von maurischen Stuten gehört, die dir zugelaufen sein sollen.«
Der König schien sich wirklich für die Einzelheiten zu interessieren, doch Konrad fühlte sich unsicher. Was hatte er zu berichten, das Karl nicht missfiel? Er beschloss, bei der Wahrheit zu bleiben, und schilderte in knappen Worten den Ritt, den Hinterhalt der Mauren, die hinterher selbst die Geprellten waren, und seine Unterredung mit Graf Roderichs Gemahlin.
Karl hörte ihm schweigend zu, warf aber immer wieder beredteBlicke auf Ramiro, der sich ans andere Ende der Welt zu wünschen schien.
Ohne sich selbst zu schonen, berichtete Konrad, wie sie auf dem Rückweg das Waskonendorf um seine Lebensmittelvorräte erleichtert hatten. »Ich weiß, dass Ihr uns verboten habt zu plündern, doch ich war zornig auf die Frau des Grenzgrafen und wollte ihr zeigen, dass man mit uns Franken so nicht umspringen darf«, schloss er und senkte den Kopf.
Er sah daher nicht, wie Karls Augen aufblitzten und er mit der Faust in Richtung Westen drohte. Sein Vetter Roland nahm diese Geste zum Vorwand, um den Vorschlag, den er dem König vor Konrads
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