Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Rose von Asturien

Titel: Die Rose von Asturien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
Vom Netzwerk:
könnten andere diesem Beispiel folgen. Dies hieße für uns, endlose Kämpfe gegen die Sachsen, Friesen, Bayern, Langobarden, Sorben, Gascogner und andere Völkerschaften führen zu müssen. Genau das aber müssen wir mit aller Macht verhindern.« Der König dachte einige Augenblicke nach und verzog dann die Lippen zu einem freudlosen Lächeln.
    »Du wirst berichten und von gelehrten Mönchen aufschreiben lassen, dass eure Nachhut von einem riesigen maurischen Heer verfolgt und angegriffen worden ist. Ihr seid ihnen fünf-, nein, zehnmal unterlegen gewesen, habt ihnen aber drei Tage lang standgehalten und ihnen so viel Blutzoll abverlangt, dass sie danach nicht mehr in der Lage waren, wie geplant über den Pass zu ziehen und in Aquitanien einzufallen. Es waren Mauren! Verstanden? Keine in Schaffelle gekleidete Bergwilde. Am besten erzählst du noch, der Emir hätte durch ein gewaltiges Heer aus Afrika Unterstützung erhalten und es erst dann gewagt, euch zu verfolgen. Berichte von Rolands Heldenkampf und wie er als Letzter seines Heeres gefallen ist, nachdem er drei feindliche Könige mit eigener Hand erschlagen hat.«
    »Aber Herr, ich würde als Feigling dastehen, als jemand, der geflohen ist, anstatt den Tod in der Schlacht zu suchen«, wandte Philibert ein.
    Karl lächelte ihm jedoch nur freundlich zu. »Als ich – von einem Boten gerufen – zurückgekommen bin und die letzten Mauren verjagt habe, wurdest du schwerverletzt unter einem Berg von Leichen gefunden. Mein Erscheinen hat dein Leben gerettet.« Karl ließ keinen Zweifel erkennen, dass er den Bericht der Schlacht so hören wollte, wie er ihn eben selbst ersonnen hatte.
    Zunächst verstand Philibert nicht, was der König damit bezweckte. Dann aber begriff er, dass die Nachricht von derKatastrophe in Roncesvalles der Anlass vieler kleiner Aufstände sein konnte, und nickte zögernd.
    »Mein König, ich werde berichten, wie tapfer Roland und alle Franken gekämpft haben und wie heldenhaft sie gestorben sind.«
    »Du darfst dich selbst nicht vergessen, mein Guter. Auch du hast tapfer gekämpft! Ich werde dir ein paar meiner Leute und einen Mönch zurücklassen, der die Geschichte der Schlacht aufschreiben soll. Sobald du wieder auf den Beinen bist, folgst du mir ins Sachsenland.« Damit glaubte Karl, alles gesagt zu haben, doch Philibert wagte es, sich zu widersetzen.
    »Verzeiht, mein König, doch ich bitte Euch, mich nach Spanien gehen zu lassen. Die Herrin Ermengilda ist eine Beute der Feinde geworden. Sobald ich kann, will ich ihrer Spur folgen und zusehen, ob ich sie befreien kann.«
    »Das ist eine Narretei! Spanien ist groß, und dort eine einzelne Frau zu finden ist unmöglich. Da findest du selbst eine Nadel im Heuhaufen schneller.«
    »Mein König, ich habe gehört, dass sie nach Córdoba gebracht werden sollte, und Just losgeschickt, damit er ihr folgt und mir Bescheid gibt. Der Junge ist klug. Er wird Ermengilda finden.«
    Karl spürte, dass Philibert nicht nachgeben würde, und ärgerte sich über dessen Starrsinn. Gleichzeitig meldete sich sein schlechtes Gewissen, weil er Ermengilda in eine Ehe mit Eward gezwungen hatte. Damit ruhte die Verantwortung für sie auf seinen Schultern, und er überlegte, was er für sie tun konnte.
    »Vielleicht ist es mir möglich, mit den Mauren zu verhandeln und Ermengilda auszutauschen. Dafür aber bräuchten wir einige Mauren als Gefangene, die wertvoll genug sind, die Rose von Asturien aufzuwiegen.«
    Philiberts Augen leuchteten auf. »Dafür werde ich sorgen, mein König!«
    Karl wünschte ihm inständig Glück und wollte sich bereits abwenden. Dann aber hielt er noch einmal inne. »Von Eward kein Wort! Niemand, der ihn gekannt hat, würde glauben, dass er heldenhaft gekämpft hat. Ach ja – aus dem armen Mönch Turpinius sollten wir einen Bischof machen. Ein von den Mauren ermordeter Bischof hat mehr Gewicht als ein einfacher Kuttenträger. Doch nun behüte dich Gott. Vor mir liegt ein langer Weg, und ich will ihn zurückgelegt haben, bevor die Sachsen ganz Austrasien in Brand setzen können.«
    Mit diesen Worten verließ der König die armselige Hütte und stieg wieder auf sein Pferd.
    Philibert starrte auf die Tür, die sich hinter Karl geschlossen hatte, und wusste nicht zu sagen, ob der König wirklich hier gewesen war oder ob er ihn nur in einem Fiebertraum erlebt hatte. Als er kurz darauf in einen unruhigen Schlaf fiel, träumte er wieder von der Schlacht und schlug darin an Rolands Seite einen

Weitere Kostenlose Bücher