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Die Rose von Asturien

Titel: Die Rose von Asturien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Herrin, was fehlt Euch? Soll ich den Arzt rufen?«
    Eleasar, der Jude, war der einzige Mann, der den Harem des Emirs betreten durfte. Dabei wurde er aber von drei Eunuchen überwacht. Das wusste Ermengilda, dennoch überlegte sie, ob es nicht besser wäre, mit dem Arzt zu sprechen. Vielleicht besaß er ein Mittel, mit dem sie ihre flatternden Gefühle beruhigen konnte. Dann aber schüttelte sie den Kopf. Was half es ihrem ungeborenen Kind, wenn sie sich mit Säften und Pillen betäubte, die der Jude ihr mischte?
    Aber sie sehnte sich nach jemandem, dem sie sich anvertrauen konnte. »Nein, ich brauche keinen Arzt. Ich habe Heimweh. Wenn ich wenigstens jemanden hätte, der mir hilft, diesenSchmerz zu lindern. Doch die Einzige wäre Maite, und die hat Córdoba bereits verlassen.«
    »Das hat sie nicht«, antwortete der Eunuch zu ihrer Überraschung. »Die Nichte des Waskonen Okin ist eines der Weiber des ruhmreichen Feldherrn Fadl Ibn al Nafzi geworden.«
    »Das wusste ich nicht.« Ermengilda wunderte sich, dass Maite ihr nichts davon erzählt hatte. Ihr gegenüber hatte die Waskonin immer so getan, als wolle sie in die Heimat zurückkehren. Jetzt fühlte sie sich von ihr getäuscht. Andererseits aber war Maite die einzige Frau, mit der sie ohne Umschweife reden konnte.
    »Ich würde sie gerne sehen. Doch das dürfte wohl nicht möglich sein«, sagte sie seufzend.
    Der Eunuch überlegte kurz und lächelte dann pfiffig. »Warum nicht? Die Frauen der hohen Herren besuchen einander oft. Wenn Ihr wollt, werde ich es in die Wege leiten.«
    »Damit würdest du mir eine große Freude bereiten!« Ermengilda hätte den Verschnittenen am liebsten umarmt, so glücklich fühlte sie sich in diesem Augenblick. Als Fadl Ibn al Nafzis Weib würde Maite vielleicht wissen, wie es Konrad erging. In dieser Stunde sehnte sie sich mehr nach dem jungen Franken als nach ihrer unberechenbaren Freundin.

5.
     
    I
n Fadl Ibn al Nafzis Haushalt war nach der Abreise des Herrn wohltuende Ruhe eingekehrt. Die Diener und Sklaven taten nicht mehr, als unbedingt nötig war, und der Eunuch Tahir ließ es sich ebenfalls wohl ergehen. Die Verletzung, die Maite ihm beigebracht hatte, verheilte gut, dennoch überließ er es den ihm unterstellten Sklavinnen, die neue Frau in Fadls Harem zu versorgen. Da sein Herr dieses Haus vor nicht allzulanger Zeit von seinem Bruder geerbt hatte und seine anderen Weiber in seinem eigenen Anwesen in einer anderen Stadt lebten, gab es auch für die Dienerinnen wenig zu tun.
    Maite erhielt frische Kleider, genug Wasser zum Waschen und wurde auch mit Essen und Trinken versorgt. Sonst aber blieb sie in ihrer Kammer eingesperrt und hatte als Einziges die Langeweile zur Gesellschaft. Es war ihr nicht gelungen, noch einmal mit Konrad zu sprechen, und sie wünschte den sturen Franken zum Teufel.
    Als sie an diesem Tag ihr Mittagessen mit verdrießlicher Miene zu sich nahm, bemerkte sie, dass es in dem Anwesen unruhig wurde. Laute Stimmen waren zu vernehmen, darunter auch die des Eunuchen. Tahir klang zunächst abwehrend, wurde aber unter dem barschen Ton eines Fremden immer höflicher. Kurz danach klopfte jemand an ihre Tür.
    »Herrin, darf ich eintreten?« So devot hatte Maite den Eunuchen noch nie erlebt.
    »Was ist los?«, fragte sie und hoffte, dass es nicht Fadl Ibn al Nafzi war, der eben gekommen war.
    Tahir öffnete die Tür und streckte den Kopf herein. »Unten befinden sich zwei Eunuchen des Emirs – Allah schenke ihm tausend Jahre –, die dich in den Palast begleiten wollen. Eine der Frauen ihres Herrn wünscht deinen Besuch.«
    »Ermengilda!« Maite sprang auf und hätte beinahe ihren erbeuteten Dolch liegen gelassen. Rasch hob sie ihn unauffällig auf und steckte ihn unter ihr Hemd.
    »Ich bin bereit, die Dame aufzusuchen!« Ihr Herz jubelte. Endlich kam sie aus diesen erdrückenden Mauern heraus und würde mit jemandem sprechen können, dem sie vertraute.
    »Ich werde anweisen, dass eine Sänfte gebracht wird. So lange musst du dich noch gedulden.« Der Eunuch verbeugte sich vor ihr und zog dabei ein schmerzliches Gesicht.
    Maite erinnerte sich daran, ihn verletzt zu haben, und senkteden Kopf. »Es tut mir leid! Das mit deiner Wunde meine ich. Ich war jedoch außer mir vor Zorn, denn mein Onkel hat mich Fadl Ibn al Nafzi ohne mein Wissen und gegen meinen Willen überlassen.«
    »Die Wunde heilt gut!« Tahir ging nach ihren Worten davon aus, dass die neue Ehefrau ihren Trotz bald abgelegt haben und ihm keine

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