Die Rose von Asturien
schreiben?«, fragte Karl und verwirrte Konrad damit noch mehr.
»Nun, ich … Ein ehrwürdiger Priester, der mehrere Winter bei uns zu Gast war, lehrte mich, Buchstaben zu lesen und zu malen. Doch besonders gut kann ich es nicht.«
»Ich auch nicht, obwohl ich mir wirklich alle Mühe gebe.« Karl lachte wie über einen guten Scherz und prostete Konrad ein weiteres Mal zu. »Ich habe Eward und seine Schar unter denBefehl des Markgrafen Roland gestellt. Dieser wird meine Vorhut nach Spanien führen. Daher wirst du, Konrad vom Birkenhof, einer der Ersten im Heer sein, die dieses Land mit eigenen Augen sehen!«
Der König schien anzunehmen, er habe seinem jungen Gast mit der Überstellung zu Ewards Schar einen Gefallen getan. Doch Konrad hatte nicht vergessen, wie sein neuer Anführer und dessen Vertraute ihn beleidigt hatten. Doch natürlich wagte er es nicht, Karl zu widersprechen.
Inzwischen hatte Eward die Sprache wiedergefunden. »Sagt, was soll ich mit diesem Bauerntölpel anfangen, mein König? Wenn ich den da in mein Gefolge aufnehme, lachen die Krieger meiner Schar über ihn – und auch über mich!«
Für einen Augenblick wirkte der König verärgert, wurde dann aber ernst. »Wenn deine eigenen Leute über dich lachen, hast du sie schlecht im Griff. Da ist es ganz gut, wenn jemand hinzukommt, dessen Fäuste ihnen etwas mehr Achtung vor dir einbleuen können.«
Karl schien noch etwas sagen wollen, wandte sich dann aber wortlos wieder seinem Braten zu. Nur sein Blick wanderte kurz zu Eward und warnte ihn, ihm noch einmal zu widersprechen.
Der junge Edelmann blies zornig die Backen auf und sah sich hilfesuchend zu Hildiger und Philibert um, die aussahen, als würden sie an dem Fleisch ersticken, auf dem sie gerade herumkauten. Gegen einen direkten Befehl des Königs waren sie machtlos, doch die Blicke, mit denen Hildiger Konrad maß, machten keinen Hehl daraus, was er unter Ewards Männern zu erwarten hatte.
Der König achtete nicht auf die abweisenden Mienen, mit denen Konrad bedacht wurde, sondern schnitt sich ein neues Stück Fleisch ab, steckte es in den Mund und zeigte mit dem Messer auf Roland. »Du wirst mit deiner Schar so schnell wiemöglich vorrücken und die Pyrenäenpässe sichern. Gleichzeitig wird Eward mit den Bergstämmen verhandeln.«
»Das, mein König, halte ich für keine gute Idee«, wandte Markgraf Roland ein. »Ebendiese Bergstämme haben Ewards asturische Braut entführt, und ich fürchte, er weiß ihnen … äh, wenig Dank dafür!«
Einige der Anwesenden kicherten oder hielten sich den Mund zu, als müssten sie sich beherrschen, hell aufzulachen, und Konrad fragte sich, was das nun wieder zu bedeuten habe. Karls Gesicht wurde noch ernster, beinahe grimmig, und als er Eward ansprach, schwang ein warnender Unterton in seiner Stimme. »Du wirst dafür sorgen, dass Prinzessin Ermengilda so rasch wie möglich freikommt, sie dann unverzüglich heiraten und zu deinem Weib machen. Außerdem wirst du bei den Waskonen Geiseln nehmen. Ich habe sichere Kunde, dass Eneko Aritza, ihr bedeutendster Anführer, sich mir unterwerfen will. Er fordert als Preis seine Anerkennung als Markgraf von Pamplona und dem umgebenden Land. Du wirst ihm jedoch keine Zugeständnisse machen, sondern nur deine Braut und die Geiseln abholen. Die Verhandlungen mit Eneko werde ich selbst führen!«
Hildiger sprang so heftig auf, dass er seinen Weinbecher umstieß. »Mein König, Ihr könnt diesen Eneko nicht zum Markgrafen in Spanien machen! Ihr habt meinem Herrn, Graf Eward, versprochen, dass er die eroberten spanischen Gebiete erhält.«
»Spanien ist größer als die paar Bergtäler, die ich Eneko überlassen werde. Also bleibt genug Land übrig, mit dem ich mein Versprechen erfüllen kann. Aber du scheinst vergessen zu haben, dass diese Zusage an eine Bedingung geknüpft ist. Eward muss mir beweisen, dass er Manns genug ist für diese Aufgabe. Er kann schon mal damit anfangen, indem er seine Braut befreit und die geforderten Geiseln mitbringt.«
Karls Stimme klang so hart, dass alle Anwesenden die Köpfe einzogen. Selbst Hildegard schüttelte unangenehm berührt den Kopf, und Konrad fragte sich, womit Graf Eward sich das Missfallen seines königlichen Verwandten zugezogen haben mochte.
3.
A
uch in den waskonischen Bergen begann man die Auswirkungen der fränkischen Flut zu spüren, die sich in zwei Strömen nach Süden ergoss, und Maite war eine der Ersten, die davon betroffen war. Ihre Finger schlossen
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