Die Rose von Asturien
Freunde ihn bedachten.
Kaum hatten sie an diesem Abend ihr Lager in der Nähe eines kleinen Dorfes aufgeschlagen, trat Roland auf Konrad zu und prüfte dessen Ausrüstung. Er untersuchte das Panzerhemd und zog auch das Schwert aus der Scheide. Nach einpaar Probehieben durch die Luft reichte er die Waffe wieder zurück.
»Eine gute Klinge, die sich ihrem Aussehen nach schon im Kampf bewährt hat.«
»Es ist das Schwert meines Vaters. Da er es nicht mehr führen kann, hat er es mir gegeben«, erklärte Konrad.
»Ein scharfes, festes Schwert ist der halbe Sieg. Ich glaube nicht, dass Eward oder sein Busenfreund Hildiger bessere Klingen besitzen. Auch deine Rüstung kann sich sehen lassen. Der Schmied, der sie angefertigt hat, versteht sein Handwerk.«
Konrad wunderte sich über das Lob, das aus Rolands Worten sprach, denn gegen den Panzer des Markgrafen wirkte seine eigene Rüstung denkbar schlicht. Gleichzeitig dankte er im Stillen seinem Vater, der ihn so gut ausgestattet hatte, dass er vor den Augen eines solchen Mannes hatte bestehen können. Unterdessen war Roland zu den Pferden getreten und musterte Konrads Hengst. »Hast du das Pferd auch von deinem Vater übernommen?«, fragte er.
»Er hat es mir geschenkt. Aber es ist nicht sein eigenes Ross, sondern wurde schon als Fohlen für mich bestimmt.«
Der Markgraf öffnete das Maul des Hengstes und besah sich die Zähne. »Das Tier ist etwa fünf Jahre alt. Das ist ein gutes Alter, um damit in die Schlacht zu reiten. Wenn du auf ihn achtgibst, wird er dir noch viele Jahre treue Dienste leisten. Dein Vater versteht von Pferden ebenso viel wie von Schwertern.«
»Das Fohlen hat meine Mutter ausgesucht«, bekannte Konrad kleinlaut.
»Dann versteht dein Vater etwas von Schwertern und deine Mutter von Pferden. Beides ist gut!« Roland lachte und verwirrte Konrad noch mehr, denn meist lief der Markgraf von Cenomanien mit einem Gesicht herum, als wolle er dem Ersten,auf den er traf, den Kopf abschlagen. Nun legte er Konrad die Hand auf die Schulter. »Lass dich von den Adelsbürschchen, mit denen du reitest, nicht einschüchtern. Ein Mann ist so viel wert wie sein Schwertarm, ganz gleich, wer sein Vater und seine Mutter sind. Eward und Hildiger haben bisher keinem einzigen Feind mehr gegenübergestanden als du. Merk dir das!«
»Ja, Herr.« Konrads Verwunderung wuchs, denn Markgraf Roland war ebenso wie Eward mit König Karl verwandt. Allerdings war er nur ein entfernter Vetter und nicht dessen Halbbruder. Mochte es sein, dass er den Jüngeren um seine höhere Abstammung beneidete? Konrad verwarf diese Frage sofort. Ein Mann wie Roland beneidete niemanden, es sei denn, der Schwertruhm des anderen würde den seinen übertreffen. Aus irgendeinem Grund schien der Markgraf sich jedoch über Eward zu ärgern und ihn gleichzeitig zu verachten. Konrad fragte sich, welches Geheimnis sich um Eward ranken mochte, und bedauerte, dass König Karl ihn nicht Roland unterstellt hatte. Diesem Mann hätte er mit Freuden gedient. Für Eward war er nicht mehr als ein ihm aufgezwungener Bauer, den dieser am liebsten mit einem Fußtritt von sich gestoßen hätte. Dabei hatte er Karls Halbbruder überhaupt nichts getan.
Unterdessen verabschiedete Roland sich mit einem Klaps auf Konrads Rücken und ging weiter. Dafür trat Rado an seine Seite. Obwohl er zufrieden grinste, lag ein nachdenklicher Zug um seine Augen. »Der Markgraf ist ein gefährlicher Mann. An deiner Stelle würde ich es mir zwei Mal überlegen, ihn dir zum Feind zu machen. Allerdings darfst du Graf Eward nicht durch zu enge Bande an Roland gegen dich aufbringen. Auch wenn er jetzt noch ein ungebackenes Bürschchen ist, dem erst der Wind des Lebens um die Ohren pfeifen muss, wird er irgendwann einmal ein mächtiger Mann sein.«
»Ich will mir keinen von beiden zum Feind machen«, gab Konrad unfreundlich zurück.
»Dann solltest du hoffen, dass du dich nicht eines Tages zwischen ihnen entscheiden musst. Aber wenn es doch nötig ist, dann triff eine kluge Wahl.« Rado nickte bekräftigend und griff nach dem Ledereimer, um Hafer für den Hengst und die beiden neuen Pferde zu holen.
Konrad sah ihm nach, warf dann einen Blick auf das Lager, das die kleine Schar aufgeschlagen hatte, und blickte schließlich über das Land, das sich so sehr von seiner Heimat unterschied. Hohe, langgezogene Hügelketten erstreckten sich von Nord nach Süd, bedeckt von einem Wald, in dem andere Bäume wuchsen als die, die er kannte. An den
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