Die Rose von Asturien
würden dich bald eingeholt haben, und dann trete ich nicht mehr dazwischen.«
»Du hast mir diesmal geholfen, und das werde ich dir nie vergessen.«
»Schlaf jetzt!«, antwortete Maite schrofft, und kehrte ihr den Rücken zu.
9.
D
er Anblick der Berge, die sich rings um die Almwiesen in den Himmel reckten, war atemberaubend. Doch nur Just nahm sich die Zeit, dieses Bild in sich aufzunehmen. Unai sah sich nach den Hirten um, entdeckte aber nichts als unberührte Weiden, auf denen sich Gras und Blumen wiegten, während Konrad, Rado und Philibert sich mehr für frisches Wasser interessierten. Schließlich entdeckten die beiden einen Bach, der einem steil aufragenden Felsen entsprang und eine steinerne Rinne entlangfloss.
Während sie sich erfrischten und die Pferde tränkten, betrat Unai die Hütte und öffnete die Fensterläden. Da das Gebäude die Winterstürme gut überstanden hatte, würden die Hirten nur wenig ausbessern müssen. In einem kleinen, in den Fels geschlagenen Keller, der von einer gut angepassten Steinplatte verschlossen wurde, standen sogar noch Krüge mit Vorräten aus dem letzten Jahr.
Unai sammelte Holz und trockenes Gras und entzündete auf dem Herd ein Feuer. Da Just ihm gefolgt war, wies er ihn an, etwas zum Essen zu kochen, und trat wieder ins Freie. Inzwischen waren die Franken mit den Pferden zurückgekehrt, wirkten aber angespannt und sahen sich immer wieder um. Rado wies mit dem Daumen auf den steilen bewaldeten Hang hinter sich. »Da drüben haben wir die Reste eines Hirsches gefunden. Den muss ein ziemlich großer Bär geschlagen haben, wie wir an Tatzenabdrücken erkennen konnten.«
»Ein Bär?« Unai verstand nur dieses Wort, verzog aber das Gesicht. Bären und Wölfe waren neben Luchsen eine ständige Gefahr für die Herden. Der schlimmste Alptraum für die Hirten aber war ein ausgewachsener Bär, der sich nahe bei der Alm herumtrieb und weder Menschen noch Hunde fürchtete.
»Der Kerl muss getötet oder weit weggejagt werden, sonst vergreift er sich an den Schafen.« Unai sah die Franken auffordernd an. Da diese sich für große Krieger hielten, sollten sie ihren Mut bei einer Bärenjagd beweisen.
Philibert übersetzte fröhlich und sah so aus, als könne er es kaum erwarten, auf die Jagd zu gehen. Konrad wechselte einen kurzen Blick mit Rado. Da sie mit einem festen Auftrag hierhergeschickt worden waren, wusste er nicht so recht, wie er sich entscheiden sollte. Er beschloss, den Bären erst einmal zu ignorieren, und blickte Unai drohend an. »Wo ist Ermengilda?«
Der Waskone machte eine unbestimmte Geste. »Sie befindet sich bei meinen Hirten, und die sind auf dem Weg hierher. Aber keine Sorge! Die werden morgen oder spätestens übermorgen ankommen. Oder nein!« Unai horchte auf, denn er hatte gerade ein Schaf blöken hören. »Sie müssen bereits ganz in der Nähe sein.«
Philibert grinste erleichtert. »Da die Hirten noch nicht hier sind, haben wir Zeit, um Meister Petz einen Besuch abzustatten. Graf Eward und Hildiger werden Augen machen, wenn wir ihnen neben der Prinzessin auch noch einen Bärenpelz vor die Füße legen.«
»Erst muss sich entscheiden, ob es sich bei diesem Mädchen, von dem unser Freund hier faselt, überhaupt um Ermengilda von Asturien handelt.« Konrad nahm selbst wahr, dass seine Worte sich so anhörten, als würde er vor einer Bärenjagd zurückscheuen, und sah daraufhin Philibert direkt an. »Sobald wir etwas gegessen haben, folgen wir der Spur des Tieres. Es ist nur schade, dass wir keine Hunde bei uns haben. Sie könnten uns gute Dienste leisten.«
Philibert blickte sehnsüchtig zum Waldrand hin. »Bis das Essen fertig ist, dauert es noch eine ganze Weile. Wir sollten vorher wenigstens feststellen, in welche Richtung der Bär sich gewandt hat.«
Angesichts dieses Jagdeifers gab Konrad nach. »Also gut! Just und Unai sollen sich um das Essen kümmern. Wir drei folgen der Spur des Raubtiers.«
»Zu Pferd oder zu Fuß?«, fragte Rado.
»Zu Pferd. Sonst dauert es zu lange.«
»Die Hänge sind verdammt steil«, wandte Philibert ein. Konrad ließ sich jedoch nicht umstimmen. Ihm war nicht danach, stundenlang zu Fuß durch den Wald zu streifen und einen Bären zu suchen, der sich bereits in eines der Nachbartäler verzogen haben mochte. Mit einem Zungenschnalzen trieb erseinen Hengst an und ritt zu der Stelle, an der Rado die Überreste des gerissenen Hirsches entdeckt hatte. Als er den Kadaver betrachtete, kam es ihm so vor, als würde
Weitere Kostenlose Bücher