Die Rose von Asturien
gewesen als ihre eigenen, doch die Nächte zwischen ihren Schenkeln hatten das wettgemacht. Jetzt reizte es die Männer immer mehr, ihre Gefangene auf den Rücken zu legen. Ob sie überhaupt Lösegeld für sie bekommen würden, war schließlich eine unsichere Sache, während sie ihre Lust auf der Stelle befriedigen konnten. Dabei verdrängten sie den Gedanken, dass es sich bei ihr um die Tochter eines hohen Herrn handeln sollte, der die Möglichkeit hatte, sie zur Rechenschaft zu ziehen.
Einer der Hirten versetzte Ermengilda einen Schlag. »Mach schneller. Wir haben Hunger!«
»Heilige Muttergottes, die du unseren Heiland geboren hast, hilf mir!«, betete sie leise, während sie Gerstenkörner zwischen zwei flachen Steinen zerquetschte und in den Kessel schüttete.
Der Mann griff in den Vorratsbeutel, holte ein Stück getrockneten Fleisches heraus und warf es ihr zu. »Schneid das hier in Stücke und koche es mit.«
Ermengilda fing den Brocken auf. Er war hart wie ein Stein.
»Dafür brauche ich ein Messer!«
Der Hirte zögerte kurz, zog dann sein Messer aus dem Gürtel und reichte es ihr. »Mach keine Dummheit, Mädchen! Es würde dir nicht bekommen.«
Ohne ihn anzusehen, zerteilte Ermengilda das Fleisch, gab es in den Kessel und machte sich auf die Suche nach Kräutern, um das einfache Mahl zu würzen. Einer der Hunde begleitete sie wie ein Schatten, und sein Knurren warnte sie davor, sich zu weit vom Lager zu entfernen.
Kurze Zeit später legte sich die Dämmerung wie ein dunkler Schleier über das Land. Die Hirten ließen das Feuer niederbrennen, um Fremde nicht durch den hellen Schein auf sich aufmerksam zu machen. Bis auf einen Mann, der Wache hielt, versammelten sie sich um Ermengilda und hielten ihr grinsend die Näpfe hin. Offensichtlich machte es ihnen Spaß, sich von einer hochgeborenen Dame bedienen zu lassen.
Einer von ihnen lobte das Essen. »Das schmeckt gut. Ich glaube, wir sollten dich behalten.«
Ermengilda schlug erschrocken das Kreuz. Die anderen Männer lachten, und einer von ihnen versetzte ihr einen Klaps auf den Hintern. »Wir Hirten sind starke Kerle! Du würdest es nicht bedauern.«
»Lasst mich in Frieden!« Ermengilda zog sich ein paar Schrittezurück und setzte sich mit ihrem Napf in der Hand auf einen Stein, um selbst etwas zu essen.
Die Hirten sahen ihr zu und stießen sich lachend an. Dann stand einer von ihnen auf, trat neben sie und nestelte an seiner Hose. Als er mit einem wohligen Seufzer einen Urinstrahl rinnen ließ, drehte er sich so, dass das Feuer ihn beleuchtete.
»Na, was meinst du? Soll ich ihn in dich reinstecken? Bei den vielen Männern, die auf der Burg deines Vaters leben, bist du gewiss keine Jungfrau mehr.«
»Wenn ihr mir etwas antut, wird mein Vater euch jagen und am nächsten Baum aufhängen lassen!«, schrie Ermengilda entsetzt auf.
Die Hirten lachten höhnisch auf, denn der Grenzgraf war weit weg und hatte so tief in den Bergen keine Macht.
Der Mann, der sich eben erleichtert hatte, baute sich vor Ermengilda auf. »Was sollte uns daran hindern, dich auf den Rücken zu legen und dir hinterher die Kehle durchzuschneiden? Die Schluchten hier sind tief. Dort wird niemand deinen Kadaver finden. Wenn man uns nach dir fragen sollte, haben wir dich nie gesehen.«
Ermengilda begriff, dass die Hirten sie noch in dieser Nacht vergewaltigen würden, und überlegte verzweifelt, wie sie diesem Schicksal entgehen konnte.
Da ertönte seitlich hinter ihr eine Stimme. »Du wirst weder das eine noch das andere tun!«
8.
A
uf ihrem Weg in die Berge hatte Maite sich von den Dörfern ferngehalten. Nur eines suchte sie auf, weil sie dort gute Freunde hatte, und als sie am nächsten Morgen aufbrach, hingen an ihrem Gürtel eine lederne Schleuder und ein Beutel,den sie an einem Bachbett mit rund geschliffenen Kieselsteinen füllte. Außerdem besaß sie nun einen langen Stecken mit einer eisernen Spitze, den sie als Spieß verwenden konnte, und in einem zusammengeknoteten Tuch steckten ein Stück steinharter Wurst, ein Brot und getrocknete Oliven als Wegzehrung.
Der Abschied war jedoch weniger herzlich gewesen, als sie es erwartet hatte. Selbst ihre Freunde hatten keinen Hehl aus ihrer Überzeugung gemacht, dass es ein Fehler gewesen war, Ermengildas Reisezug zu überfallen. Einer der Burschen im Dorf, der dabei gewesen war und Ermengildas Leibmagd Ebla als Beute bekommen hatte, hatte das Mädchen bereits Graf Enekos Leuten übergeben, damit diese es zu Graf
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