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Die Rose von Asturien

Titel: Die Rose von Asturien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Gesellschaft vorgezogen hätte. Für einen Augenblick dachte er daran, wie es dem Nachbarn, vor allem aber dem Gaugrafen Hasso und den Männern aus seinem Dorf ergehen mochte. Sie mussten bereits kurz vor Spaniens Grenzen stehen und in die Pyrenäenpässe eindringen. Er betete zum Heiland, dass dieser den Freunden seine Gunst nicht versagte, und stiefelte dann ebenso mürrisch wie Maite hinter Philibert und Ermengilda her, die sich benahmen, als befänden sie sich auf einem Spaziergang in einem vollkommen friedlichen Land.
    Unterwegs stießen sie auf Rado, der zurückbleiben hatte müssen, weil sein Pferd gestolpert war und nun lahmte. Diesem fielen beinahe die Augen aus dem Kopf, als er die beiden Mädchen bei seinen Begleitern entdeckte.
    »Da denkt man, ihr wärt auf Bärenjagd! Stattdessen schäkert ihr mit zwei hübschen Hirtinnen.«
    »Das hier ist keine Hirtin, sondern Prinzessin Ermengilda«, wies Philibert ihn zurecht.
    Rado blickte Konrad fragend an, nahm die Miene wahr, die dieser zog, und stöhnte auf. Zwei junge Böcke, die sich um ein Mädchen stritten, hatten ihm gerade noch gefehlt.
    »Dann wird Graf Eward sehr erleichtert sein, dass ihr seine Braut gefunden habt.« Rado betonte den Namen ihres Anführers, um Philibert und Konrad daran zu erinnern, dass die Maid für einen anderen bestimmt war. Allerdings bedauerte er insgeheim das Mädchen, denn ihre Schönheit wäre bei Eward wahrlich vergeudet. Er hatte den Grafen und Hildiger während ihrer Reise beobachtet und sich seinen Teil dabei gedacht.Ermengilda musste froh sein, wenn sie nach der Heirat auf eine abgelegene Besitzung ihres Ehemanns geschickt und von diesem von Zeit zu Zeit aufgesucht werden würde, weil er seine Pflicht ihr und dem König gegenüber erfüllen musste.
    Das Mitleid mit dem Mädchen verleitete ihn jedoch nicht dazu, das Verhalten seiner Begleiter gutzuheißen. Auch wenn Eward der Schönheit eines Frauenleibs weniger abgewinnen konnte als dem Körper seines Freundes, so würde er niemals dulden, dass ihm einer seiner Reiter Hörner aufsetzte. Konrad ging nur mit einem wütenden Schnauben auf Rados Bemerkung ein, während sich in Philibert Tollkühnheit mit Gefolgschaftstreue stritten. Der Wunsch, Ermengilda wenigstens einmal in seinen Armen halten zu können, trug im Augenblick den Sieg davon.
    Konrad erinnerte sich unterdessen an den toten Bären und wies nach hinten. »Wir haben das Viehzeug erwischt! Sieh nach, ob das Fell noch zu gebrauchen ist, und begrabe den Kadaver unter ein paar Steinen. Der Bursche war zu alt, um ihn noch essen zu können.«
    »Gut! Schick mir den Waskonen hoch, damit er mir helfen kann, und nimm mein Pferd mit, bevor es ganz zuschanden kommt.« Rado warf Konrad den Zügel zu, kehrte seinen Gefährten den Rücken und stieg weiter bergan. Die anderen strebten eilig dem Tal zu, weniger wegen des Essens, sondern um in Ruhe den eigenen Gedanken nachhängen zu können.
    Ermengilda war erleichtert, dass der Alptraum ihrer Gefangenschaft endlich vorüber war, und hatte gleichzeitig Angst vor dem, was sie bei den Franken erwarten mochte. Konrad und Philibert überlegten, wie sie einander ausstechen konnten, um die Gunst der Schönen zu erringen, und Maite haderte mit Gott und der Welt. Ihre Gefangene war für sie verloren, und ob sie von den Franken, Eneko oder jemand anderem Geld für sie erhalten würde, war ungewisser denn je. Da niemand siebeachtete, überlegte sie bereits, ob sie sich nicht in die Büsche schlagen und verschwinden sollte. Doch wohin sollte sie gehen? Wenn sie zu ihrem Stamm zurückkehrte, würde ihr Onkel sie sofort wieder an Eneko ausliefern und dieser sie als Geisel den Franken übergeben. Nach Ermengildas Entführung hatten sich ihre alten Freunde von ihr abgewandt, so dass sie keinerlei Unterstützung mehr erwarten konnte, wie sie vor einigen Tagen leidvoll erfahren hatte. Alle würden sagen, dass sie selbst an ihrer Lage schuld sei, weil sie den Überfall auf Ermengildas Reisegesellschaft angezettelt hatte.
    Aus diesem Grund konnte sie auch nicht in eines der anderen Dörfer umziehen. Bei Amets von Guizora musste sie damit rechnen, dass er sie mit einem seiner Söhne zu verheiraten suchte, und die anderen Dorfältesten würden alles daransetzen, Enekos Freundschaft zu gewinnen, indem sie sie an ihn auslieferten. Damit würde sie ebenso eine Geisel der Franken werden, wie wenn sie Okin in die Hände fiel.
    »Es wäre besser gewesen, der Bär hätte mich getötet«, murmelte sie und

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