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Die Rose von Asturien

Titel: Die Rose von Asturien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Zwar war Maite an diesem Schlamassel schuld, aber die Stammesältesten würden ihn für den Tod der Hirten verantwortlich machen und bestrafen. Da war es besser, sich auf die Seite der Franken zu schlagen.
    »Höre, Franke, ich bin nicht euer Feind. Diese elenden Hunde haben auch mich verraten. Es ist gut, dass ihr sie erschlagen habt.«
    Konrad nahm an, dass von Unai keine Gefahr mehr ausging, und winkte Maite, sie solle den Mann aufstehen lassen. Die Waskonin gehorchte zögernd, hielt aber ihren Spieß stoßbereit.
    Während Unai sich erhob, wanderten seine Blicke von Konrad zu Maite und zurück. Er vermochte nicht zu sagen, wer von beiden ihm gefährlicher werden konnte. Maites Verachtung für ihn war mit Händen zu greifen. Der Franke hingegen wirkte kalt wie Eis, doch unter der Oberfläche des Mannes brodelte es, das konnte er spüren.
    Mit einer herrischen Bewegung zeigte Konrad auf die verletzten Hirten. »Kümmere dich um die Kerle. Dann nimmst du eine Schaufel und gräbst die Toten ein. Lass dir aber nicht einfallen zu fliehen.«
    Die Gesten, mit denen Konrad seine Worte begleitete, waren selbst für Maite deutlich genug. Sie zog ihre Schleuder, legte einen Stein hinein und schwang sie durch die Luft. Das Geschoss traf mehr als hundert Schritte entfernt den Stamm eines Baumes genau in der Höhe von Unais Kopf.
    »Die Steine aus meiner Schleuder sind schneller, als ein Mann laufen kann.«
    Konrad sah sie verblüfft an und nickte dann anerkennend. Er hatte in seiner Heimat den einen oder anderen Hasen mit einem Steinwurf erlegt. Doch die Wucht und die Reichweite von Maites Schleuder lagen weit jenseits seines Könnens. Er deutete eine Verbeugung in ihre Richtung an. »Ihr seid wahrhaftig die Tochter eines großen Anführers!«
    Unai übersetzte ihr die Worte, obwohl er sich über die Bewunderung ärgerte, die Maite zuteilwurde. Diese hasste zwar die Franken, weil ihre Welt durch deren Schuld aus den Fugengeraten war, errötete aber bei Konrads Lob. Wenigstens schien dieser Franke zu wissen, was Stolz und Ehre bedeuteten. Sie setzte sich auf einen Baumstamm, der neben der Hütte lag, und behielt Unai im Auge.
    Diesem hatte Konrad den Befehl gegeben, sich um seine überlebenden Stammesbrüder zu kümmern. Nun sah er kurz auf die Hirten hinab, holte eine Schaufel aus der Hütte – und tötete die Verletzten, indem er ihnen das schwere Ding auf den Schädel schlug.
    Angewidert wandte Konrad sich ab und trat zu Philibert. Die Wunde seines Kameraden war zum Glück nicht allzu tief, und wie es aussah, genoss Philibert es, von Ermengildas sanften Händen versorgt zu werden.
    Obwohl Konrad wusste, dass es Narrheit war, fühlte er brennende Eifersucht in sich aufsteigen. Wie gerne hätte er Ermengildas Hände auf seiner Haut gespürt. Fast bedauerte er, dass er unverletzt geblieben war. Um nicht noch länger hinter Philibert zurückstehen zu müssen, beschloss er, so rasch wie möglich eine Sprache zu erlernen, die es ihm ermöglichte, sich mit der Prinzessin zu unterhalten.

12.
     
    R
ado trat aus dem Wald heraus und blickte überrascht auf die vielen Schafe, die auf den Wiesen bei der Hütte weideten, und die beiden Hunde, die die Tiere zusammenhielten und dabei immer wieder winselnd in Richtung des Hauses witterten.
    In der Nähe des Gebäudes entdeckte Rado Unai, der dabei war, ein großes Loch zu schaufeln. Als er neugierig näher kam, erblickte er fünf Tote mit Schwertwunden. Zwei davon hatte man den Schädel mit einem stumpfen Gegenstand eingeschlagen.
    »Was war denn hier los?«, fragte Rado verwundert. Unai antwortete zuerst in seiner Sprache und dann in der des gallischen Südens.
    Da Rado keine von beiden verstand, zuckte er mit den Achseln und warf das Bärenfell zu Boden.
    Als er sich umdrehte, stand die braunhaarige Frau vor ihm, die er bei Konrad gesehen hatte. Sie hielt einen Spieß in der Hand und ließ den Waskonen nicht aus den Augen.
    »Holla, da muss was Größeres passiert sein«, sagte er in der Hoffnung, die Fremde würde es ihm erklären.
    Maite trat jedoch wortlos zur Seite, so dass er auf die Hütte zutreten konnte. Er drückte die an Fellstreifen hängende Tür auf und kniff die Augen zusammen, um in dem dämmerigen Licht etwas sehen zu können. Als Erstes fiel sein Blick auf Ermengilda. Dieses Mädchen war ohne Zweifel die schönste Jungfrau, die auf Erden wandelte. Erst dann sah er, dass sich neben Konrad auch Philibert im Raum aufhielt. Dieser schien verletzt zu sein, denn die blonde

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