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Die Rose von Byzanz

Die Rose von Byzanz

Titel: Die Rose von Byzanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Gordon
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Kallistos hatte erleben dürfen: Mitleid. Doch ehe sie fragen konnte, wurde sie schon von zwei Wachleuten vom Podium geschoben und zu ihrem neuen Besitzer geführt.
    Der dritte Wachmann brachte die Nubierin, und Johanna hörte Kallistos’ schrille Stimme, mit der er sein Liebchen anpries. „Diese schwarze Schönheit ist die Prinzessin eines Reichs tief im Süden. Unter dem Herzen trägt sie den Erben ihres Reichs, der seinem Besitzer eines Tages große Schätze und Reichtümer erbringen wird, wenn er beide zurück in ihre Heimat bringt. Diese Frau wird Euch mit herrlichen Liedern aus ihrer Heimat beglücken.“
    Was um alles in der Welt meinte Kallistos nur mit dieser Bemerkung? Trieb er ein Spiel mit ihr oder meinte er seine Worte ernst? Warum sollte es kein gutes Los sein, diesem byzantinischen Adligen zu gehören? Er würde nichts anderes mit ihr tun als all die anderen Männer. Und dieser Mann war allemal besser, als wenn sie Eirik Hallgrimsson in die Hände geraten und ihm für immer ausgeliefert wäre.
    Doch sie war auf der Hut. Kurz hatte die Freude überwogen, nicht mit Eirik gehen zu müssen.
    Sie fragte sich, warum dieser Adlige ein so großes Interesse daran hatte, sie zu besitzen. Warum er einen Preis für sie zahlte, der um ein Vielfaches das überstieg, was für andere Mädchen gezahlt wurde. Warum er ein Vielfaches dessen zahlte, was Ise dem Basileus wert gewesen war.
    Er hätte jede haben können. Doch er wollte ausgerechnet sie.
    Warum?
    Eirik verließ den Sklavenmarkt so schnell wie möglich. Er riss einem Wachmann die Fackel aus der Hand und stapfte wütend davon. Seine Schritte lenkten ihn zum Hafenviertel. In zahlreichen Schenken und Hurenhäusern lockte ihn das Vergessen. Und er wollte vergessen.
    Bereits als er den Versteigerungsort erreichte, hatte sich ein ungutes Gefühl seiner bemächtigt, das sich noch verstärkte, als er Andronikos erkannte, der mit einigen Freunden beisammenstand, aufmerksam bewacht von drei Warägergardisten, die Eirik erstaunt zunickten, als sie ihn erkannten.
    Er hatte gehofft, seine Vorahnung würde ihn trügen. Und er hatte sich erlaubt, an ein gutes Ende zu glauben, als Andronikos für wenige Silbermünzen ein hübsches Mädchen ersteigerte, das ein Bein nachzog.
    Doch dann wurde die Fränkin auf das Podest geführt. Sie stand stolz und aufrecht da, mit trotzigem Blick, und er hatte sich seinem Ziel so nahe gewähnt. Voller Euphorie hatte er sein erstes Gebot ausgerufen. Stille folgte, die ihn frohlocken ließ, dass seine Befürchtung unbegründet war.
    Bis Andronikos sein Gebot abgab.
    In diesem Augenblick wusste Eirik, dass die Fränkin für ihn verloren war. Dennoch versuchte er, dagegenzuhalten. Versuchte, mit einem besonders hohen Gebot alles zum Guten zu wenden. Fünfzig Solidos, eine unvorstellbare Summe, die Andronikos um das Doppelte überbot. Mehr hatte Eirik nicht, mehr war nicht in dem Beutel gewesen, den Irene ihm aufs Kopfkissen gelegt hatte.
    Er hatte verloren. Nicht nur Irene schien für immer in weite Ferne gerückt zu sein, sondern auch die rothaarige Fränkin. Sie zu betrachten und sich daran zu erinnern, wie sie sich unter seinen Händen angefühlt hatte, wie das Zittern unter ihrer Haut getanzt hatte … nein. Den Gedanken ertrug er nicht.
    Kurzerhand betrat Eirik die nächste Schenke. Er setzte sich allein an einen Tisch und winkte das Schankmädchen heran, dass sie ihm einen Krug Wein brachte. Und begann zu trinken.
    Irgendwann verschwamm die Welt vor seinen Augen. War es der zweite Weinkrug, den er leerte? Der Wein schmeckte plötzlich ganz schön bitter, und alles schien sich um ihn zu drehen. Halt suchend klammerte er sich an den Tisch, als das Schankmädchen plötzlich wieder neben ihm stand.
    „Was ist mit mir los?“, wollte er sagen, doch drang nur unverständliches Gebrabbel über seine Lippen. Er runzelte die Stirn. Bei dem Versuch aufzustehen drehte sich die Welt um und stand kopf.
    „Keine Sorge, mein Herr. Unser Wein ist recht stark, das verträgt nicht jeder. Wenn Ihr mögt, gebe ich Euch ein Nachtlager.“
    Sein Blick irrte umher. Sie drängte ihn zu einer schmalen Stiege, die zum oberen Stockwerk führte. Durch eine Tür gelangten sie in eine Kammer. Er stützte sich schwer auf ihre Schulter, machte zwei wankende Schritte in die Kammer und ließ sich auf die Strohmatratze fallen, die auf dem Boden lag. Eine schmutzige Decke wurde über ihn gebreitet, und plötzlich spürte er, wie sich ein fremder Körper an seinen

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