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Die Rose von Byzanz

Die Rose von Byzanz

Titel: Die Rose von Byzanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Gordon
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Vorstellung, schon bald ganz ihm zu gehören, versetzte sie in Panik und ließ sie zugleich glauben, ihre Rettung sei nahe …
    Tränen verschleierten ihren Blick, während Kallistos erfreut rief: „Fünf Solidos, wenn das kein Gebot ist, meine Herren! Dieser Mann versteht etwas von Frauen und erkennt Leidenschaft, wenn sie ihm begegnet. Lasst Euch nicht von ihrem wilden Blick verhexen!“
    Einen Moment herrschte Stille, und Johanna glaubte schon, ihr schlimmster Albtraum und größter Wunsch könnte sich erfüllen. Da rief ein Mann: „Ich biete zehn Solidos!“
    Seine Stimme war nicht besonders laut, doch alle hatten ihn gehört. Ein Raunen ging durch die Menge, wieder drehten sich Köpfe, und auch Johanna versuchte, einen Blick auf ihn zu erhaschen. Kallistos’ Hand krallte sich in ihren Nacken und zwang sie, den Kopf zu senken. Doch genügte ihr ein kurzer Blick auf den zweiten Interessenten.
    Er war klein, besaß die stolze Haltung eines Byzantiners und war, soweit sie erkennen konnte, in die Kleider eines Edelmanns gehüllt. Trotz der Hitze trug er eine mit zartem Hermelinpelz verbrämte Tunika. Und neben ihm … Jäh hob Johanna den Kopf, als könnte sie es nicht glauben. Neben ihm stand, den Kopf stolz erhoben, das Gesicht von einem triumphierenden Lächeln erhellt, Livia. Als sich ihre Blicke kreuzten, schien es, als wollte Livia ihr etwas zurufen. Der Mann wirkte längst nicht so Furcht einflößend wie Eirik Hallgrimsson. Er war höchstens ein paar Jahre älter als sie, hatte jedoch das zarte Gesicht eines Kindes, glatt rasiert und geradezu rosig; der dunkelbraune Schopf wirkte weich und zart wie alles an ihm. Nein, der fügte keiner Frau ein Leid zu. Das meinte Livia also, als sie sagte, dass sie von einem byzantinischen Adligen gekauft werden wollte.
    Ohnedies schien ihr alles verlockender, als noch einmal in die Hände dieses widerlichen Nordmanns zu fallen, der ihr Lust schenkte und sie im nächsten Moment erniedrigte, weil er sie wieder daran erinnerte, dass sie nichts weiter als eine Sklavin war! All ihre Hoffnung richtete sich nun auf den Byzantiner. Hoffentlich trug er mehr Gold im Beutel und war bereit, es für sie auf den Tisch zu legen.
    Johanna lächelte ihn an. Sie bewegte sich leicht, wiegte sich und ließ ihre Wimpern über den Augen flattern. Mit einer fließenden Bewegung warf sie ihr rotes Haar zurück, sodass der Fackelschein es zum Funkeln brachte.
    Der Byzantiner schien leise zu lachen. Er wandte sich an Livia und flüsterte ihr etwas zu.
    Etwas Seltsames geschah mit Livia. Ihr Lächeln wurde starr, der Blick flackerte, irrte unruhig hin und her.
    „Fünfzehn Solidos!“, rief Eirik Hallgrimsson in diesem Moment.
    „Fünfzehn Solidos sind geboten!“ Kallistos’ Stimme überschlug sich förmlich. Die Aufmerksamkeit aller richtete sich wieder auf den Byzantiner.
    „Zwanzig Solidos“, sagte dieser nur und inspizierte gelangweilt seine Fingernägel. Für ihn schien der Preis keine Rolle zu spielen.
    „Zwanzig Solidos sind geboten! Wer bietet mehr?“, frohlockte Kallistos.
    „Fünfundzwanzig!“
    „Dreißig!“
    „Fünfzig!“, rief Eirik.
    Einen Moment lang schwieg der Byzantiner. Dann umspielte ein feines Lächeln seine Lippen, als wüsste er, dass ihm der Zuschlag gewiss war. Johanna atmete erleichtert auf. Dieser Mann wollte sie.
    „Ich biete hundert Solidos.“
    Johannas Blick ging zu Eirik hinüber. Dessen Miene hatte sich verfinstert, und als der Byzantiner sein letztes Angebot vorbrachte, verzerrten sich seine Gesichtszüge heftig und wurden zu einer furchterregenden Maske des Zorns.
    „Hundert Solidos!“ Kallistos’ Stimme überschlug sich. „Bietet mehr also hundert Solidos, meine Herren, dies ist eine außergewöhnliche Sklavin, die Euch jeden Wunsch von den Lippen ablesen und sogleich erfüllen wird. Sie ist noch gänzlich unberührt. Hundert Solidos sind geboten, möchte niemand mehr als hundert Solidos bieten?“
    Eirik Hallgrimsson wandte sich ab und schob sich zum Ausgang. Johanna blickte ihm nach. Erleichterung durchflutete sie. Sie hörte kaum, wie der Sklavenhändler ein letztes Mal die Männer aufforderte, ein Gebot abzugeben, ehe der Byzantiner den Zuschlag bekam. Kallistos drückte ihren Arm so fest, dass sie fast vor Schmerz aufstöhnte. Er beugte sich zu ihr herüber und flüsterte ihr ins Ohr: „Ich hätte dir ein besseres Los gewünscht. Es tut mir leid.“
    Überrascht blickte sie ihn an, und in seinem Blick las sie etwas, das sie noch nie bei

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