Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rose von Byzanz

Die Rose von Byzanz

Titel: Die Rose von Byzanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Gordon
Vom Netzwerk:
die Finger in die Möse steckt und einander leckt. Oh, das würde mir noch viel besser gefallen!“
    Irene erwiderte seinen Blick.
    Eirik richtete sich auf. Er erhob sich, machte zwei Schritte zurück und verschmolz mit den Schatten. Johanna bemerkte es nur aus dem Augenwinkel, während Andronikos sich ganz auf seine Schwester konzentrierte.
    „Du widerst mich an“, sagte sie sehr ruhig.
    „Warum dann dieser Wettkampf? Du willst doch, dass ich gewinne. Das ist dir die willkommene Entschuldigung, endlich wieder für mich die Beine breitzumachen.“
    „Du irrst, Brüderchen. Ich setze all meine Hoffnung auf Eirik.“
    „Gut möglich, dass du verlierst.“
    Sie neigte den Kopf, als dächte sie darüber nach. Dann nickte sie. Widerstrebend.
    Andronikos ließ Johanna los. „Dann gehst du heute Nacht mit mir zu Bett?“
    Irene schwieg.
    „Ich hätte es nie zu hoffen gewagt, schönste aller Schwestern. Doch lass mich nur gerade dafür sorgen, dass meine Sklavin mir nicht in der Nacht fortläuft mit deinem Waräger.“
    Er rief die Wachen herbei.
    Wie durch einen blutroten Nebel nahm Johanna wahr, was mit ihr geschah. Zwei Waräger, die zögernd nach ihr griffen, ihre Arme packten und sie sanft mit sich zogen. Andronikos’ Stimme, laut und hell. Die Freude darin glaubte sie mit Händen greifen zu können. Seine Befehle, zackige Antworten.
    Sie brachten sie nicht in ihr Gemach. Nicht in den Frauentrakt, in dem Theodora und Livia seit zwei Tagen um sie herumschlichen wie um ein waidwundes Tier.
    Dass dieser Palast einen Raum besaß, in dem man an die Wand gekettet werden konnte, hatte sie nicht gewusst.
    Dass es dort so bequem war, ebenso wenig.
    Ein Kerker und doch wieder nicht.
    Der Raum wurde von Fackeln beleuchtet. Eine massive Tür schloss sich hinter den Warägern, ein Schlüssel knirschte, ein Riegel wurde vorgeschoben.
    Der rote Nebel lichtete sich.
    Sie versuchte, ihre Umgebung zu begreifen.
    Sie staunte.
    Die Steinwände drängten sich eng um diesen Raum, und das Gefühl der Enge und des Eingesperrtseins konnte auch das breite Bett nicht mildern, auf das die Waräger sie geworfen hatten. Ihre Handgelenke steckten in Eisenfesseln, die an der Wand über ihrem Kopf mit einer Eisenkette befestigt waren. Sie zog daran – es schepperte unnatürlich laut, es rasselte, doch blieben ihre Arme über ihrem Kopf. Zu kurz die Kette, zu wenig Spiel. Sie konnte sich allenfalls auf die Seite drehen und den Kopf auf die ausgestreckten Arme betten.
    Die Matratze, auf der sie lag, ähnelte jener, die in ihrem Gemach die Bettstatt so bequem machte, dass sie in den letzten Nächten ihren Ängsten zum Trotz besser geschlafen hatte als in den Monaten zuvor. Und auch sonst wirkte alles eher wie ein beengtes, kaltes Gemach für eine seiner Lustsklavinnen … Der Weidenkorb in der Ecke, in dem merkwürdige Gerätschaften lagen, die im Spiel von flackerndem Fackelschein und Schatten unheimliche Figuren an die Wand zeichneten, verängstigte sie aber eher.
    Was tat er in diesem Raum? Welchem Zweck diente dieser Kerker?
    Sie wollte es gar nicht wissen.
    Weil die Waräger es versäumt hatten, die Decke am Fußende der Bettstatt zu entfalten und über ihren Körper zu breiten, rollte sie sich zusammen und versuchte, sich an ihrem eigenen Körper zu wärmen. Der Versuch missglückte, denn sie spürte kalte Haut auf kalter Haut. Sie begann zu zittern.
    Ihre Füße schob sie unter die Decke, versuchte, sie zwischen den Beinen einzuklemmen und höherzuziehen. Eine mühsame Angelegenheit, die sie viel Zeit kostete und anstrengend war. Doch schließlich reichte ihr die Decke bis zur Hüfte, es war ihr irgendwie gelungen. Sie schloss erschöpft die Augen.
    Das Glimmen und Flackern der Fackeln schlich sich in ihre Träume.
    Sie glaubte, den abartigen Gestank von verbranntem Haar zu riechen.
    Johanna wimmerte. Sie kniff die Augen zusammen, vergrub die Hände in ihrem Haar. Sie wollte sich darin vergraben, wollte die Welt um sich vergessen.
    Nur Eirik konnte sie nicht vergessen.
    Was tat er jetzt wohl?
    Sie verstand, warum Andronikos sie hierher hatte bringen lassen. Hätte er sie in ihr Gemach geschickt, hätte Eirik alles darangesetzt, in der Nacht zu ihr zu kommen. Er hätte nichts unversucht gelassen, sie aufzusuchen. Vielleicht hätte er sogar versucht, mit ihr zu fliehen, während Andronikos sich mit seiner Schwester vergnügte …
    Ihr Herz raste. Darum die Eisenfesseln. Darum klirrende Ketten und ein bewachter Kerker.
    Sie hatte Angst vor

Weitere Kostenlose Bücher