Die Rose von Byzanz
sein kehliges Stöhnen, und für sie war es das Herrlichste, was sie je gehört hatte.
Danach lagen sie still, nebeneinander, aneinander, ineinander. Sie lauschte seinen Atemzügen, spürte den Schweiß auf ihrer Haut trocknen. Fröstelte.
Sie hatten die Decke weggestrampelt. Jetzt zog sie die Decke wieder hoch, kuschelte sich in diese Höhle aus Wärme und dem herben Duft ihrer Vereinigung. Seine Arme hielten sie fest, während sein Atem in ihrem Nacken kitzelte. Ein herrliches Gefühl. Sie kicherte.
„Was gibt es da zu lachen?“
Seine Finger tanzten über ihre Flanke. Johanna musste ein Lachen unterdrücken, sie krümmte sich und versuchte, seinen Händen zu entkommen. Atemlos landete sie auf dem Rücken. Er war über ihr, stützte sein Gewicht auf die Ellbogen und betrachtete ihr Gesicht. Suchte etwas in ihren Augen, und als er es fand, nickte er zufrieden. Sein Haar hing ihm ins Gesicht, und sie hob die Hand, um es zu spüren.
Alles von ihm wollte sie in dieser Nacht spüren und es nie vergessen.
Wenigstens einmal hatte sie davon kosten dürfen, was es hieß, von einem Mann geliebt zu werden.
Morgen wurde die zweite Partie gespielt.
Eirik starrte auf das Schachbrett.
Er versuchte, sich auf das Spiel zu konzentrieren.
Aber wie sollte ihm das gelingen, wenn auf der Polsterbank neben dem Spieltisch Irene und Johanna saßen? Irenes Gesicht war ausdruckslos. Unlesbar.
Johanna aber … In ihrem Gesicht vermochte er seit der gestrigen Nacht zu lesen. Und Hoffnung lag in ihrem Blick ebenso wie Ungeduld. Sie konnte es nicht erwarten, dass er diese zweite Partie für sich entschied. Für sie.
Er hatte sie in der Nacht immer und immer wieder geliebt. War nicht satt geworden von ihrem Duft, von der Zartheit ihrer Haut und der Seidigkeit ihres Haars. Hatte ertrinken wollen in ihrer Umarmung.
Konzentrier dich!
Der goldene Schimmer, der auf ihrem roten Haar tanzte.
Später, als die Kerzen verloschen waren und sie im Dunkeln beisammen gelegen hatten, hatte er ihren tiefen Atemzügen gelauscht. In Gedanken war er immer und immer wieder die Züge einer Schachpartie durchgegangen, neue Ideen, Varianten, mit denen er Andronikos in der zweiten Partie überraschen wollte. Ja, er sah sich schon nach wenigen Zügen als strahlenden Sieger, der aufsprang, sobald Andronikos’ König umkippte, und Johanna in die Arme riss, weil sie endlich sein war.
Unerträglich, sich das Gegenteil auszumalen. Unerträglich und unmöglich.
Er machte seinen Zug und warf einen flüchtigen Blick zu Johanna hinüber. Sie lächelte. Nein, das war nicht richtig. Kein Lächeln, eher ein Strahlen, das still ihren ganzen Körper erfasst hatte. Ein inneres Leuchten.
Sie wirkte weicher. Verletzlich.
Er fürchtete um das, was mit ihr geschehen würde, wenn er verlor.
Ich werde nicht verlieren.
Leider war er sich da nicht so sicher. Andronikos spielte heute anders. Er hatte den Wein abgelehnt, knabberte Pistazien und ließ seinen Blick immer wieder zwischen Eirik und dem Schachbrett hin- und herwandern. Er machte seine Züge nach langer Bedenkzeit, zögerte dann aber nicht. Er machte kein Spiel aus dieser Partie. Er wollte gewinnen.
Das machte Eirik Sorgen. Denn er wollte zwar auch gewinnen, hatte aber bereits nach zwanzig Zügen zwei Bauern weniger, und ihm drohte, im nächsten Zug auch einen Springer zu verlieren.
Seine Hände waren schweißnass. Als er den Springer wegzog, spürte er ein leises Zittern seiner Finger.
Andronikos bemerkte es. Eiskalt war sein Blick, kein Lächeln, kein Spott.
Er weiß, dass er diese Partie gewinnt.
Und spätestens jetzt wusste Eirik es auch. Er sah es. Nur noch wenige Züge und er war matt.
Er wagte nicht, zu Johanna hinüberzuschauen. Vergrub das Gesicht in den Händen, konzentrier dich , über den nächsten Zug dachte er sehr lange nach, nachdem Andronikos seine Dame bewegt hatte.
Er drehte und wendete die verschiedenen Möglichkeiten. Es gab keinen Ausweg. Er stand kurz vorm Matt. Beinahe lustlos machte er seinen Zug.
Andronikos lächelte. „Willst du nicht aufgeben?“
„Niemals“, knurrte er. „Spiel.“
„Ich habe mir überlegt … Da du ja gestern bereits nach dem Sieg eine Kostprobe unseres kleinen Preises haben durftest … ob ich mir dann nicht heute Nacht ein bisschen Spaß mit ihr verdient habe?“ Er machte seinen Zug.
Da war es wieder. Das überhebliche Lächeln.
Eirik hätte es seinem Gegner am liebsten aus dem Gesicht geschlagen.
Und wer hinderte ihn schon daran? Die Waräger
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