Die Rose von Darjeeling - Roman
der empfehlenswerten Rhododendren‹ gibt.«
Mr Douglas spazierte eine Weile neben ihm her. Sie genossen die Ruhe. Noch ergossen sich nicht Busladungen voller Touristen in den Park, noch sah man nur Individualisten, Paare oder vielleicht mal Gartenarbeiter in kleinen Gruppen.
»Bleiben Sie länger?«
»Auf jeden Fall lange genug, um den ›Park der Gärten‹ aufzusuchen«, erwiderte Max, der es gewohnt war, unbestimmte Auskünfte über sein Privatleben zu erteilen.
Hellhörig wurde er, als Mr Douglas von der digitalen Deutschen Genbank Rhododendron sprach, die zur Rhododendronausstellung offiziell vorgestellt und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden sollte.
»Drei Jahre lang haben Experten dafür über zwanzig Rhododendronsammlungen geprüft. Sie sollen mehr als zehntausend Pflanzen fotografiert und beurteilt haben. Mit Stammbäumen bis zu den Wildarten zurück. So können auch seltene Sorten erhalten bleiben.«
Max lauschte wie elektrisiert. »Aus was für Sammlungen stammen sie?«
»Soweit ich weiß, aus botanischen Gärten, Baumschulen, öffentlichen Anlagen und Privatgärten.«
»Ach, Privatgärten auch?«
»Ja, das Ganze organisiert die Landwirtschaftskammer Niedersachsen, in deren Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau läuft alles zusammen.«
»Und die befindet sich auf dem Gelände des ›Parks der Gärten‹?«
»Soweit ich weiß.«
»Wie interessant.« Max bemühte sich um eine freundlich-gelangweilte Miene. Endlich eine heiße Spur. Ob man ihm dort mehr über die Rose von Darjeeling sagen konnte?
Der Pfad gabelte sich, und die Männer verabschiedeten sich. Jeder ging in eine andere Richtung weiter.
Max telefonierte mit seiner Tante, der Verlegerin Annabella Apple, in London. Er weihte sie in seine Pläne ein und bat sie zu veranlassen, dass auf der Homepage von Park & Garden als Mitarbeiter der Redaktion »Max Whitewater« aufgeführt wurde. Anschließend vertröstete er seinen Vater. Und danach rief er Julia an. Er erklärte ihr, dass er nun tatsächlich den Auftrag erhalten habe, ein Buch über die Kulturgeschichte des Rhododendrons zu schreiben, »mit Schwerpunkt auf dem Ammerland«. Irgendwie musste er ja begründen, weshalb er nicht abreiste.
»Ich bleibe bis Pfingsten, bis zum Ende der Rhodo«, verkündete Max.
»Wo wohnst du eigentlich?«
Er nannte den Namen des Hotels.
»Schön, aber teuer! Da kannst du ja nicht so lange wohnen bleiben«, meinte Julia. »Ich wüsste eine hübsche Pension. Die Zimmer kosten nur ein Drittel, das Frühstück ist super, und du hast dort deine Ruhe.«
Max fühlte sich eigentlich recht wohl in seinem modernen Wellnesshotel, aber er willigte natürlich ein.
Julia erwartete Max in engen Jeans und Stiefeletten und einem hüftlangen türkisfarbenen Pullover im Hotelfoyer, um ihn zur Pension zu bringen.
»Du hast eine neue Brille!« Seine Augen waren kein bisschen mehr versteckt.
»Super entspiegelt, Brillenhaus Bruns. Sind wir doch vorgestern dran vorbeigegangen. Ich hab dem Besitzer einfach einen schönen Gruß von dir bestellt«, Max lächelte verschmitzt. »War doch in Ordnung, oder? Er hat sie mir innerhalb eines Tages fertig gemacht.«
»Du bist wirklich verrückt.« Julia schüttelte lachend den Kopf.
»Übrigens … falls du Lust hast: Ich jogge gern frühmorgens … das ginge ja dann auch nicht von deiner Arbeitszeit ab. Willst du nicht mitlaufen? Ich bräuchte nämlich dabei auch fachliche Beratung …«
Julia hatte schon öfter daran gedacht, vor der Arbeit zu joggen. »Mein innerer Schweinehund ist leider größer als der legendäre Wels im Zwischenahner Meer.«
»Ein Wels? Was ist das?« Manchmal fehlten Max doch einige deutsche Vokabeln.
»Ein Fisch. Unser Wels ist angeblich dreieinhalb Meter groß und frisst Dackel. So ’ne Art Nessy.«
»Klingt sympathisch.« Max grinste, er spann seine Geschichte weiter. »Also, ein Kapitel möchte ich über die schönsten Privatgärten schreiben. Ich hab herausgefunden, es gibt im Landkreis zwei ausgewiesene Rhododendronrouten, eigentlich für Radfahrer. Fünfunddreißig und irgendwas über vierzig Kilometer lang. Die möchte ich nach und nach ablaufen.«
Julia knabberte kurz auf ihrer Unterlippe herum. »Okay, ich mach mit.« Sie sah ihn betont herablassend an. »Aber nur joggen, nicht flirten, ja?«
»Um Gottes willen, doch nicht morgens vor Sonnenaufgang!«
Julia lächelte. »Gut, dann wär das ja auch geklärt.«
Ihr fiel noch etwas ein. »Es gibt tolle Privatgärten, die zur
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