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Die Rose von Darjeeling - Roman

Die Rose von Darjeeling - Roman

Titel: Die Rose von Darjeeling - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylvia Lott
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fürchteten allerdings eines: das Gästebuch des Hauses, in das jeder eine geistreiche Würdigung zu schreiben gebeten wurde.
    »Lord Taintsworth fragt ständig nach dir«, plauderte Marya Apple charmant, »er wird dein Tischherr sein.« Sie senkte die Stimme. »Und außerdem hab ich doch noch etwas für dich …«
    Unter den Lauschenden machte sich Neid breit. Allmählich verstummten auch die letzten Gespräche, die sich eben noch um Politik gedreht hatten – um die kürzlich erfolgte Inhaftierung Gandhis wegen seines, wie es allgemein hieß, Feldzugs der Gehorsamkeitsverweigerung gegen die britische Kolonialregierung. Und um die dadurch ausgelösten Demonstrationen der Unabhängigkeitsbewegung. Kathryn versprach Mrs Apple zu kommen.
    Unter dem Vorwand, müde zu sein, zog sie sich in den ersten Stock zurück, wo der Boy ihr sofort eine heiße Wärmflasche und einen Gute-Nacht-Tee brachte. Nur wenig später klatschten bereits die ersten Damen im Planters’ Club darüber, wie mutig doch die junge Miss Whitewater sei und dass sie es gewiss noch weit bringen werde.
    Es dämmerte schon, als Kathryn in den Garten ging und sich auf ihre alte Kinderschaukel setzte, die noch immer an dem knorrigen Baum hinter dem Glaspavillon hing. Tief nahm sie den Duft der letzten Blüten des weißen Rhododendrons in sich auf. Sie hörte Schritte, die sich langsam näherten, und spürte dann, wie jemand ihr von hinten die Augen zuhielt. Die Hände fühlten sich rau an, und sie wusste gleich, wer es war.
    »Carl!«
    Kathryn umklammerte die Seile und beugte sich mit geschlossenen Augen weit zurück, wie ein Kind, das Aufschwung nehmen will. Carl neigte sich über sie und küsste sie zärtlich. Er roch nach Wald, nach Holz und grünem Farn. Kathryn genoss das doppelte Schwindelgefühl.
    »Komm, schubs mich an!«, rief sie übermütig.
    »Wie die Queen of Darjeeling befiehlt.«
    Erst als sie in den höchsten Höhen schaukelte, öffnete sie die Augen wieder. Ihre Haare flogen auf und nieder. Sie warf den Kopf in den Nacken, schaute in den Himmel und dann auf Carl, der sich vor sie auf den Rasen gestellt hatte: die Hände lässig in den Hosentaschen, ein breites Grinsen im Gesicht.
    »Fang mich auf!«
    Er breitete die Arme aus, und sie sprang. Er hielt sie, stolperte, absichtlich ging er zu Boden, ließ sich mit ihr auf dem Bauch auf den Rücken fallen. Sie rollten über das Gras, küssten sich spielerisch, dann immer wilder und leidenschaftlicher.
    Keuchend lag Carl über ihr. Er strich ihr das Haar aus der Stirn, umschloss ihr Gesicht mit beiden Händen. Sie spürte seine Erregung, sein Drängen – und ihre Sehnsucht, sich ihm hinzugeben. Ihre Herzen pochten heftig. Sie tauschten einen dunklen Blick. Worte waren überflüssig. Beide wussten, dass Gustav außerhalb übernachtete, sie hatten das Gästehaus für sich.
    Carl half Kathryn aufzustehen. Sie klopften sich das Gras von der Kleidung und liefen zum Gästehaus. Außer Atem betraten sie den dunklen, warmen Raum, in dem Carls Bett stand. Chandra hatte, wie immer zum Abend hin, schon den Kamin angemacht. Carl legte Holz nach und entzündete eine Kerze.
    »Möchtest du etwas trinken?«
    Mit geröteten Wangen stand Kathryn in der Mitte des Schlafraumes. Ihre Brust hob und senkte sich erwartungsvoll. Ihre grünen Augen wirkten in ihrem nach der Expedition stark gebräunten Gesicht heller, geradezu magisch. Carl las darin Neugier, auch Angst.
    »Ist es das erste Mal?«, flüsterte er.
    Sie nickte. Er nahm ihre Hände und führte sie sanft an seine Lippen. Verschämt erinnerte sie sich, dass sie an den Fingern noch blaue Tintenklekse von der Büroarbeit hatte. Doch er sah weiter nur tief in ihre Augen.
    »Ich werde vorsichtig sein«, versprach er.
    Carl umarmte sie, drückte sie fest an seinen Körper. Und endlich küssten sie sich, wie er es sich schon oft ausgemalt hatte, »aus vollem Ernst«. Es war kein Spiel und kein Scherz. Sein Mund trank von ihrem, seine Erregung entzündete ihre Leidenschaft. Sie sanken aufs Bett, zerrten sich die Kleidung vom Leib. Und dann endlich lagen sie Haut an Haut. Spürten die Kühle, die Glätte, die Wärme, die Hitze, die Feuchte des anderen.
    Umschlungen lernten sie einander und sich selbst ganz neu kennen. Sie verständigten sich ohne Worte – in einer Sprache, die Kathryn sofort verstand. Die ihr vorkam wie vor langer, langer Zeit erlernt, vergessen und endlich wiedergefunden. Ihre Hände strichen, noch zaghaft und ungeübt, über seinen Körper. Ihre

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