Die Rose von Darjeeling - Roman
Fingerspitzen ertasteten die Haare auf seiner warmen Brust, bewunderten die Muskeln und Sehnen unter seiner sensiblen straffen Haut. Sie fühlte seine Anspannung, als er begann, mit einem Knie ihre Schenkel auseinanderzuschieben. Kathryn schloss die Augen, sie schmolz dahin.
Als er in sie eindrang, spürte sie einen kurzen leichten Schmerz. Sein Rhythmus war stark, kontrolliert. Kathryn hielt still, bis sie merkte, dass es ihre Empfindungen verstärkte, wenn sie ihm entgegenkam, und sie ließ sich fallen in den Aufruhr ihrer Gefühle. Es war schön, aufregend, überwältigend … aber zu schnell war es vorüber.
Mehr noch als die Lust jedoch beglückte sie die Nähe – endlich nicht mehr allein, endlich verstanden und erkannt, endlich lieben und geliebt werden!
Im Teegarten lief die zweite Ernte des Jahres auf Hochtouren, der Second Flush wurde gepflückt, getrocknet und verarbeitet. Kathryn kümmerte sich um tausend Dinge gleichzeitig. Die Liebe verlieh ihr Energie, sie kam mit wenig Schlaf aus.
Erst jetzt fand Kathryn Zeit, Aashmis Eltern aufzusuchen und sie um ihr Einverständnis zu bitten, das Mädchen gehen zu lassen. Dem Vater schien es gleichgültig zu sein, ob seine Tochter in Darjeeling eine Lehre machte oder nicht. Der Mutter passte es nicht recht, weil ihr eine wichtige Arbeitskraft fehlen würde. Aber Kathryn hatte dafür gesorgt, dass ihr Sohn wieder gesund geworden war, und überhaupt konnte man der jungen Memsahib nicht ernsthaft widersprechen. Außerdem hatte sie noch zwei kleinere Töchter. Mindestens eine von ihnen würde sicher ihr Leben als Teepflückerin in Geestra Valley verbringen und damit später, wenn sie nicht mehr arbeiten konnten, das Wohnrecht der Eltern im Dorf sichern. Das war nämlich die große Angst aller Pflückerfamilien, im Alter davongejagt zu werden. Auch Männer und Frauen, deren Familien schon Jahrzehnte in einem Teegarten zu Hause waren, mussten ihr Häuschen verlassen, wenn kein Nachkomme dem Unternehmen mehr nützlich sein konnte.
»Aashmi wird als Schneiderin deutlich mehr verdienen und die Familie später mit schöner Bekleidung oder mit Geld besser unterstützen können als als Pflückerin«, erklärte Kathryn. »Und es wird sie glücklicher machen als das Leben hier.«
Aashmis Mutter blickte sie erstaunt an. Sie erwiderte nichts. Aber Kathryn verstand auch so – Glück war in ihrem Lebensplan nicht vorgesehen, Glück war Luxus, den sich nur andere leisten konnten. Sie verabschiedete sich schnell.
Aashmi kam ihr auf dem Pfad von der Wiegestation entgegen. Sie hatte Feierabend. Ihre Füße streiften durch duftendes Zitronengras, das am Wegesrand stand und noch Spuren vom letzten Regen trug. Aashmi sah einem bunten Schmetterling nach und träumte davon, ein Festgewandt mit einer Schmetterlingsbordüre anzufertigen.
Erfreut, aber auch etwas verlegen begrüßte sie Kathryn. Auf Englisch stammelte sie ein Dankeschön für das, was Kathryn für sie getan hatte. Ihr Bruder war wieder gesund, und es gab einen neuen Aufseher, der ihr nicht zu nahe trat. Kathryn winkte ab, doch sie wusste selbst, wie wenig selbstverständlich eine solche Behandlung für Arbeiter war.
»Aashmi, hättest du Lust, eine Schneiderlehre zu machen?«
Aashmis sichelförmige Augenbrauen hoben sich. »Wer? Ich?«, fragte sie.
»Ja, du! Ich hab für dich eine Stelle bei meinem Schneider Mr Singh in Darjeeling gefunden. Der versteht sein Handwerk, da kannst du richtig was lernen. Was sagst du?«
Aashmi sagte gar nichts. Ihre mandelförmigen schwarzbraunen Augen guckten erst ungläubig, dann breitete sich darin eine ebenso tiefe wie weite Freude aus. Kathryn schien es wie das Aufatmen eines Gefangenen, dem ein Tor zur Freiheit geöffnet wurde.
Dieser Augenblick war auch für sie überwältigend. Wie einfach konnte man einen anderen Menschen glücklich machen! Das Aufleuchten in Aashmis Augen war ihr größter Lohn. Kathryn wünschte sich, solche Momente noch oft erleben zu dürfen.
»Ich weiß nicht, was ich sagen soll«, flüsterte Aashmi schließlich ehrfürchtig. Sie hob beide Hände an ihre Wangen. »Eine Lehre? Wirklich?« Ihre Gebete waren erhört worden! Aashmis Augen glänzten, ihre Stimme vibrierte vor Freude. »Ja, natürlich will ich das!«
Kathryn lächelte. »Ich nehme dich bald mit nach Darjeeling. Ein Zimmer habe ich auch für dich gefunden, in einem Heim für unverheiratete weibliche Lehrlinge. Da ist es sauber und ordentlich, und du brauchst vor niemandem Angst zu
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