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Die Rose von Darjeeling - Roman

Die Rose von Darjeeling - Roman

Titel: Die Rose von Darjeeling - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylvia Lott
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der Küste.
    Für andere Teehändler blieben die Zeiten schwer, denn an freie Teeimporte war noch nicht zu denken. Gustav ter Fehn aber gelang es, nebenbei ein kleines Vermögen zu verdienen. Niemand sonst war eingeweiht, auch nicht Ivy. Sollte die Sache auffliegen, drohten ihm mehrere Monate Gefängnis.
    »Oh!« Gesine öffnete die knisternde Teetüte. Mit geschlossenen Augen sog sie den Duft ein. »Ach, wie herrlich!«
    Die beiden Frauen in der Großküche von Gesine Jonas spürten, dass Gustav ein besonderer Gast war. Sie zogen sich zurück, um die Hausherrin mit ihm ungestört zu lassen.
    Gesine bot Gustav den Lehnstuhl am Küchentisch an und setzte Teewasser auf. »Magst du ein Schinkenbrot?« Ohne eine Antwort abzuwarten, nahm sie einen großen Laib Schwarzbrot in den Arm. »Hungern müssen wir nicht.« Sie zwinkerte Gustav zu, während sie sich mit dem Messer unbekümmert zum Körper hin durch den Laib vorarbeitete. »Meine Eltern haben ja den Bauernhof nebenan, und an jeder Hausschlachtung wird der Ortspolizist gebührend beteiligt.«
    Erst nachdem Gustav sein Schinkenbrot verspeist hatte, fragte er: »Was ist mit Carl?«
    Gesines Augen füllten sich mit Tränen, die sie schnell energisch wegwischte. »Die letzte Nachricht stammt noch aus Kriegszeiten … Einige Kameraden meinten, er ist beim Russen in Gefangenschaft.« Sie holte ein Taschentuch unter ihrem Ärmel hervor, um sich zu schnäuzen. »Wir können nur das Beste hoffen und beten.«
    Gustav hatte Carl um einen Gefallen bitten wollen, deshalb war er gekommen. Das ging nun also nicht.
    Gesine tat ihm leid. Jeder wusste, dass die russische Gefangenschaft wegen des Klimas und der Arbeitsbedingungen in den Lagern die schlimmste war. Wer in einem Bleikohlebergwerk schuften musste, verreckte nach und nach an Bleivergiftung. Andere starben an der Kälte. Oder an Hunger und Erschöpfung. Oder an Seuchen. Oder an Grausamkeit, gewachsen aus einem Hass, den Deutsche einst selbst gesät hatten. Und die Wenigen, die zurückkehrten, waren gebrochen.
    »Carl ist ein ganz zäher Bursche«, sagte Gustav mit belegter Stimme. »Ich hab ihn doch erlebt, damals im Himalaya – ein wahrer Überlebenskünstler! Mach dir mal keine Sorgen, Gesine.«
    Sie lächelte unter Tränen. »Nein, natürlich nicht. Er ist ja ein Sonntagskind …«
    »Mama!« Ein kleiner Junge mit leuchtend blauen Augen kam weinend in die Küche gelaufen. »Die anderen Kinder nehmen mir immer meinen Teddy weg!« Gesine hatte für ihre Kinder aus Stoffresten Teddys genäht und Gesichter daraufgestickt.
    »Ach, Hansi, sei ein großer Junge. Die anderen Kinder haben überhaupt kein Spielzeug mehr. Leih ihnen den, du kriegst ihn doch zurück.« Sie reichte ihm ein Stückchen trockenes Brot. Selig daran kauend vergaß der Junge seinen Kummer gleich.
    »Das ist Onkel Gustav, gib ihm schön die Hand.«
    Der Kleine machte sogar einen Diener. Als die Kinder nach ihm riefen, trollte er sich wieder nach draußen.
    Gesine lächelte stolz. »Unser Kleiner. Carl war nach seiner Verletzung bei Stalingrad 1942 auf Genesungsurlaub zu Hause.«
    »Nummer drei«, sagte Gustav, »gratuliere.« Da hatte Carl nun sogar zwei Söhne. Nur ihm war kein Erbe beschieden.
    Seit sein rechtes Bein nur noch halb da war, ihm aber doppelt wehtat, weigerte Ivy sich, ihn nackt überhaupt nur anzusehen. Sein Anblick stieß sie ab.
    »Hauruck, hauruck!«
    Von draußen drang Getöse in die Küche. Durch die Sprossenfenster sah Gustav, dass auf dem Baumschulgelände größere Erd- und Rodungsarbeiten mit Pferd und Wagen im Gange waren. Männer mit Prinz-Heinrich-Mützen zogen an Sträuchern mit schweren Ballen.
    »Was ist denn da los?«
    »Ach!« Jetzt rollten doch Tränen über Gesines Wangen. »Hast du es denn nicht mitgekriegt? Eine Katastrophe! Wenn Carl das wüsste …«
    Schluchzend zog sie unter der Wachstuchdecke des Küchentischs eine Schublade auf, nahm ein Schreiben der Alliierten Militärbehörde heraus und reichte es Gustav.
    »Mein Schwiegervater ist auch ganz fertig. Die Arbeit von Generationen …« Gesine konnte nicht weitersprechen.
    Gustav las die behördliche Anordnung. Alle Baumschulflächen mussten geräumt und gerodet werden, sie sollten wegen der Hungersnot auf Ackerbau und Viehzucht umstellen.
    »So ein Blödsinn!«, kommentierte Gustav empört. »Das mag ja in den Städten eine gute Idee sein. Aber hier? Es gibt doch genug Weiden für die Kühe, und eher sollte man da noch einen Acker mehr umpflügen, um zusätzlich

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