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Die Rose von Darjeeling - Roman

Die Rose von Darjeeling - Roman

Titel: Die Rose von Darjeeling - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylvia Lott
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zurück.
    »Lauf weg, in die andere Richtung!«, keuchte Max. Er wusste, dass der Krampf ihn noch minutenlang außer Gefecht setzen würde.
    Julia zögerte.
    »Los!«, wiederholte Max. »Lauf!«
    Mit schmerzverzerrtem Gesicht massierte er seinen verhärteten Oberschenkelmuskel. Zum Glück befand er sich wieder an der Stelle, an der die Männer ihn gefesselt zurückgelassen hatten.
    Julia sah in der Dunkelheit ein weiß gestrichenes altmodisches Eisengitter schimmern. Es gehörte zu einer Treppe, die über die Flutmauer zum Alten Kurhaus hochführte. Sie rannte die Stufen hoch durch den Biergarten zur großen Eingangstür und hämmerte dagegen, aber wie sie befürchtet hatte, machte niemand auf. Draußen auf einem Biergartentisch standen noch Flaschen. Kurz entschlossen nahm Julia eine an sich und lief zurück.
    Max nutzte den Überraschungseffekt. Er warf sich auf den Mann, den der Deutsche Valek genannt hatte, dann sprang er auf, zückte sein Messer und hielt ihn damit auf Abstand. Max sah nicht, dass Julia zurückgekommen war und sich an ihn und seinen Angreifer anschlich.
    In Julia loderte jäh eine mörderische Wut auf, die ihr jede Angst nahm. Sie holte aus und schlug dem Mann mit voller Wucht die Flasche über den Schädel. Erst danach kam sie wieder zur Besinnung. Julia hoffte inständig, dass das, was sie tausendmal in Spielfilmen gesehen hatte, auch im wahren Leben funktionierte. Ihr war, als liefe dieser Augenblick in Zeitlupe ab. Erst schien überhaupt nichts zu passieren. Dann, langsam, ganz langsam, kippte Valek zur Seite und fiel in den Sand.
    »Ju… Julia …«, stammelte Max und starrte sie ungläubig an. »Wir müssen weg hier … aber meine Brille … Ich muss erst meine Brille finden.«
    Julia kniete sich in den Sand und tastete die Umgebung auf allen vieren ab. »Hier … Ich hab sie.«
    Erleichtert setzte Max die Brille auf, heilfroh, dass sie nicht zerbrochen war. »Ich kann sehen, ich kann wieder sehen! Los, komm!«
    »Polizei! Stehen bleiben!«
    Max nahm Julias Hand. Von weitem hörten sie aufgeregte Männerstimmen. Die Polizei? Was war hier los? Angestrengt sahen sie in die Dunkelheit und versuchten, etwas zu erkennen. Männer kamen auf sie zu, Männer in Polizeiuniform.
    Zu seiner großen Überraschung machte Max ein bekanntes Gesicht aus. »Mr Douglas? Was machen Sie denn hier?«
    In nicht sehr kleidsame, aber trockene Ersatzkleidung und Wärmefolien gehüllt, jeder mit einem Becher heißen Tee in der Hand, saßen Julia und Max nebeneinander im Rettungswagen auf dem Parkplatz auf der kleinen Anhöhe. Die Sanitäter wollten sie zur Beobachtung ins Krankenhaus bringen, aber sowohl Julia als auch Max lehnten ab. Ein Polizeiwagen mit den gefassten Kriminellen war bereits weggefahren.
    Mr Douglas stellte sich noch einmal vor, diesmal richtig. »Ich arbeite als verdeckter Ermittler für Interpol. Wir sind seit langem einer international agierenden, kriminellen Vereinigung von Rhodoraubkopierern auf der Spur. Die gesuchte Plastiktüte hat belastendes Material enthalten: Auftragslisten, von welchen Sorten Reiser gestohlen werden sollten, Adressen von Lieferanten und von Abnehmern, hochinteressante Pläne von Baumschulen in Osteuropa, die das gestohlene Material en gros vermehren.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Wir haben uns erlaubt, die Tüte aus dem Müllcontainer Ihrer Pension zu fischen.« Zufrieden offenbarte Mr Douglas ihnen, dass sie in dieser Nacht sogar einen der führenden Köpfe dingfest gemacht hatten.
    »Er wollte morgen in Wilhelmshaven an Bord gehen. Diese Gangster nutzen gern den Seeweg in die Hafenstädte der östlichen Ostsee … Auch zurück, für Transporte in den Westen.«
    »Dann waren unsere Begegnungen also keine Zufälle«, sagte Max.
    »Am Anfang schon. Aber nach der Verwechslung der Tüten haben die Täter Sie für den Mann von Interpol gehalten …«
    Max schüttelte ungläubig den Kopf.
    »… und wir haben Sie gern als Lockvogel benutzt. Ich hoffe, Sie verzeihen uns. Der Dank des Vaterlandes ist Ihnen gewiss.« Mr Douglas lächelte, dann wurde er wieder ernst.
    »Aber Sie hätten Frau Jonas heraushalten müssen!«, sagte Max entrüstet.
    Mr Douglas wandte sich Julia zu. »Auch Ihnen ist sehr zu danken, Frau Jonas. Wir hatten die Situation zu jeder Zeit im Griff.«
    Julia verschluckte sich am Tee, und das lag nicht am ungewohnten Traubenzucker darin. Sie wäre beinahe erfroren! Unmöglich, was Männer manchmal so von sich gaben! Sie wollte nur noch nach Hause, ein

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