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Die Rose von Darjeeling - Roman

Die Rose von Darjeeling - Roman

Titel: Die Rose von Darjeeling - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylvia Lott
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Bauernschaft lag nicht weit entfernt. In Westerstede, das einem Blütenmeer glich, waren wegen der Rhodo-Eröffnung viele Straßen gesperrt, aber Julia kannte die Schleichwege.
    »Hier. Aus meiner Reiseapotheke.« Max reichte Julia ein braunes Medizinfläschchen. »Das ist ein Zaubermittel gegen Halsschmerzen. Nimm drei davon halbstündlich, bis es besser wird.«
    »Was ist das?«
    »Ein homöopathisches Mittel, das ein Apotheker aus Jersey entwickelt hat, Louis Laurent. Er ist so was wie ein moderner Druide, unser Merlin. Ich glaub, da steckt Eisenhut drin.«
    »Willst du mich vergiften? Eisenhut ist hochtoxisch!«
    »Monsieur Laurent ist ein Experte und ein Freund der Familie. Meine Mutter behauptet, ohne seine Naturheilmittel wäre sie nie mit mir schwanger geworden.«
    Julia musterte das Fläschchen misstrauisch.
    Max lachte. »Er hat mich auch geheilt. Ich hab früher sehr unter Allergien gelitten. Von Mai bis August musste ich niesen.« Er grinste. »Drei Stück, schön unter der Zunge zergehen lassen. Vertrau mir.«
    Das hatte er schon mal gesagt. Julia schraubte das Fläschchen auf. »Na gut.«
    Er würde sie nicht an einem Tag retten und am anderen umbringen wollen. Brav nahm sie drei Kügelchen, legte sie unter die Zunge und schwieg, bis sie am Ziel waren.
    Auf der Festwiese mit Imbiss, Bierbude und Berlinerstand herrschte Hochbetrieb. Aus Lautsprechern dröhnte Schlagermusik. Die Rennbahn machte eine scharfe Kurve, wie bei Hein auf dem Hof, war aber breiter und doppelt mit Zaun und Strohballen gesichert. Zwölf Schweine sollten gleichzeitig an den Start gehen.
    In die friedliche Schützenfeststimmung unter blühenden Kastanienbäumen drangen aufgebrachte Männerstimmen. Sie kamen aus dem Stall, in dem die Schweine auf ihren Einsatz vorbereitet wurden. Jetzt erst sah Julia, dass ein Polizeiwagen neben der großen Stalltür parkte.
    »Was ist denn hier für eine Aufregung?«, fragte sie einen Landwirt, den sie als Heins Nachbarn vom Renntraining kannte. Auch Max erblickte einige vertraute Gesichter, darunter das von Gerda, die sich gerade temperamentvoll über etwas empörte.
    »Da hat einer die beiden Rennschweine von Hein besoffen gemacht.«
    »Was?« Die armen Tiere, dachte Julia.
    »Jau«, sagte der Landwirt bedauernd. »Ein echter Idiot! So ’ne Verschwendung …«
    Julia und Max drängten sich in den Stall zu Hein durch. Die Polizei vernahm den Übeltäter, der geständig war: Jürgen, Gerdas hartnäckiger Verehrer.
    »Sie geben also zu, dass Sie den Rennschweinen Rudi und Max gewaltsam Alkohol verabreicht haben?«
    Die beiden Schweine torkelten grunzend und oinkend durch eine Stallbox – sie unterschieden sich in Motorik und Äußerungen nicht wesentlich vom Verhalten volltrunkener Menschen.
    »Gewaltsam nicht!«, betonte Jürgen, der selbst auch nicht nüchtern war. »Die sind ganz wild drauf gewesen.«
    »Mag ja lustig aussehen, aber das ist Tierquälerei. Das gibt ’ne Anzeige«, belehrte ihn der Polizist.
    »Wir haben wochenlang trainiert für dieses Rennen!«, rief Hein anklagend. Er war bitter enttäuscht, dass seine Spitzenschweine nun schon vor dem Start disqualifiziert wurden.
    »Warum haben Sie das gemacht?«, fragte der Polizist Jürgen.
    »Weil ich allen beweisen wollte, dass Hein ein Döspaddel is. Darum.«
    »Was für eine Schnapsidee!«
    »Jau.«
    »Und warum wollten Sie Hein blamieren?«
    »Weil …«, Jürgen sah Gerda an, die böse zurückguckte. Er bekam einen knallroten Kopf. »Ach, das sag ich nicht.«
    Heins Vater, ein leidenschaftlicher Krimifan, schaltete sich ein. »Das Motiv ist Eifersucht! Jürgen ist nämlich scharf auf Gerda. Aber Gerda mag unsern Hein wohl leiden, nicht Gerda?«
    Gerda wand sich vor Verlegenheit, blinzelte aber zugleich verschämt kokett zu Hein rüber. Der wiederum, ungläubig, überwältigt von einer Welle unerwarteten Glücks, wusste nichts Besseres zu sagen als: »Ehrlich?«
    Immer war er eine Spur zu schüchtern gewesen. Aber wie Gerda ihn anguckte, das war ja … Hein ging rüber zu ihr. Er wagte ein vorsichtiges, zittriges Lächeln. Leise sagte er auf Platt: »Stimmt dat, Gerda, du machst mi woll lieden?«
    Sie nickte. »Warum wär ich wohl sonst immer zu deinen Trainings gekommen?«
    Die Menschentraube um Jürgen und den Polizisten beobachtete gerührt, wie Hein kühn nach Gerdas Hand griff und über die Gesichter der beiden ein Strahlen ging. Nur Jürgen rülpste angewidert.
    Max hatte eine Eingebung. »Könnte es sein, dass auf Ihr Konto auch

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